Viele Stormarner Unternehmen wollen 2011 Arbeitsplätze schaffen. Doch oft fehlen qualifizierte Kräfte

Reinbek. Die Stormarner Unternehmer blicken zuversichtlich ins neue Jahr. Die meisten Firmen haben volle Auftragsbücher, viele planen Neueinstellungen. Und etliche Betriebe wollen ihre Belegschaft mit Lohnerhöhungen am wirtschaftlichen Aufschwung beteiligen. Die jüngste Konjunkturumfrage des Verbands der Südholsteinischen Wirtschaft (VSW) zeichnet ein ausgesprochen positives Bild für die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg.

310 Unternehmen, überwiegend aus den Branchen Maschinen- und Anlagenbau, Medizin- und Elektrotechnik, Baugewerbe sowie Ernährungsindustrie, sind Mitglied des VSW. Rund 190 davon sind in Stormarn ansässig. "Für das kommende Jahr gehen 56 Prozent der befragten Unternehmen von einer besseren Auftragslage aus", sagt Michael Voigt, VSW-Vorsitzender und Geschäftsführer des Gewürzwerks Hermann Laue (Hela) in Ahrensburg.

Während Mitte dieses Jahres noch 21 Prozent der Firmen von einem Auftragsrückgang ausgingen, sind es jetzt nur noch 3,5 Prozent. 93 Prozent der Unternehmer wollen ihre Investitionen erhöhen oder gleich halten, nur sieben Prozent werden sie verringern. Gut die Hälfte der Mitglieder haben in diesem Jahr bereits neues Personal eingestellt. Und 49 Prozent der Betriebe planen laut Voigt Neueinstellungen innerhalb der nächsten zwölf Monate.

Feige Filling wirbt schon in den Schulen um gute Lehrlinge

Vier von zehn Firmen haben bereits Probleme, freie Stellen zu besetzen. "Das betrifft nicht nur Positionen für Fachkräfte, sondern auch einfache handwerkliche Arbeiten", sagt Axel Stehr, VSW-Geschäftsführer. Kirsten Oberndorfer, Leitung Finanzen/Personal bei Feige Filling in Bad Oldesloe, bestätigt die Schwierigkeiten. "Wir suchen schon seit längerem Servicetechniker", sagt Oberndorfer. "Höhere Anforderungen, wie die Bereitschaft zu weltweiten Reisen und sehr gute Kenntnisse in der Steuerungstechnik, machen die Suche schwer." Das Unternehmen stellt seit 1972 mit 130 Mitarbeitern Abfüllanlagen für Flüssigkeiten und Pasten her.

Oberndorfer: "Wir sind ein Nischenunternehmen, das von der Wirtschaftskrise nicht so sehr betroffen war." Es sei davon auszugehen, dass sich der Fachkräftemangel weiter verschärfe, so Voigt. "Kommunen, aber auch die Landespolitik sind gefordert, für attraktive Standorte der gewerblichen Wirtschaft in der Region zu sorgen. Nur so können qualifizierte Mitarbeiter nicht nur gehalten, sondern auch hinzugewonnen werden."

2011 stellt Feige Filling vier Lehrlinge ein, darunter als neu geschaffene Stelle einen Technischen Zeichner. "Unternehmer müssen schon in den Schulen künftige Auszubildende akquirieren", sagt Voigt, der mit seinem Unternehmen nicht nur auf der Auszubildenden-Messe in Bargteheide vertreten ist, sondern auch einen Lehrstuhl für Ernährungstechnologie an der Fachhochschule Lübeck mitfinanziert.

Getriebebau Nord sucht nach dem Ende der Kurzarbeit wieder Personal

Dass die Unternehmen im Kreis Stormarn optimistisch in die Zukunft blicken, verdanken sie laut Voigt auch der Kurzarbeit, mit der viele Unternehmen 2009 durch die Wirtschaftskrise steuerten. Während im Dezember 2009 noch 20 Prozent der Mitglieder Kurzarbeit beantragt hatten, sind es derzeit nur noch fünf Prozent. "Das war eines der wichtigsten politischen Instrumente, um Mitarbeiter zu halten", so Voigt. "Dadurch konnten die Unternehmen auf das Anziehen der Konjunktur mit ihren Fachleistungen sofort reagieren."

Auch die gut 700 Mitarbeiter des Bargteheider Unternehmens Getriebebau Nord leisteten bis Anfang dieses Jahres Kurzarbeit. Inzwischen stellt der Betrieb wieder neu ein. "Unsere Auftragslage ist sehr gut, auch die Löhne werden um 2,7 Prozent erhöht", sagt Geschäftsführer Peter Dittmers. Wachstumspotenziale sieht er vor allem in Bereichen wie regenerative Energien, Nahrungsmittelerzeugung oder der Flughafen-Logistik, wo überall auch Getriebe zum Einsatz kommen. Michael Voigts Appell: "Die Politik muss die positive Einschätzung der Unternehmen stützen."