Umfrage zum Stimmungsbild auf dem Marktplatz: Drei Wochen vor dem Bürgerentscheid legen sich viele noch nicht fest

Barsbüttel. Soll das sanierungsbedürftige Rathaus am Marktplatz bleiben? Oder ist ein Umzug in einen eigenen oder gemieteten Neubau am geplanten Einkaufszentrum auf dem Bauhofgelände besser? Viele Barsbütteler tun sich drei Wochen vor dem Bürgerentscheid schwer mit dieser Frage. Sie fühlen sich nicht genügend informiert. Eine Umfrage des Abendblattes auf dem Marktplatz ergab zudem, dass Bürger ein stimmiges städtebauliches Konzept vermissen.

"Ich muss mich da noch einlesen", lautet eine häufige Antwort von Passanten. Die Stellungnahmen zum Bürgerentscheid, die sowohl die Gemeindevertretung als auch die Bürgerinitiative für den Erhalt des alten Rathauses Anfang Februar veröffentlicht hatten, reichen als Information für eine Entscheidung offenbar nicht aus. "Der eine Zettel hatte keine Unterschrift und war nebulös formuliert, der andere war zumindest von den Absendern unterschrieben", sagt Rentner Günther Lorenz. Dem 78-Jährigen fehlten die Kosten für ein neues Rathaus. Seine Frau Christa wundert sich, dass die Gemeinde das 35 Jahre alte Gebäude loswerden will. "Unser Reihenhaus ist 41 Jahre alt, das reißen wir doch auch nicht ab." Das neue Einkaufszentrum findet sie aber gut. "Hier gibt es viel zu wenig Parkplätze", sagt sie vor dem Edeka-Laden an der Hauptstraße. Der Marktplatz gefalle ihr gar nicht: "Die scheußlichen Häuser dort, wo das Restaurant ist, sollte man abreißen." Wie es abstimmen werde, weiß das Ehepaar noch nicht.

Es sei eine Kosten-Nutzen-Frage, meint Anja Osius, 44. Der Diplom-Kauffrau fehlen noch Informationen und ein Gesamtkonzept für den Ort.

Im Edeka-Markt sind die Pläne zum Rathaus Tagesgespräch. "Die Frage ist, was vernünftig wäre. Man muss erst die Kosten auf den Tisch legen", sagt Inga Weisheit, 48. Die Mutter zweier Kinder findet die Diskussion um die Ortsmitte unsinnig, denn Barsbüttel habe gar kein Zentrum. Ihr Mann, der Architekt Arno Weisheit, 52, sagt: "Hier wurde jahrelang nicht in das Zentrum investiert, dann können es die Bürger auch nicht annehmen." Vor acht Jahren hatte er Pläne für eine Verschönerung des Platzes vor dem Rathaus entworfen, doch die Idee wurde nicht aufgegriffen. "Ich würde den Verkehr wieder auf den Marktplatz holen, davon profitieren dann auch die Geschäfte." Den Parkplatz vor dem Rathaus würde er zum Ortsmittelpunkt umbauen und die Strecke vom Rathaus bis zum Penny-Markt mittels Verkehrsberuhigung als Flanierzone gestalten. Ein Zentrum auf dem Bauhofgelände muss seiner Ansicht nach scheitern. "80 Prozent der Barsbütteler wohnen doch auf der anderen Seite."

Für Hubert Franke, 61, den stellvertretenden Schulleiter der Gemeinschaftsschule, ist es "ein Skandal, dass die Gemeinde die Ortsmitte auf den Acker verlegen will" und den Marktplatz derart verkommen ließ. Weil ihnen die Umsätze zu gering sind, haben sich die Händler schon vor Monaten für den Umzug zum neuen Einkaufszentrum ausgesprochen.

Margarete Hoffmann und Wulf Jütting, ehemalige Kommunalpolitiker und jetzt für den Seniorenbeirat aktiv, haben den Bürgerentscheid mit 1400 Unterschriften erstritten. Sie wollen das Rathaus erhalten und den Marktplatz umgestalten, deshalb bauen sie jeden Freitag ihren Infostand auf. "Wozu brauchen wir ein neues Rathaus, wir sind sowieso so arm", ruft ihnen eine ältere Bürgerin mit Rad zu. Eine andere schimpft: "Erst sanieren sie das Rathaus, und danach wollen sie es abreißen." Sie wohne in Willinghusen und müsse noch weiter fahren, wenn das Rathaus umzöge, sagt eine alte Dame, "man muss doch auch an die Nebendörfer denken." In Willinghusen und Stellau hätten sie Unterstützer, auch im Hauptort sei die Resonanz gut, meint Margarete Hoffmann. "Wir werben dafür, dass möglichst viele wählen gehen", sagt sie.

Für Montag, 21. Februar, lädt die Bürgerinitiative um 19 Uhr noch einmal zum Info-Abend ins Rathaus. Dort wollen Hoffmann und Jütting zeigen, dass die Brandschutzsanierung inklusive neuer Heizung für rund eine Million Euro zu haben wäre. Wulf Jütting: "Dann wäre das Rathaus in einem akzeptablen Zustand."