Badespaß und Wintersport bei Minusgraden. Doch der Frost hat auch Knochenbrüche und Sonderschichten zur Folge.

Ahrensburg/Bad Oldesloe. Die Lufttemperatur liegt bei sieben Grad unter Null. Auf der Wiese um das Außenbecken des Ahrensburger Badlantic liegt eine 25 Zentimeter dicke Schneeschicht. Bedingungen, die auf den ersten Blick nicht gerade zum Baden im Freien einladen. Doch Patrick Willers und die Jugendlichen Franziska, Pierre Pascal, Virginia und Justin stört die Kälte nicht. Nur mit Badehose, Bikini oder Badeanzug bekleidet schwimmen die Hamburger durch das Wasser. Dampf steigt in die kalte Luft auf, denn das Wasser ist 28 Grad heiß.

"Das ist viel schöner als Schlittenfahren", sagt Patrick Willers und lässt sich durch das Wasser gleiten. Justin, 10, ergänzt: "Vor allem ist es wärmer als Schlittenfahren." Die Hamburger haben ihre Schneeballschlacht ins Wasser verlegt. Den Schnee holen sie sich von der Beckenumrandung, dann seifen sie sich gegenseitig ein. Wenn es ihnen zu kalt wird, tauchen sie kurz unter.

Einige Kilometer weiter, am Hoisdorfer Lunken, sausen die Ahrensburger Grundschüler Fiete und Malte auf ihren Snowboards die Rodelbahn hinunter. "Das ist viel besser als Schule", sagt Fiete. Immer wieder fallen die beiden Achtjährigen in den Schnee. Doch das macht ihnen nichts aus. Fiete sagt: "Das gehört dazu. Die größten Snowboarder haben auch einmal klein angefangen und sind gestürzt."

Volker Pöhls ist mit seinem Sohn Jannis zum Lunken gekommen. Bereits zum zehnten Mal an diesem Tag fährt Jannis auf seinem Holzschlitten die Piste hinunter. Der Achtjährige sagt: "Am liebsten fahre ich über den Hügel dort. Da fliege ich immer mit meinem Schlitten so schön hoch in die Luft."

Doch nicht alle können sich dieser Tage so über den Winter freuen. In den Krankenhäusern werden wieder viele Patienten mit Knochenbrüchen eingeliefert. Allerdings verunglücken deutlich weniger Menschen auf Schnee und Eis als noch im vergangenen Winter. "Die Leute haben aus dem Eiswinter gelernt", sagt Stefanie Schwarz, Mitarbeiterin der Asklepios Klinik Bad Oldesloe, "sie sind extrem vorsichtig. Wir haben 15 bis 20 Prozent weniger chirurgische Eingriffe wegen glättebedingter Unfälle als vor einem Jahr." Ähnlich ist die Situation auch im St. Adolf-Stift in Reinbek. Kevin Radtke aus Reinfeld und dem Brunsbeker Dieter Wintzer wurde das Winterwetter bereits zum Verhängnis. Beide sind auf eisglatter Straße ausgerutscht und haben sich dabei Knochenbrüche zugezogen. Kevin Radtke liegt seit Wochenbeginn in der Asklepios Klinik in Bad Oldesloe. "Ich bin eine schneebedeckte Treppe hinuntergelaufen und habe nicht gesehen, dass die Stufen darunter vereist waren", sagt der 17-Jährige. Er rutschte aus, fiel gegen eine Wand. Sein Innenknöchel brach, Kevin musste operiert werden.

Bis Silvester muss er im Krankenhaus bleiben, sechs Wochen ist er krankgeschrieben. Der Auszubildende zum Kfz-Mechatroniker nimmt es positiv. Er sagt: "Es ist auch mal schön, so lange frei zu haben. Hier im Krankenhaus habe ich ja einen Fernseher und bekomme viel Besuch." Dieter Wintzer ist vor seiner Haustür ausgerutscht. "Ich wollte nur kurz das Auto aus der Garageneinfahrt fahren", sagt der 70-Jährige. Auf dem Weg zum Fahrzeug rutschte er aus, brach sich das linke Schien- und Wadenbein. Mit dem Rettungswagen ging es ins Krankenhaus nach Reinbek.

Das war vor zwei Wochen, inzwischen ist Dieter Wintzer wieder zu Hause. Mit einem Rollstuhl kann er sich in der Wohnung fortbewegen. Er sagt: "Meine beiden Söhne kümmern sich um mich. Ohne ihre Hilfe sähe ich alt aus." Der Brunsbeker ist optimistisch, schnell wieder gesund zu werden. Bereits am 19. Januar will er mit seiner Reisegruppe nach Thailand fliegen.

Mit den Schneemassen zu kämpfen haben auch die Mitarbeiter der Müllabfuhr. Einige Nebenstraßen sind für die großen Fahrzeuge nicht genügend geräumt, zudem behindern geparkte Autos ein Durchkommen. Dadurch kann es zu Ausfällen bei der Müllentsorgung kommen. Zudem wird das Streusalz knapp. Die Bauhöfe befürchten Engpässe. Mehr als 2000 Tonnen Streusalz hat allein die Autobahnmeisterei in Bad Oldesloe seit Wintereinbruch verbraucht. Und die Mitarbeiter haben Überstunden angesammelt.

Im Norden Stormarns wurde bereits die erste Straße gesperrt. Wesenbergs Bürgermeisterin Karin Dettke hat ein Fahrverbot für den Wohldweg verhängt. "Wegen Schneeverwehungen ist er nicht mehr zu befahren", sagt sie. Für die Räumung benötigt die Gemeinde einen Radlader, den besitzt sie jedoch nicht. Eine Firma würde für die Beseitigung der Schneemassen etwa 600 Euro verlangen. "Das ist uns zu teuer", sagt Dettke, "zwei Stunden später könnte der Weg wieder zugeschneit sein und wir müssten erneut zahlen. Das Geld können wir sinnvoller ausgeben."

Unter der eisigen Kälte haben auch Fensterputzer wie Rolf Kaupert zu leiden. Bei Minus sieben Grad reinigte er am Dienstag Scheiben in der Ahrensburger Innenstadt - ohne Handschuhe. "Mit Handschuhen kann ich nicht arbeiten, da fehlt mir das Feingefühl", sagt der 51-Jährige, "also muss es so gehen. Ich bin selbstständig, die Arbeit muss gemacht werden." Damit die Fenster bei der Kälte geputzt werden können, mischt Rolf Kaupert Frostschutzmittel in das leicht erwärmte Wasser. Und wie werden die Hände zwischendurch wieder warm? Kaupert: "Ich setze mich ab und zu fünf Minuten ins Auto oder gönne mir eine heiße Tasse Kaffee."