Mediatoren beraten zerstrittene Ehepaare. Justizminister und Gerichte befürworten das kostengünstigere Verfahren.

Ahrensburg. "Die Ehe der Parteien wird geschieden." Dieser schlichte Satz steht am Ende eines oft komplizierten Beziehungsdurcheinanders. 572 Ehepaare haben sich 2009 in Stormarn scheiden lassen, 7286 waren es im ganzen Land. Doch bevor aus dem Ehe- ein Expartner wird, wird nicht selten monatelang vor Gericht gestritten. Acht Monate dauert ein Gerichtsverfahren in Schleswig-Holstein im Durchschnitt. Andere Streitsachen sind in durchschnittlich acht Wochen erledigt - wenn gemeinsam eine Einigung gesucht wird. Mediation soll Zeit, Geld und Nerven sparen.

"Wenn Ehepartner sich noch friedlich gesonnen sind, kann Mediation eine Eskalation bei der Scheidung vermeiden. Außerdem wird bei der Suche nach einer Lösung auch die künftige Situation berücksichtigt. Und in der Regel ist dieser Weg auch günstiger als der über Anwälte und Gericht", sagt Ingolf Schulz. Der Ahrensburger Anwalt vermittelt seit 20 Jahren als unabhängiger Mediator zwischen Streitenden und verweist auf eine Erfolgsquote von 75 Prozent. Seit einigen Jahren wird die Methode immer populärer.

Vermittelt wird nicht nur in Anwaltskanzleien, Beratungsstellen oder von freien Mediatoren. Auch Gerichte bieten die Methode als Alternative zur rechtlichen Auseinandersetzung an. 2009 gab es landesweit 863 gerichtliche Mediationsverfahren, 80 Prozent davon erfolgreich. Innerhalb von drei Jahren hatte sich ihr Anteil an den Gesamtzahlen fast verdoppelt, sagte Justizminister Emil Schmalfuß bei einer Tagung im September. Die Förderung der Mediation sei deshalb ein wesentlicher Punkt seiner Rechtspolitik.

Es gehe dabei nicht um eine rechtliche Beratung, sagt Inga Jensen-Buchholz, Familienrichterin am Amtsgericht Ahrensburg und seit einem halben Jahr Mediatorin. "Wir suchen vielmehr nach einer schnellen, individuellen und nachhaltigen Lösung, die für alle Beteiligten passt." Die Richterin verhandelt seit zwölf Jahren Familiensachen. Und davon gebe es immer mehr. "Allein 40 Prozent der Ehen scheitern." Die Probleme, die bei ihr landen, vergleicht sie mit einem großen Motor. "Wenn man an einer Schraube dreht, muss man auch an anderen Stellen nachdrehen."

Mediation biete sich deshalb besonders bei Streitfällen in der Familie oder unter Nachbarn an - also immer dann, wenn die Beteiligten noch über Jahre miteinander auskommen müssten. "Oft können Scheidung, Unterhalt und Umgang auf einen Schlag geschlichtet werden. Das spart gleich mehrere Verfahren." Scheint eine Schlichtung möglich, können Richter ein kostenloses Informationsgespräch anordnen. Der Mediator ist immer unabhängig. Inga Jensen-Buchholz beschäftigt sich deshalb nur mit Mediationsfällen, die ihr von anderen Gerichten zugewiesen wurden.

Fünf bis sieben Sitzungen dauert die Lösungsfindung bei Ingolf Schulz im Durchschnitt. "Mit einer Südamerikanerin, die Unterhalt für ihren Sohn wollte, habe ich aber auch in nur drei Tagen eine Lösung gefunden", sagt Schulz. "Ein anderes Mal ging es um ein Kind, dessen Vater in Monaco lebte. Obwohl die Eltern schon vor Gericht gestritten hatten, haben wir es geschafft, den Umgang zu regeln." Zu den Sitzungen mit einem Scheidungspaar - 98 und 84 Jahre alt - holte er die Söhne mit ins Boot. "Das hat etwas länger gedauert, aber so konnten alle mitreden."

Mehr als das Ergebnis interessiert Ingolf Schulz der Weg dahin. Sein Motto dafür seit 20 Jahren: "You must love your clients." Auch für Inga Jensen-Bucholz, die sich zurzeit in Berlin ausbilden lässt, geht es vor allem um Empathie. "Ich versuche, die Menschen zu erreichen und sie zu verstehen. Denn auch wenn Parteien manchmal nerven, darf man nie vergessen, dass sie gute Gründe für ihr Verhalten haben." Ihr Ziel sei es immer, ein Ungleichgewicht der Partner wieder auszugleichen.

Haben die Anwälte der Parteien das Ergebnis überprüft, muss eine Scheidung gerichtlich bestätigt werden. Und im Idealfall wird mit der Akte, die auf den Stapel mit den erledigten Sachen landet, auch ein Streit abgehakt.