Dubiose Firma verschickt Briefe auch in Ahrensburg. Kripo warnt vor Teilnahme an Busausflug

Ahrensburg. Es werden hohe Gewinne versprochen, doch am Ende sind die vermeintlichen Sieger oft die Verlierer. Dubiose Firmen locken ahnungslose Bürger mit hohen Geldgewinnen auf Kaffeefahrt und bieten überteuerte Ware, die sie als Schnäppchen anpreisen, zum Verkauf an. Der neueste Fall: Die Ahrensburgerin Hannelore Hansen bekam Post von der Firma TB Verlag aus Stapelfeld, einem Ortsteil von Cloppenburg in Niedersachsen. Sie zähle zu den Siegern des Gewinnspiels zum neuen Telefonbuch 2010/2011, las Hansen. Der Verlag habe aus allen Einträgen 50 Menschen ermittelt, die 1500 Euro gewonnen hätten. Die Sieger würden mit dem Bus zur Gewinnübergabe gefahren.

"Ich hab mir sofort gedacht, das ist doch ein Schwindel, und das Schreiben sofort weggeschmissen", sagt die 68 Jahre alte Rentnerin und fügt hinzu: "Mein erster Gedanke war, da sollen ältere Menschen übers Ohr gehauen werden. Zumal in dem Brief stand, dass ich gerne Bekannte in meinem Alter mitbringen könne."

Der Bus soll am Montag um 5.30 Uhr am Bahnhof abfahren

Vergangenes Wochenende bekam Hannelore Hansen erneut Post von demselben Absender: eine Reservierungsbestätigung zur Gewinnauszahlung: Der Bus fahre am Montag, 14. Februar, um 5.30 Uhr vom Ahrensburger Bahnhof ab, ein Platz für sie sei reserviert. Sollte sie nicht teilnehmen, würde die Firma ihr die Kosten für die Busfahrt und die Verpflegung in Rechnung stellen. "Ich empfand dies als Drohung", sagt Hansen. Ein Ort der Gewinnübergabe ist in dem Schreiben auch nicht genannt.

Eine Anfrage dieser Zeitung beim Amtsgericht in Cloppenburg ergab, dass im Handelsregister keine Firma mit dem Namen TB Verlag UG eingetragen ist. Auch dem Gewerbeamt der niedersächsischen Stadt ist ein solches Unternehmen unbekannt. Damit werde gegen das GmbH-Gesetz verstoßen, sagt ein Sprecher der Behörde. Doch die Verantwortlichen seien nur schwer zu ermitteln, da es sich um Briefkastenfirmen handele.

Auch Wolfgang Böhrs, Leiter der Ahrensburger Kriminalpolizei, geht davon aus, dass Betrüger hinter dem Schreiben stecken. Er warnt die Bürger davor, auf solche Briefe zu reagieren oder gar an der Fahrt teilzunehmen. Strafrechtlich seien die Verantwortlichen nur schwer zu fassen, da die Formulierung offen lasse, ob der Adressat tatsächlich zu den Gewinnern zähle. Im Brief heißt es: "Der 1500 Euro Gewinn kann jetzt ausgezahlt werden (...) und ihr Preis steht ihnen nun rechtmäßig zu." Wolfgang Böhrs: "Wir als Polizei haben keine Handhabe, eine solche Busfahrt zu stoppen." Der Kripo-Chef weiß, dass den Teilnehmern meist überteuerte Sachen zum Kauf angeboten werden. Häufig würden rhetorisch sehr begabte Moderatoren den älteren Teilnehmern medizinische Dinge aufdrängen. TB Verlag UG verschickt solche Lockbriefe in der gesamten Bundesrepublik. Ein Strafverfahren gegen die Firma gibt es laut Polizei nicht.