Straßenbauamt rechnet mit immensen Folgen des Eiswinters. Auf die Kommunen rollt eine Kostenlawine zu

Ahrensburg. Schnee und Eis sind allmählich von Stormarns Straßen verschwunden. Und schon kommen die ersten Folgen ans Tageslicht. Risse und Schlaglöcher verwandeln viele Strecken in wahre Kraterpisten. Das ist aber erst der Beginn einer besorgniserregenden Entwicklung, sagen Fachleute voraus. Die Schäden des vergangenen Eiswinters sind noch nicht einmal beseitigt, da kommen schon neue zum Vorschein - und der Winter ist noch nicht vorbei, sagt Klaus Scholler, Vize-Leiter des Landesbetriebes Straßenbau und Verkehr in Lübeck. Wenn im Frühling Bilanz gezogen wird, werden wohl 40 Prozent aller Strecken auf Autobahnen, Bundes- und Landstraßen kaputt sein, fürchtet Scholler.

Und in den Städten und Gemeinden sieht es nicht besser aus. Millionenschäden sind zu erwarten. Schlaglöcher und Risse, die die Verkehrssicherheit gefährden, werden jetzt provisorisch mit Plomben gestopft. "Im Frühjahr werden wir eine Prioritätenliste erstellen", sagt Klaus Scholler. "Denn um alle Schäden zu beseitigen, fehlt uns das Geld. Wir werden dann gucken, an welchen Stellen eine neue Fahrbahn am dringendsten nötig ist. Die anderen Schäden können dann nur ausgebessert werden." Das ist nach Schollers Einschätzung leider oft Steuerverschwendung. "Viele Schäden, die nach dem harten Winter 2009/2010 ausgebessert wurden, kommen jetzt erneut zum Vorschein. Normalerweise hätte dort die Fahrbahn saniert werden müssen, doch das kann der Steuerzahler nicht leisten."

Auch Klaus Kucinski, für die Kreisstraßen zuständiger Kreisbaudirektor, schließt sich der 40-Prozent-Prognose seines Lübecker Kollegen an. Der ADAC geht sogar davon aus, dass bundesweit jede zweite Kreisstraße beschädigt sein dürfte. Klarheit wird es in rund zwei Monaten geben. Dann wird auch in der Kreisverwaltung eine Prioritätenliste aufgestellt. Wie in den vergangenen Jahren stehen dem Kreisbauamt 665 000 Euro für Deckenerneuerungen zur Verfügung. Für kleinflächige Reparaturen müssen die Verwaltungsmitarbeiter in einen mit 1,3 Millionen Euro gefüllten Topf greifen, der auch die Reparatur- und Erhaltungskosten beispielsweise für Brücken, Ampeln und Leitpfosten decken soll.

Dass dieses Geld reichen wird, um alle Schäden zu beseitigen, ist eher unwahrscheinlich. Denn bereits nach dem vergangenen Eiswinter hat der Kreis mehr Geld für die Straßensanierung ausgegeben - Fördergeld vom Land eingeschlossen, das es dieses Jahr nicht geben wird. "Neben dem im Haushaltsplan vorgesehenen Budget haben wir weitere 930 000 Euro für die Sanierung der K 80 zwischen Willinghusen und Barsbüttel, der K 70 zwischen Groß und Klein Barnitz und der K 64 in Tralau ausgegeben", sagt Meike Langenbach vom Kreisbauamt. "400 000 Euro haben wir dafür an Förderung erhalten." Für die kleinflächige Sanierung hat der Kreis zusätzlich 250 000 Euro ausgegeben und 60 000 Euro Förderung bekommen.

Auch die Gemeinden und Städte haben für die Beseitigung von Winterschäden Fördergelder bekommen. Dieses Jahr soll es kein Sonderprogramm zur Beseitigung von Winterschäden geben, kündigt das Innenministerium in Kiel an. "Der kommunale Investitionsfonds ist keine Gelddruckmaschine, die bei Bedarf nur eingeschaltet werden muss", sagt Innenminister Klaus Schlie.

Doch ausbleibende Fördergelder sind nach einem harten Winter nicht das einzige Problem, vor dem die Kommunen stehen. "Der Preis für einzelne Reparaturmaßnahmen steigt immens", sagt Klaus Kucinski. "Wir haben bei den Ausschreibungen nach dem vergangenen Winter gesehen, dass die Bauunternehmer die Preise verdoppelt haben, weil die Nachfrage so groß ist."

In Ahrensburg ist das Budget für Straßenreparaturen deswegen auch deutlich erhöht worden. "Wir haben sonst immer jährlich 100 000 Euro für Reparaturen und 150 000 Euro für Fahrbahnerneuerungen vorgesehen", sagt Stadtsprecherin Birgit Reuter. "In diesem Jahr haben wir 150 0000 Euro für die Straßenreparaturen veranschlagt. Das Budget für die Deckenerneuerung bleibt unverändert."

In Bargteheide wurde nicht mehr Geld für Straßensanierungen eingeplant. Dort stehen wie im Vorjahr 60 000 Euro zur Verfügung. In Großhansdorf hat sich dieser Posten im Haushaltsplan indes mehr als verdoppelt: 104 000 Euro sind für die Beseitigung der Schlaglochpisten in der Waldgemeinde veranschlagt. Im Haushaltsplan 2010 hatte Großhansdorf die Ausgaben für Straßensanierungen wegen der Wirtschaftskrise auf lediglich 45 000 Euro runtergefahren (2009: 90 000 Euro). Der harte Winter im vergangenen Jahr hatte die Großhansdorfer dann eiskalt erwischt, und viele Löcher konnten nicht gestopft werden.