Angeklagte betäubten sich schon früh mit Alkohol und Drogen

Bad Oldesloe. Zerknirscht sitzen Dennis P. und Jonas T. (alle Namen geändert) auf der Anklagebank des Landgerichts Lübeck. Die 21 und 22 Jahre alten Oldesloer hatten beim Prozessauftakt vor einer Woche bereits gestanden, den Taxifahrer Richard L. am Abend des 10. August 2010 auf dem Parkplatz der Oldesloer Schwimmhalle überfallen, mit einer Pistole bedroht und ausgeraubt zu haben. Auf das Konto von Dennis P. und Jonas T. gehen auch Einbrüche in die Oldesloer Pizzeria Palermo, ins Restaurant Feuerstein und in die Räume des Ausbildungsverbands Stormarn/Lauenburg.

Am zweiten Prozesstag sagten die die Oldesloer Polizistin Silke H. und ihr Kollege Stefan G. aus. Unklar bleibt danach: Wurde erst das Portemonnaie aus dem Taxi genommen und dann die Waffe auf Richard L. gerichtet? Gingen beide Türen gleichzeitig auf? So ganz genau kann sich offensichtlich niemand daran erinnern.

Danach fordert die Richterin Dennis P. kühl auf, von seinem Lebensweg zu erzählen. Stockend hangelt er sich durch die Stationen. ADHS-Diagnose, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Pflegefamilie. Ohne Schulabschluss blieben ihm Gelegenheitsjobs und letztendlich Hartz IV. Verdrängen konnte er am besten mit Alkohol und Cannabis. "Dann bin ich in kriminelle Sachen reingeraten", sagt Dennis P. Das Resultat ist eine stattliche Vorstrafenliste. Bei diversen Einbrüchen erbeutete er Digicams, kleinere Geldbeträge und Laptops. Das Geld ging für Alkohol und Drogen drauf. Zur Beute zählten auch Motorroller sowie kiloweise Grillfleisch und Getränke von einem Oldesloer Schwenkgrill. "Wir mussten uns ja auch verpflegen", so P.

Jonas T. gibt sich eloquenter. Er hat eine Maurerausbildung beendet. Mit 17 begann er zu kiffen. Auch in seinem Vorstrafenregister reiht sich Diebstahl an Diebstahl. Der psychologische Gutachter fragt, ob er erzählen möchte, dass er Drogenkurier gewesen sei. Jonas T. stockt - und sein Anwalt interveniert: "Da muss er jetzt nichts zu sagen." Nach der Pause stellt der Anwalt klar: "Mein Mandant hat das Cannabis nur als Kurier ausgefahren, er durfte als Lohn einen Teil der Drogen behalten."

Der Gutachter meint, dass Dennis P. für sein Alter sehr unreif sei. Er hält ihn für alkoholabhängig und sieht auch eine psychische Cannabis-Abhängigkeit. Er empfiehlt dringend eine Therapie, sieht aber keine schuldmindernden Faktoren. Jonas T. habe im Gespräch erzählt, dass er Cannabis für drei Euro pro Gramm gekauft und für sieben Euro verkauft habe. Die Richterin hakt nach: "Wie kommt der Gutachter darauf, dass sie nicht nur als Kurierfahrer unterwegs waren, sondern gedealt haben?" Jonas T. antwortet trotzig: "Der Gutachter hat mich im Gespräch bis auf die Grundmauern ausgezogen - ich weiß auch nicht, was er sich da zusammenreimt." Das Urteil wird am Donnerstag, 10. Februar, verkündet.