Die Vereinigung will die Gesundheitsversorgung verbessern und für politische Unterstützung werben

Trittau. Die Ärzte in Trittau haben sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen. Nach einem halben Jahr Planungszeit haben sie jetzt das "Ärztenetz Region Trittau" präsentiert. Ihr Ziel: Die Sicherung und Verbesserung der ärztlichen Versorgung in der Gemeinde und der Umgebung. Außerdem will die Gemeinschaft junge Kollegen unterstützen, die sich für die Niederlassung in der Region interessieren. Die Ärzteschaft hofft dabei auch auf die Unterstützung der örtlichen Politik.

Wie überall im Land fehlt auch in Trittau der medizinische Nachwuchs. Drei Hausärzte sind in den letzten zwei Jahren abgewandert, haben ihre Praxen nach Großhansdorf und Bargteheide verlegt. "Die Patienten wandern aber nicht mit", sagt der Sprecher des Netzwerks, Dr. Bertram Reimann. "Mehr Kollegen dürfen wir nicht verlieren."

Junge Ärzte zieht es nicht aufs Land. Immer weniger Nachwuchsmediziner wollen Hausarzt werden, weil sie das wirtschaftliche Risiko fürchten. Frisch ausgebildete Ärzte drängen in die Städte oder ins Ausland. Andere lassen sich in einem der sogenannten Gesundheitszentren anstellen. Auf dem Land werden die Praxen dagegen zunehmend spärlich. Ärzte, die in den Ruhestand gehen wollen, finden keine Nachfolger.

Vor diesem Problem stand auch die Trittauer Allgemeinmedizinerin und Geschäftsführerin des neuen Netzwerkes, Dr. Angela Spriestersbach, als ihr Praxispartner aufhören wollte. Nach zweijähriger intensiver Suche fand sich ein junger Kollege. "Das war ein Glück. Anderenfalls hätte es den Mangel hier vor Ort erheblich verstärkt", sagt die Medizinerin. Was wird, wenn sie irgendwann selber in den Ruhestand geht, weiß sie nicht.

7000 Menschen leben in Trittau, 17 000 im gesamten Amtsbereich. Die Ärzte arbeiten oft am Limit. "Wir wollen möglichst keine Zwei-Minuten-Medizin, sondern uns auf die Befindlichkeit, Gesundheitsvorsorge und Krankheit jedes einzelnen Patienten konzentrieren", sagt Bertram Reimann zu dem Leitbild, das sich das Netzwerk für seine Arbeit gesetzt hat. Gleichwohl weiß er, dass es bei dem Ansturm an Patienten schwer sein wird, dem Leitbild gerecht zu werden. Es sei daher umso wichtiger, alles daran zu setzen, die derzeitige Anzahl an Arztsitzen zu halten.

Wie viele Fach- und Hausärzte sich in einer Region niederlassen dürfen, ist über die Bedarfsplanung geregelt. Laut dieser Richtlinie sei der Kreis Stormarn ausreichend versorgt, sagt Bertram Reimann. Es spiele dabei keine Rolle, dass sich die Ärzte ungleich verteilten, sich die meisten Praxen in den Städten konzentrierten.

"Wir können Arztsitze hier am Ort verlieren, wenn niemand Interesse dafür zeigt", warnt der Mediziner. Das Netzwerk hat sich auf die Fahnen geschrieben, das zu verhindern. Dabei könne die Politik helfen - mit Anreizen wie zum Beispiel einem bezahlbaren Bauplatz.

Trittau und Umgebung sei eine Region mit hoher Lebensqualität und hohem Freizeitwert und biete für einen Nachwuchsmediziner gute Arbeitsbedingungen. Die Zusammenarbeit mit den großen Krankenhäusern oder weiteren Facharztpraxen in der Umgebung sei ausgesprochen gut, sagt der Netzwerk-Sprecher. Der große Vorteil ländlicher Struktur: Man kennt sich.

Dieses Plus wollen die 15 Ärzte in Zukunft noch besser nutzen. Sie planen gemeinsame Fortbildungen, wollen Fachkollegen zu Vorträgen einladen und ihre fachliche Kompetenz stärker herausstellen. "Mit den unterschiedlichen Praxisschwerpunkten bieten wir in unserer im Vergleich doch eher kleinen Region eine hohe Versorgungsqualität", sagt Bertram Reimann. Die Behandlung von Demenzkranken sei ebenso gewährleistet wie die Betreuung von Tumorpatienten. Die Aufnahme in alle von der Krankenkasse empfohlenen Programme für Herzkrankheiten, Zuckerkrankheit, Brustkrebs, Asthma und chronische Bronchitis sowie alle Vorsorgeuntersuchungen sind möglich. Reimann: "Das bieten bisher nur die Groß-Regionen."

Das Ärztenetz kann sich auch vorstellen, mit der Politik auch wieder über ein Ärztehaus ins Gespräch zu kommen. Über ein zentral gelegenes medizinisches Zentrum war vor zwei Jahren diskutiert worden. Die politischen Fraktionen und die Gewerbegemeinschaft Trittau (GGT) zogen bei dem Projekt an einem Strang. Auch ihre Motivation war, einer drohenden Unterversorgung zu begegnen. Sie verbanden damit die Hoffnung, dass Fachärzte aus Städten wie Ahrensburg dort eventuell Zweitpraxen eröffnen könnten. Netzwerk-Sprecher Reimann: "Das Thema sollten wir jetzt wieder angehen."