Nach dem mutmaßlichen Aus für die Müllverbrennungsanlage muss sich Stapelfeld auf sinkende Einnahmen einstellen

Stapelfeld. Nach der Kündigung der Mülllieferverträge für die MVA Stapelfeld steht die Gemeinde vor einer ungewissen Zukunft. Was passiert, wenn der bedeutende Gewerbesteuerzahler Ende 2016 den Betrieb einstellen sollte? "Das reißt ein spürbares Loch in die Gemeindekasse", sagt der Gemeindevertreter Klaus Fechner (SPD). Und sein CDU-Kollege Dieter Scheel befürchtet: "Wir werden den Gürtel enger schnallen müssen."

Die E.on-Tochter EEW, der die Anlage gehört, hatte am Mittwoch die Beschäftigten darüber informiert, dass sowohl Hamburg als auch die Abfallwirtschaft Südholstein die Verträge nicht verlängern wollen. Die Pressemitteilung, die EEW danach verbreitete, klingt nicht so, als gäbe es große Hoffnungen auf einen Weiterbetrieb der MVA. Jörg Zunft, Vorstandsmitglied der EEW, wird wie folgt zitiert: "Ob die bereits seit 1979 laufende Anlage 2017 weiter betrieben werden kann, hängt von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab." Und die wichtigste Rahmenbedingung verändert sich nun mal negativ. Zunft: "Die Abfallmengen für die Verbrennung sinken."

Klaus Fechner glaubt nun: "Stapelfeld muss sich darauf einstellen, dass ab 2017 ein Garant dafür, dass es der Gemeinde gut geht, wegfällt." Er wäre von einem Aus der MVA gleich mehrfach betroffen: Als Gemeindevertreter muss er dafür sorgen, das neues Gewerbe angesiedelt wird, um die Einnahmeausfälle zu kompensieren. Als Werkleiter Fernwärmeversorgung Stapelfeld muss er dafür sorgen, dass die rund 500 Haushalte, die von der MVA beheizt werden, auch nach 2016 nicht im Kalten sitzen. Und als Kunde muss er darauf hoffen, dass eine Lösung des Problems gefunden wird.

Aber Fechner ist guten Mutes - zumindest, was die Wärmeversorgung angeht. "Es gibt im Grunde zwei Optionen", sagt er. "Die eine ist, dass wir über das Fernwärmenetz von Hamburg aus versorgt werden. Die andere ist, dass wir hier ein Blockheizkraftwerk für die Stapelfelder Haushalte errichten." Eines sei jedenfalls klar: "Es braucht sich keiner Sorgen zu machen, dass er ab 2017 ein Lagerfeuer im Wohnzimmer anzünden muss, um im Warmen sitzen zu können. Wir sehen es als unsere Verpflichtung an, die Wärmeversorgung über 2016 hinaus sicherzustellen." Klar ist allerdings auch, dass die Preise für die Kunden steigen werden. Jede andere Lösung wird teurer werden als die MVA-Wärme.

Fechner will das Problem jetzt zügig angehen. Zwar habe man noch fast sechs Jahre Zeit, aber wenn man bauen wolle, müsse man den Flächennutzungsplan ändern und einen Bebauungsplan aufstellen. Fechner: "Das braucht seine Zeit." Auch Dieter Scheel drängt zur Eile: "Wir müssen jetzt Angebote einholen, was uns ein Kraftwerk kosten würde."

Geld ist offenbar vorhanden. "Die Fernwärmeversorgung ist kapitalmäßig gut ausgestattet, es gibt Rücklagen in sechsstelliger Höhe", sagt Werkleiter Fechner. Auch die Gemeinde selbst hat unter anderem dank der MVA finanzielle Reserven. Im Haushalt 2011, der im Entwurf vorliegt, wird mit einer Rücklage von immer noch 6,6 Millionen Euro gerechnet. Sie ist allerdings in den vergangenen Jahren deutlich geschrumpft. 2009 waren noch 7,2 Millionen Euro im Sparstrumpf der Gemeinde. Die Gewerbesteuer soll in diesem Jahr 3,3 Millionen Euro einbringen.