Der Ahrensburger Schiedsmann Bernd-Christian Böttger vermittelt bei Zwist um Hecken, Handwerkerrechnungen oder Beleidigungen

Ahrensburg. Bernd-Christian Böttger möchte nicht richten, er möchte Frieden stiften. "Bei mir müssen Streitende oft zum ersten Mal die Argumente des anderen anhören", sagt der Ahrensburger Schiedsmann. Bereits seit elf Jahren wird er bei Nachbarschaftsstreitigkeiten gerufen und versucht, gemeinsam mit den Parteien eine Lösung zu finden. "Bekannt bin ich für die Fälle mit Hecken oder Bäumen. Aber ich kann nahezu alles verhandeln", sagt Böttger.

Ein junger Mann zerkratzte aus Eifersucht das Auto eines Bekannten

Nur für manche Themen rund um Sorgerecht oder Erbstreitigkeiten werde ein Notar benötigt. "Ich kümmere mich aber auch um Beleidigung oder eine zu hohe Handwerkerrechnung", sagt der 61-Jährige. Wichtig sei nur, dass der Antragsgegner in Ahrensburg wohnt. Wenn er zum Beispiel aus Siek kommt, müsse man sich an den dortigen Schiedsmann wenden. "In Stormarn hat jede Gemeinde einen Schiedsmann", sagt Böttger.

Er hat auch schon mal die Arbeit der Staatsanwaltschaft fortgesetzt. "Einmal wurde an der Großen Straße ein Auto zerkratzt", sagt der Schiedsmann. Der junge Besitzer habe den Täter beobachtet und Anzeige erstattet. "Doch die Staatsanwaltschaft sah bei der Sachbeschädigung nicht genügend staatliches Interesse und ermittelte nicht weiter", sagte Böttger, "der Geschädigte bekam nur ein Schreiben, dass der Fall eingestellt werde, und war sehr unzufrieden damit."

Der Schiedsmann lud den Beschuldigten zu einem Gespräch ein. In dem Brief wird auch immer ein Zwangsgeld bei Nichterscheinen angedroht. "Doch eine Schlichtung kann nur funktionieren, wenn beide Seiten für Verhandlungen offen sind. Darum habe ich von dem Zwangsgeld bisher noch nie Gebrauch gemacht", sagt Böttger.

Wenn sich die Kontrahenten die Hand reichen, ist Böttger zufrieden

Der Jugendliche, der das Auto zerkratzt hatte, erschien freiwillig. "Es stellte sich heraus, dass der junge Mann eifersüchtig auf den Autobesitzer war und unter Alkohol die Tat beging", sagt der Schiedsmann. Da der Lehrling wenig Geld hatte, einigten sich die Streitenden darauf, dass er die Reparaturkosten über zwei Jahre in monatlichen Raten abstottern würde. "Am Ende hat er sich entschuldigt, und die beiden Männer haben sich die Hand gegeben", sagt Böttger ein wenig stolz. Er freut sich immer, wenn er einen Konflikt lösen und für Frieden sorgen kann. Die Parteien unterschreiben am Ende ein Protokoll, das gestempelt wird und so 30 Jahre vollstreckbar ist.

Böttger kann unabhängig von der Höhe des Streitwerts eingeschaltet werden. "Es müssen auch nicht die selben Formalien wie beim Gericht eingehalten werden", sagt er, "zum Beispiel müssen keine Beweise vorgelegt werden, und nicht alles erfordert die Schriftform." Für den Schiedsmann geht es schließlich nicht darum, einen Schuldigen zu finden. "Ich bringe zwei Positionen zusammen und versuche, den Konflikt mit ihnen zusammen zu lösen", sagt der Ahrensburger.

Auch wenn der 61-Jährige eine Menge Lebenserfahrung mitbringt, müsse er sich oft mit seinen Meinungen und Lösungsvorschlägen zurückhalten. "Als Schiedsmann muss man die eigenen Vorstellungen zurückstellen. Meine Aufgabe ist es, Verständnis füreinander bei den Parteien zu erwecken", sagt Böttger. Eine von den Parteien selbst gefundene Lösung sei immer die beste.

Eine erfolgreiche Schlichtung kostet 55 Euro, ansonsten werden nur 20 Euro fällig. Der gerade für weitere vier Jahre gewählte Bernd-Christian Böttger geht weiter voller Elan an seine Aufgabe heran. "Es macht mir noch Spaß", sagt der Streitschlichter. Und er ist gespannt auf neue Fälle.