Die Kommunen schalten Lampen aus und rüsten auf LED-Technik um. Eine Laterne kostet Städte 55 Euro jährlich. Gefahren für Fußgänger?

Ahrensburg. Bei steigenden Energiekosten und leeren Kassen versuchen immer mehr Städte und Gemeinden in Stormarn, Stromkosten bei der Straßenbeleuchtung zu sparen. "Sie steht bei der Haushaltskonsolidierung immer wieder auf dem Prüfstand", sagt Marc Ziertmann vom Städteverband Schleswig-Holstein. Hinzu komme, dass eine neue EU-Richtlinie ab 2015 ineffiziente Leuchtmittel wie die vielfach noch eingesetzten Quecksilberdampf-Hochdruckleuchten verbietet. "Einige Kommunen nutzen bereits neue Techniken und bedarfsgesteuertes Licht", sagt Ziertmann. Ein Beispiel sei Güster (Herzogtum Lauenburg), wo Anwohner die Beleuchtung per Handy steuern werden.

Zu den Orten, die den Stromverbrauch mit moderner Technik um bis zu zwei Drittel senken wollen, gehört Reinfeld. "Wir wollen uns an einem Förderprogramm beteiligen, das seit dem Jahreswechsel läuft, und 150 ältere Lampen auf LED-Technik umstellen. Dann brauchen sie nur 28 statt 80 Watt", sagt Bauamtsleiter Stephan Kruse. Das Bundesumweltministerium unterstützt Kommunen, die ihre Straßenbeleuchtung auf LED-Technik umstellen und dabei 60 Prozent der CO2-Emissionen einsparen. Wer seinen Antrag bis zum 31. März einreicht, bekommt 40 Prozent der Investitionskosten erstattet. Am 24. Januar berät der Reinfelder Bauausschuss über das LED-Programm. "Wenn wir die 40 Prozent Zuschuss bekommen, amortisieren sich die neuen Lampen nach acht Jahren", sagt Kruse. Insgesamt hat die Stadt 1000 Straßenlampen, die jährlich 360 000 Kilowattstunden (kWh) Strom verbrauchen - das kostet mehr als 70 000 Euro. "Mehr als die Hälfte der Lampen werden bereits spätnachts abgeschaltet", sagt Kruse.

Auch Ahrensburg schaltet Laternen aus, um Geld zu sparen. "Es gibt in einigen Straßen wie dem Buchenweg eine Nachtabschaltung von einzelnen Leuchten, wenn die Straße nicht viel Verkehr aufweist", sagt Rathaussprecherin Birgit Reuter. "Die ineffiziente Straßenbeleuchtung wird nach und nach ersetzt, dafür stehen 50 000 Euro zur Verfügung." Mit dem Austausch lassen sich gut 50 Prozent der Energiekosten sparen.

Die Kreisstadt Bad Oldesloe dimmt einige Straßenlaternen und schaltet nachts in Wohngebieten nur jede zweite Lampe ein. Das spart einige Tausend Euro. Ähnlich geht Glinde vor. "Wir schalten bereits seit Jahren in einigen Gebieten nur jede zweite Lampe ein", sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Zurzeit beschäftige sich die Stadt mit der Umsetzung der neuen EU-Richtlinie. Die Unternehmensberatung PwC befragte bundesweit 341 Städte und Gemeinden. Dabei kam heraus, dass 80 Prozent der Kommunen Dämmerungsschalter verwenden, 55 Prozent zweilampige Leuchten auf einlampigen Betrieb umschalten und gut 30 Prozent nur jede zweite Lampe einschalten. Je Straßenlampe liegen die Kosten durchschnittlich bei 55 Euro jährlich. Für das Licht an einem Straßenkilometer geben Städte 3600 Euro aus. Bei kleineren Orten mit weniger Lampen sind es 2100 Euro. Würden alle befragten Kommunen ihren Verbrauch um 20 Prozent reduzieren, ergäbe sich ein Einsparvolumen von 22 Millionen Euro.

Mit LEDs seien sogar Einsparungen von 30 bis 50 Prozent möglich. Diese Technik sorge bei weniger Stromverbrauch sogar für mehr Licht. "Allerdings sind LED-Anlagen derzeit noch sehr teuer", sagt Gerrit Birkemeyer, PwC-Experte für kommunale Energieversorgung. Nach Schätzungen des Fachverbands Licht sind in jeder zweiten Kommune immer noch Laternen im Einsatz, die auf dem technischen Stand der 1970er-Jahre sind.

Nach einer Untersuchung aus den Niederlanden liegen die Unfallzahlen auf gut ausgeleuchteten Straßen um rund die Hälfte niedriger als auf dunklen Straßen. Am höchsten sei die Gefahr für Fußgänger, die einem mindestens dreimal höheren Unfallrisiko ausgesetzt sind. "Auch die Kriminalität steigt im Dunkeln", meint Andreas Lang, Sprecher des Fachverbands Licht. Die Stormarner Polizei mag diese These allerdings nicht bestätigen. "Wir halten uns bei den Entscheidungen der Kommunen raus, haben aber auch keine Anhaltspunkte, von mehr Einbrüchen auszugehen", sagt Polizeisprecher Andreas Dirscherl.

Für Autofahrer birgt das Sparen an der Straßenbeleuchtung laut ADAC kaum Gefahren. In Gebieten mit geringer Verkehrsdichte stünden ohnehin keine Laternen. "Laut unserer Verkehrsdatenbank sank die Zahl der Unfälle bei Dunkelheit von 26,8 Prozent im Jahr 1991 auf 21 Prozent im Jahr 2007. Autos und Fahrräder haben ja selbst Beleuchtung", sagt Carsten Willms, Verkehrsexperte des ADAC Hansa. "Wir haben keine Indizien dafür, dass die Verkehrssicherheit leidet, wenn jede zweite Lampe ausgeschaltet wird." Gefahren für Fußgänger räumt er aber ein.