Wegen des demografischen Wandels gibt es immer weniger Führerscheinbewerber. Stormarns Fahrlehrer geraten immer mehr in Not.

Ahrensburg. Stormarns Fahrlehrer werden sich bald neue Betätigungsfelder suchen müssen. Allein mit der Ausbildung von jungen Autofahrern werden die Fahrschulen in den kommenden Jahren nicht mehr überleben können. Die Zahl der Kunden im Alter von 17 und 18 Jahren geht bereits seit 20 Jahren aus demografischen Gründen zurück. An dieser Tatsache hat auch der Führerschein mit 17 nichts geändert.

In diesem Jahr hat der Kreis Stormarn bisher 2727 Führerscheinanträge registriert. Davon entfielen 1064 auf das "Begleitete Fahren ab 17 Jahren". Im Vorjahr gab es 2753 Antragsteller, davon 1000 für das begleitete Fahren. "Das begleitete Fahren hat den Rückgang bei der Zahl der 18 Jahre alten Fahrschüler etwas erträglicher gemacht", sagt Roger Hahn, Inhaber der Fahrschule Hahn in Ahrensburg.

Doch die Problematik bleibt.

Nicht nur die rückläufige Geburtenrate schlägt durch. Der Erwerb des Führerscheins stellt in der heutigen Zeit einen beträchtlichen Kostenfaktor dar. Während junge Leute vor drei Jahrzehnten noch mit 400 Mark (umgerechnet gut 200 Euro) auskamen, müssen jetzt je nach Talent des Fahranfängers und der Region der Prüfung 1500 bis 2000 Euro eingeplant werden. Die Kostenexplosion setzt sich nicht nur aus den stetig steigenden Versicherungs- und Benzinpreisen zusammen, sondern lässt sich auch mit den höheren Ansprüchen erklären, die ein Fahrschüler im Straßenverkehr erfüllen muss. Sonderfahrten wie Autobahn-, Überland- und Nachtfahrten fallen dabei besonders ins Gewicht.

In diesem Zusammenhang rückt für die Fahrschulen die Weiterbildung von älteren Autofahrern zusehends in den Vordergrund. Bereiche wie neue Verkehrsregeln, umweltfreundliches Fahren oder Anleitung zu Fahrerassistenzsystemen sollen dabei genauso Gegenstand sein wie Informationsveranstaltungen für Senioren. "Das Programm ,Ältere Kraftfahrer' ist auf die Altersgruppe zwischen 65 und 75 abgestimmt", sagt Jürgen Schölermann, der sich mit seiner Bargteheider Fahrschule schon vor Jahren mit der Berufskraftfahrerausbildung und Vorträgen für Senioren ein zweites Standbein geschaffen hat. "Wir legen besonderen Wert darauf, den Teilnehmern ein Verständnis für die eingeschränkten Bewegungsabläufe, das richtige Sehfeld und die abnehmende Reaktionszeit mitzugeben." Vorträge kann jedoch nicht jeder Fahrlehrer halten. Die entsprechenden Zusatzqualifikationen sind Voraussetzung.

Die demografische Entwicklung wird in der Zukunft auch eine Verschiebung in den Unfallgruppen zur Folge haben. Unweigerlich werden sich die Autofahrer im gehobenen Alter - alleine schon durch ihren höheren Anteil an der Gesamtbevölkerung - an die Spitze der Statistiken setzen. Das wiederum hat bereits die Frage nach einer allgemeinpflichtigen Fahrtauglichkeitsprüfung für Senioren aufgeworfen. "Ich halte so einen gesetzlichen Eignungstest für Senioren ab 65 nicht für sinnvoll.", sagt Horst Kleber, Inhaber der Fahrschule Sepp Weiss in Bad Oldesloe. "Sicherlich muss die Spreu vom Weizen getrennt werden, und Alter mag vielleicht kein Verdienst sein, aber ein Handicap sollte es eben auch nicht sein." Stattdessen macht er sich für einen fünfjährigen Gesundheits-Check nach dem Vorbild der Lkw-Vorschriften stark. Ein Berufskraftfahrer ab dem 55. Lebensjahr muss sich alle fünf Jahre einer medizinischen Untersuchung unterziehen, um sich seine Fahrtauglichkeit bescheinigen zu lassen.

Auch Jürgen Schölermann sieht der Sache damit nicht gedient. "Es gibt schon genug Bürokratie auf den Straßen und solche verpflichtenden Maßnahmen sollten nur für Fahrer gelten, die sich auffällig im Straßenverkehr verhalten. Nichtsdestotrotz sollten Senioren aber soweit sensibilisiert werden, dass sie sich alle fünf Jahre auf freiwilliger Basis untersuchen lassen."