Neues Informationsblatt mit Tipps für die Feuerwehr beschleunigt das Aufschneiden von Autowracks

Travenbrück. Nach einem schweren Verkehrsunfall zählt für die Verletzten oft jede Sekunde. Nicht selten müssen Feuerwehrleute Autoinsassen mit hydraulischen Scheren und Spreizern aus den Wracks befreien. Wertvolle Minuten, die oft über Leben und Tod entscheiden können. "Doch immer häufiger stoßen wir bei der Rettung an unsere Grenzen", sagt Kreiswehrführer Gerd Riemann. Denn in modernen Autos ist die Fahrgastzelle wegen der Verwendung hochfester Stähle immer stabiler. "Unsere Rettungsscheren beißen sich darin fest oder gehen kaputt", sagt Riemann.

Deswegen hat der ADAC im vergangenen Jahr die Rettungskarte ins Leben gerufen. Der Automobilclub hat dafür alle Fahrzeughersteller aufgerufen, wichtige Informationen für den Rettungsdienst nach einem standardisierten Schema auf dieser Rettungskarte darzustellen. Wo sind Karosserieverstärkungen verbaut? Wo sitzen die Gurtstraffer und Gasgeneratoren für Airbags? Zudem soll auf der Zeichnung erkennbar sein, wo Retter ihr technisches Gerät am besten ansetzen können.

"Untersuchungen haben ergeben, dass die Personenrettung bei neuen Fahrzeugen länger dauert als bei alten", sagt Matthias Schmitting, Sprecher des ADAC Hansa in Hamburg. Bei Unfällen mit Autos der Baujahre 1990 bis 1992 blieb die Rettungszeit in 40 Prozent der Fälle unter 50 Minuten. Bei Autos der Baujahre 2005 bis 2007 lag dieser Wert lediglich bei 20 Prozent.

"Natürlich führen moderne Techniken dazu, dass die Autos immer sicherer werden", sagt Hartwig Goldenbaum, Vorstand Technik und Verkehr beim ADAC Hansa, und fügt hinzu: "1988 sind 9862 Menschen in Deutschland bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen." 20 Jahre später, im Jahr 2008, hat sich die Zahl der Verkehrstoten mit 4477 mehr als halbiert. "Im vergangenen Jahr waren sogar bundesweit erstmals weniger als 4000 Tote zu beklagen", sagt Goldenbaum. Dennoch gehen die Experten des ADAC davon aus, dass diese Zahl mit Hilfe der Rettungskarte erheblich gesenkt werden könnte.

"Wir haben Tests durchgeführt und Unfallsituationen nachgestellt", sagt Schmitting: "Die Feuerwehren, die eine Rettungskarte zur Hand hatten, haben im Durchschnitt elf Minuten weniger Zeit gebraucht, um die Insassen aus dem Wrack zu befreien.

Deswegen appelliert der ADAC und der Feuerwehrverband Stormarn an die Autofahrer, sich eine solche Karte fürs eigene Auto hinter die Sonnenblende auf der Fahrerseite zu klemmen. "Tests haben ergeben, dass die Retter dort gut Zugriff haben", sagt Schmitting: "In Stormarn kommt es wegen der Alleen zu Unfällen mit eingeklemmten Personen." Gerd Riemann fügt hinzu: "Die Autos sind moderner geworden, aber unser technisches Gerät nicht - insbesondere nicht bei den kleinen Wehren." Damit die Feuerwehren zum Thema Rettungskarte geschult werden können, hat der ADAC am Montag 100 CDs mit Schulungsfilmen an Gerd Riemann überreicht.