Beim Kreisbauerntag gab's viel Kritik an politischen Vorgaben aus Berlin und von der EU

Bad Oldesloe. Der Dioxinskandal hat sie alle getroffen, doch die Stormarner Bauern schauen wieder in die Zukunft - etwa auf die Agrarreform 2013. "Unser Anliegen ist, dass gleiche Wettbewerbsbedingungen herrschen. Wir haben in Deutschland die höchsten Qualitätsstandards, müssen auch europäische Naturschutz-Richtlinien beachten und doch auf den Weltmärkten konkurrieren", sagt Peter Koll, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands. Am Freitag diskutierte er beim Kreisbauerntag in der Oldesloer Stormarnhalle mit den Landwirten des Kreises sowie Vertretern der Politik.

"Wir konkurrieren nicht unter gleichen Bedingungen. Was schert den Südamerikaner das deutsche Tierschutzrecht. Wir stellen unsere Flächen auf umweltfreundlichere Produktion um, und der Brasilianer rodet den Regenwald", sagte Hans-Joachim Wendt, Kreisvorsitzender des Bauernverbands. Den Bauern ginge es trotz guter Marktpreise schlecht. "Was nützen hohe Börsennotierungen, wenn bei uns Landwirten nichts von den guten Preisen ankommt", sagte Wendt. 2010 sei von schlechten Wetterverhältnissen geprägt gewesen. "Als unverhofftes Weihnachtsgeschenk kam dann noch das Dioxin", sagte Wendt.

Er äußerte jedoch Lob für das Krisenmanagement von Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsministerin Juliane Rumpf (CDU). Hingegen kritisierte Wendt die Pläne der Bundesministerin Ilse Aigner (CSU), Brandzeichen bei Pferden aus Tierschutzgründen zu verbieten: "Das Brandzeichen ist ein Markenzeichen. Versuchen Sie, einen Mercedes in den USA ohne Stern zu verkaufen." Angst habe er vor der Agrarreform. "Denn der Agrarkommissar Dacian Ciolos hat eine Eingrünung der Förderpolitik im Sinn. Die östlichen Mitgliedstaaten wollen die Hälfte unserer Beihilfen haben", sagte Wendt, "Wir brauchen aber die Direktzahlungen auch über 2013 hinaus." Kritisch sieht Wendt den Einstieg der dänischen Arla in die bisher eigenständige Hansano-Meierei in Trittau.

Rainer Gießübel vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, vertrat in seiner Rede die Seite der Politik. Der ursprünglich vorgesehene Redner, Staatssekretär Robert Kloos, hatte kurzfristig abgesagt. "Die Bauern müssen sich auf weniger direkte Zuschüsse einstellen", sagte Gießübel. Denn auf europäischer Ebene stoße die deutsche Lösung auf wenig Gegenliebe. Dafür werde es mehr Gelder für spezifische Investitionen in Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen geben, so Gießübel. Die Bauern machten daraufhin ihren Widerspruch deutlich.