Eine Glosse von Frank Knittermeier

Schnee und Eis machen das Autofahren zu einem Problem. Züge haben Verspätung, wenn sie denn überhaupt fahren. Flugzeuge können oft weder starten noch landen. Der Winter hat uns im Griff. Aber er bietet auch Chancen: Er schenkt uns Zeit - zum Beispiel für Gespräche. Menschen, die sich sonst kaum eines Blickes würdigen, reden plötzlich miteinander.

Heute Morgen zum Beispiel: Beim Spaziergang mit dem Hund wird überall Schnee geschippt. Nachbarn fangen an zu klönen, zufällig vorbeikommende Spaziergänger werden einbezogen. Die Menschen bleiben stehen, unterhalten sich über die Schneemassen und kommen fast automatisch auf den Jahreswechsel zu sprechen.

Jeder hat seine ganz persönliche Geschichte zu bieten: Manche haben ihre auch schon erwachsenen Kinder eingeladen und feiern in der Familie. Andere freuen sich auf die größte Party des Jahres. Wieder andere lassen das neue Jahr ruhiger angehen und treffen sich mit Freunden zu einem gemütlichen Essen.

Das sind die Standardthemen, leichte Variationen sind möglich. Aber worüber gesprochen wird, ist zweitrangig. Wichtig ist die Unterhaltung an sich, das kurze Verweilen, das Miteinander, die Gemeinschaft für Minuten. Endlich komme ich auch mal mit der Familie aus dem Eckhaus ins Gespräch. Dort sind abends stets die Fenster erleuchtet, aber Gesichter konnten dem Haus bisher nicht zugeordnet werden. Zeit ist ein kostbares Gut. Jeder sollte sich davon etwas mit ins nächste Jahr hinüberretten.