Barsbütteler Politiker verfolgen Planung nicht weiter - gegen den Widerstand der Wirtschaft

Barsbüttel. Die Firmenchefs in Barsbüttel fühlen sich beim neuen Flächennutzungsplan (F-Plan) übergangen, weil die Gemeinde nur noch zwei der ursprünglich vorgesehenen vier Gewerbeflächen ermöglichen will. Ein Vorentwurf, der im Planungsausschuss mit großer Mehrheit beschlossen wurde, sieht nur den Ausbau des bestehenden Gewerbegebiets westlich der A 1 vor. Zwei weitere Areale östlich der Autobahn - eines davon ist das sogenannte Bermuda-Dreieck von Teppich Kibek - sind nicht mehr ausgewiesen.

Die Wirtschaftliche Vereinigung Barsbüttel (WVB) kritisiert, dass sie vor der Entscheidung nicht befragt wurde. Bei einem Treffen am Abend vor dem Planungsausschuss forderten Christel Lebermann, Vorsitzende der WVB, und weitere Unternehmer von Bürgermeister Thomas Schreitmüller und den Vertretern von CDU, SPD und BfB, die Gemeinde möge weiter alle vier Optionen darstellen und die Abstimmung verschieben. Doch dieser Anregung folgte der Ausschuss nicht.

Ursprünglich waren es 96,5 Hektar, jetzt sind noch 41 möglich

"Es wurde anders besprochen", sagt Christel Lebermann und meint damit die Vorgespräche zum F-Plan im Vorjahr. Sie hält es für sträflich, wenn die hoch verschuldete Gemeinde ihr Potenzial für wirtschaftliches Wachstum selbst beschneiden würde. Lebermann: "Wir wollen Kindergärten und eine besseres Infrastruktur, dann müssen wir auch Einnahmen haben."

Das sieht auch Rainer Eickenrodt, Vorsitzender des Finanzausschusses und der Wählergemeinschaft BfB, so. Auch er zeigte sich erstaunt, dass nur noch zwei Gewerbeflächen im F-Plan dargestellt waren.

Ursprünglich waren sich alle Beteiligten einig gewesen. In einem Auftaktworkshop zum neuen F-Plan im Oktober 2010 legten Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Vereinen und Verbänden vier Gewerbeflächen westlich und östlich entlang der A 1 fest. Teppichunternehmer Frank Sachau (Kibek) sah eine Chance, auf seinen Grundstücken im Bermuda-Dreieck mit einem Fachmarktzentrum zum Zuge zu kommen.

Doch Anwohner liefen Sturm, und nach den Protesten entschieden sich CDU und SPD, die Planung für die östlichen Gebiete zu stoppen. Die Politiker verständigten sich darauf, dem Ausbau des bestehenden Gewerbegebietes Vorrang zu geben und die Flächen auf der anderen Seite als "nachrangig" zu bezeichnen. Im F-Plan sieht das nun so aus, dass ein nachrangiges Gewerbegebiet eben keines ist und damit auch nicht ausgewiesen wird.

Stadtplaner Stefan Röhr-Kramer sagt im Planungsausschuss, er halte es für unrealistisch, dass die Landesplanung der Gemeinde eine Gewerbefläche von insgesamt 96,5 Hektar bewillige, wenn für ganz Stormarn nach einem aktuellen Gutachten bis zum Jahr 2025 insgesamt 190 Hektar Gewerbefläche vorgesehen seien. "So eine Planung würde nicht genehmigt werden", sagt auch Bürgermeister Thomas Schreitmüller. Mit den vorgesehenen zwei Flächen würden 41 Hektar in Anspruch genommen.

Nächstes Jahr soll der neue Flächennutzungsplan fertig sein

Für die Erweiterung des Gewerbegebiets westlich der A 1 und hinter dem Möbelriesen Höffner spreche zudem, dass die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) sich dort bereits 15 Hektar gesichert habe. "Das reicht für die nächsten Jahre aus in Barsbüttel", sagt WAS-Geschäftsführer Norbert Leinius.

Was ist aber, wenn die Gemeinde später die weiteren 30 Hektar haben will und der Eigentümer nicht verkauft? Christel Lebermann: "Dann müssen wir den neuen F-Plan teuer ändern." Sie geht davon aus, dass die WVB noch um eine ausführliche Stellungnahme gebeten wird. Bürgermeister Thomas Schreitmüller: "Wir gehen ja im April erst mit dem Vorentwurf in die Öffentlichkeit." Danach würden erneut Bürger und Betroffene gehört. Fertig sein soll der F-Plan 2012.