Nach 44 Jahren wurde der Betrieb in Barsbüttel eingestellt. Eine Hamburger Firma holt die Benzintanks aus dem Boden

Barsbüttel. Die Baggerschaufel knirscht auf dem Beton und krallt sich hinein, um den tonnenschweren Wasserabscheider anzuheben. Staub wirbelt durch die Luft, als die Schaufel wieder abrutscht. Fast kommt der Bagger ins Rutschen, so schwer ist der Schmutzwasserbehälter der ehemaligen Autowaschanlage. Deshalb muss erst ein Bohrhammer das riesige Betongefäß zerkleinern. Dann wird es aus der gut drei Meter tiefen Grube gehoben.

Seit zwei Wochen ist die Tiefbaufirma von Jürgen Rothermund damit beschäftigt, die ehemalige BP-Tankstelle in der Barsbütteler Ortsmitte fachgerecht abzubauen. Dass der Abriss der Tankstelle mehr unter der Erde als oberhalb stattfindet, liegt an den großen Benzin-, Öl- und Wassertanks, die im Boden vergraben sind.

Das Tankstellengebäude mit dem markanten grünen Dach, das jahrzehntelang zum Ortsbild gehörte und gegen dessen Schließung Bürger vor zehn Jahren sogar erfolgreich auf die Straße gingen, ist schon seit einer Woche Geschichte. Dort, wo das Gebäude bis Jahresende noch stand, sieht es jetzt aus wie in einer überdimensionalen Sandkiste. Auf dem Sand liegen - wie riesige Spielzeuge - riesige Betonröhren und Edelstahltanks, die vorher in der Erde vergraben waren.

Bodo Meyer hatte die Tankstelle 1966 im Ortskern Barsbüttels eröffnet. Karl-Heinz Nehring, Mitarbeiter der ersten Stunde, steht am Bauzaun und erinnert sich an die Anfänge.

"Wir haben im Winter die Autos mit bloßen Händen gewaschen", sagt der 73-jährige, der hier 30 Jahre arbeitete. Er wohnt in der Reihenhauszeile nebenan. Als das Gelände für den Abriss gesperrt wurde, hat er ein paar Jugendliche vom Dach der Tankstelle verjagt. "Die wollten da oben Rad fahren", sagt er kopfschüttelnd. Pächter Patrick Meyer, Sohn des Firmengründers, betrieb zwei Tankstellen am Ort, bis der Mineralölkonzern BP die eine Zapfstelle im Sommer 2010 schloss. Zuvor modernisierte Meyer noch seine Aral-Tankstelle am Ortseingang. Ein größerer Ausbau, der in den vergangenen Jahren diskutiert wurde, ist indes nicht mehr geplant.

Unter den abgerissenen BP-Zapfsäulen waren drei Tanks für je 30 000 Liter Benzin vergraben, dazu kleinere Edelbehälter für Altöl und Öl. "Wir hatten hier 108 Kubikmeter Lagerkapazität", sagt Bauleiter Jürgen Rothermund. Der Sicherheitsingenieur und Inhaber einer Firma für Spezial- und Tiefbau aus Hamburg ist im Auftrag der BP dafür verantwortlich, dass der Abriss fachgerecht erfolgt.

Auf dem Tisch im Bauwagen liegt ein dicker Ordner mit Arbeitsanweisungen und Sicherheitsvorschriften des Mineralölkonzerns. Erst gestern sei ein Kontrolleur auf der Baustelle gewesen, um zu prüfen, ob alle Anforderungen eingehalten werden, sagt Rothermund. Für BP sei es auch aus Imagegründen wichtig, dass die Tankstelle rückstandlos entsorgt wird. "Wir hinterlassen hier quasi eine grüne Wiese - allerdings ohne neu zu säen", sagt der Bauleiter. Rund 150 000 Euro koste ein Tankstellenabriss - wenn keine Schadstoffe im Boden auftreten. Um das sicherzustellen, prüft Dirk Bendler in jeder Baugrube, ob der Boden unbelastet ist.

Der Diplom-Geologe füllt dafür Erde oder Sand in braune Schraubgläser. Eine Riechprobe vor Ort ist der erste Test. Im Labor geben chemische Untersuchungen Aufschluss über eine mögliche Belastung des Bodens. Außerdem werden die Tanks auf Lecks untersucht.

Bisher ist alles gut gegangen, weder im Boden noch im bereits entsorgten Asphalt wurden Schadstoffe gefunden. Bleibt das so, kann der Bauleiter die Erde im Boden belassen und nur die Stellen, an denen die Tanks vergraben waren, wird mit Erde ausgeglichen. Ist der Untergrund belastet, muss der Boden ausgetauscht werden. Dann hätte Jürgen Rothermunds Firma noch etwas länger zu tun in Barsbüttel. Voraussichtlich werden die Tanks aber heute zerschnitten und abtransportiert. Morgen wird Jürgen Rothermund dann die Zelte in Barsbüttel abbrechen.

Wie es mit dem Gelände weitergeht ist noch unklar. Der Pachtvertrag der BP läuft noch bis 2014, ein neuer Pächter oder Eigentümer - das Grundstück gehört einer alteingesessenen Landwirtsfamilie - wird derzeit gesucht. Da es in einem bauplanerischen Mischgebiet liegt, könnte darauf ein Wohn- oder ein Geschäftshaus entstehen. Andere Pläne schließt Rita Dux, Leiterin des Bauamtes, aus. "Eine gewerbliche Nutzung kommt nicht in Frage."