Ammersbek verhandelt über ein Stormarner Gastschulabkommen mit Ahrensburg und Bargteheide

Ammersbek. Rund 80 Viertklässler werden jedes Jahr aus den beiden Ammersbeker Grundschulen entlassen - in eine bislang ungewisse Zukunft. Die Gemeinde hat keine eigene weiterführende Schule. Ammersbek ist also auf die Nachbarn angewiesen, doch die reagieren zunehmend ablehnender: Die Kapazitäten sind ausgereizt. "Die Eltern sind sehr verunsichert", sagt Ammersbeks Bürgermeister Horst Ansén. Er fordert: "Wir brauchen eine Lösung, die Sicherheit schafft." Er fordert ein Gastschulabkommen zwischen Stormarner Städten und Gemeinden.

Mit Bargteheide hat Ammersbek eine Vereinbarung abgeschlossen, dass die Gemeinde wie bisher Kinder aus den Ortsteilen Bünningstedt und Rehagen/Schäferdresch in die Schulen der Stadt schicken kann. Eine ähnliche Abmachung hat sich Ansén mit dem zweiten großen Nachbarn, mit Ahrensburg, gewünscht. Kinder aus Hoisbüttel und Lottbek sollten weiterführende Schulen in Ahrensburg besuchen können. "Das war in der Vergangenheit immer so", meint Ansén.

Lediglich in den vergangenen Jahren seien auch diese Kinder oft in Bargteheide, insbesondere an den dortigen Gymnasien, aufgenommen worden - "wenn Bargteheide Kapazitäten hatte." Ahrensburg habe sich geweigert, die Vereinbarung mitzutragen, so Ansén. "Deshalb habe ich mich an die Schulrätin gewandt." Die lud daraufhin für den 20. Januar Vertreter aus Ammersbek, Ahrensburg und Bargteheide zum Gespräch. Es ging um Lösungsmöglichkeiten auch vor dem Hintergrund einer sich verändernden Schullandschaft in Ahrensburg. Das Förderzentrum an der Fritz-Reuter-Straße nimmt bereits seit mehr als zwei Jahren keine Schüler mehr auf. Im Sommer schließt es endgültig. Das heißt: Kinder mit Förderbedarf werden auf die Regelschulen verteilt. Die Folge: Mehr Plätze in den weiterführenden Schulen sind belegt. Zusätzlich schrumpft die Klassengröße. "Normalerweise sind 25 Kinder in den fünften Klassen", sagt Schulrätin Katrin Thomas, "aber für Integrationsklassen gilt ein Richtwert von maximal 20 Kindern, weil der Betreuungsbedarf natürlich viel größer ist."

Da ist für Ammersbeker Schüler noch weniger Platz als ohnehin schon. Hanno Krause, zuständiger Fachbereichsleiter im Ahrensburger Rathaus, hat schon mal nachgerechnet, was die Forderung der Nachbargemeinde für die Stadt bedeutete: "Das wären in den kommenden Jahren etwa 240 Kinder und Jugendliche zusätzlich", sagt er. "Was wir dann überlegen müssten, wäre entweder bestehende Schulgebäude aufzustocken oder Container aufzustellen." Container, räumt er ein, wären aber nicht so schön. Aufstocken ließen sich das Heimgarten-Schulzentrum und die Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule.

In Bargteheide ist die Lage in der Tat ebenfalls angespannt. Die Gymnasien platzen aus allen Nähten. Und obwohl ein rund zwei Millionen teurer Erweiterungsbau am Schulzentrum kurz vor der Fertigstellung ist, beschäftigt sich die Stadt bereits mit neuen Plänen zur Erweiterung des Eckhorst-Gymnasiums. "Unter zwei, drei Millionen Euro ist das allerdings nicht zu haben", sagt Bürgermeister Henning Görtz. Im Hauruck-Verfahren sei das nicht zu machen. "Wir werden den Schulentwicklungsplan fortschreiben", sagt Görtz. Unabhängig davon gelte auch für das kommende Schuljahr die Garantie, dass Bargteheide wie bisher Gastschüler aus Bünningstedt aufnimmt. Sollte sich Ahrensburg jedoch weigern, die Schüler aus Hoisbüttel aufzunehmen, werde es schwierig. Görtz: "Es kann nicht sein, dass alle zu uns kommen."

"Ich kann das sehr gut verstehen. Das ist eine fürsorgliche Haltung", sagt die Schulrätin Thomas, "die Gemeinden wollen ihre Schulen schützen, denn die haben schließlich auch ein pädagogisches Konzept und entsprechenden Raumbedarf." Das Problem des Platzmangels sei nicht neu. Die Schulreform und der veränderte Bedarf, zum Beispiel durch das Einrichten größerer Klassen oder mehr Differenzierungsunterricht, verschärfe die Situation allerdings.

Im Endeffekt wird Ahrensburg aber wohl einlenken, ja einlenken müssen. "Eine Gemeinde wie Ammersbek, die keine eigene Infrastruktur vorhält, muss sich der Schulen in anderen Städten bedienen", sagt Hanno Krause. "Das Schulgesetz sieht vor, dass die Schulaufsicht bestimmt, welche Schulen für welche Schüler zuständig sind."

Er hoffe aber, dass es zu einer gerechten Aufteilung kommen werde. Gerecht heißt für Ahrensburg auch, dass sich Ammersbek ordentlich an den entstehenden Mehrkosten beteiligt. "Für jeden Schüler, der von außerhalb zu uns kommt, bekommen wir Geld", sagt Krause. Ohne es im Einzelfall genau beziffern zu können, spricht er von schätzungsweise 2000 Euro pro Schüler und Jahr. Das Problem - es trifft Bargteheide allerdings ebenso - sei, dass die Stadt jetzt investieren müsse, dass die Zahl der Schüler aus Ammersbek aber eines Tages geringer werden könnte. Dann käme weniger des pro Kopf bemessenen Geldes aus Ammersbek in die Kasse, Ahrensburg bliebe auf Kosten sitzen. Und die extra gebauten Schulerweiterungen stünden womöglich leer.

Auch Schulrätin Katrin Thomas geht fest davon aus, dass es zu einer Lösung kommen wird. "Es ist keine Frage. Jeder Schüler wird einen Platz in einer fünften Klasse bekommen. Am 14. März beginnt die Anmeldewoche, am 21. März setzen wird uns dann noch einmal zusammen, um zu sehen, ob und wo es Engpässe gibt. Wir werden Lösungen finden." Und Hanno Krause sagt: "Wir wollen dann sagen, wie es aus unserer Sicht laufen könnte."

Damit eine Lösung nicht jedes Jahr von Neuem gefunden werden muss, ist für den 31. März ein weiteres Treffen geplant, bei dem die Aktualisierung des Schulentwicklungsplans des Kreises in Angriff genommen werden soll.