Eine Glosse von Bernd-Olaf Struppek

Der oberste Feldherr von blauem Blute und seine hohen Generäle müssen sparen, die Bundeswehr wird verkleinert - da lockt das eine oder andere Schnäppchen aus Beständen der Vaterlandsverteidiger auch fürs Fußvolk. So werden demnächst zahllose Kindergärten kostengünstig mit feinen Sandkästchen nebst farbigen Holzklötzchen ausgestattet. Was einst zum Inventar beinahe jeden Kompaniestabsgebäudes gehörte, um Truppenbewegungen im Konflikt zwischen Blau- und Rotland - Rot war der Feind, wohlgemerkt - zu simulieren, wird einer friedlichen Nachnutzung in Kinderhänden zugeführt.

Die aus Zeiten des Kalten Krieges stammenden Atomschutzbrillen mit Plastikglas, deren richtige Benutzung im Ernstfall Generationen von Rekruten übten ("Achtung, nicht direkt in den Atomblitz sehen"), gehen sicher gut als preiswerter Partygag und als lustiger Kopfschmuck für Schlagermove-Teilnehmer weg.

Findige Verantwortliche von Baumärkten machen vielleicht das Geschäft ihres Lebens, wenn sie Bundeswehr-Versorgern für wenig Geld ihre gewaltigen Restbestände überflüssiger Farbe abkaufen. Keine Kaserne, die früher etwas auf sich hielt, die nicht Hunderte Dosen Taiga-Weiß eingelagert hatte. Schließlich wollten Panzer und Lkw für den Fall eines Feldzugs in die weißen Weiten von Rotland möglichst gut getarnt sein. Taiga-Weiß ist aus, Kundus-Ocker ist angesagt - aber zum Tünchen vom Hobbykeller ist das Zeug doch genau richtig.