Lastwagenanhänger erdrückt Opel Corsa auf der A 1. Fahrerin nahezu unverletzt. Staus von Barsbüttel bis Ahrensburg

Barsbüttel. Das Dach und die Beifahrertür des schwarzen Opel Corsa sind zerquetscht. Das Glas der Fahrerseite ist zersplittert. Es ist ein grausames Bild, dass die Einsatzkräfte am Montagmorgen auf der Autobahn 1 kurz vor der Anschlussstelle Barsbüttel in Richtung Hamburg zu sehen bekommen: Ein kleines Auto, das von einem umgestürzten Lastwagenanhänger zerdrückt wurde. Am Steuer saß eine 37 Jahre alte Hamburgerin. Sie hat überlebt, konnte den Wagen nach dem Unfall nahezu unverletzt verlassen. "Das gleicht einem Wunder", sagt Feuerwehr-Einsatzleiter Stefan Majohr, "die Frau kann heute ihren Geburtstag feiern."

Der zerquetschte Opel Corsa ist das Ende einer schweren Unfallserie, ausgelöst von einem 53 Jahre alten Lastwagenfahrer aus Portugal. Er geriet gegen 9.15 Uhr mit seinem Fahrzeug auf der Autobahn ins Schleudern. Laut Polizei waren möglicherweise die extreme Straßenglätte und eine den Witterungsverhältnissen nicht angepasste Geschwindigkeit dafür verantwortlich.

"Jemand auf dem Beifahrersitz hätte keine Überlebenschance gehabt"

Der Laster kam von der Fahrbahn ab und prallte gegen die Leitplanke. Zwei dahinter fahrende Lastwagenfahrer wollten ausweichen. Der eine der beiden, ein Lastwagen mit Anhänger, geriet bei diesem Versuch jedoch auch ins Schleudern und prallte gegen den Opel Corsa der Hamburgerin. Der voll beladene Anhänger des Lastwagens stürzte um - direkt auf den Kleinwagen.

Die Fahrerin konnte noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr aus ihrem Auto befreit werden. Mit dem Rettungswagen wurde sie ins Krankenhaus nach Hamburg gebracht. Bereits am Nachmittag konnte sie nach Hause entlassen werden. Durch den Zusammenstoß wurde der Tank eines Lastwagens aufgerissen. Es liefen etwa 200 Liter Dieselkraftstoff auf die Fahrbahn.

Feuerwehr-Einsatzleiter Stefan Majohr erhielt am Montagmorgen per Funk die Nachricht von dem Unfall. Der Gemeindewehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Stapelfeld alarmierte seine Kollegen aus Großhansdorf, Braak und Stellau und forderte Unterstützung von der Berufsfeuerwehr Hamburg an. Insgesamt waren knapp 50 Feuerwehrleute im Einsatz. "Als wir am Unfallort ankamen, sah es dort sehr dramatisch aus. Das Auto war total zermust", sagt Majohr. Wenn er nicht zuvor per Funk eine Entwarnung erhalten hätte, dann hätte er bei diesem Anblick das Schlimmste gefürchtet. "Die Fahrerseite war jedoch relativ unbeschädigt", sagt er, "wenn allerdings jemand auf dem Beifahrersitz gesessen hätte, dann hätte die Person keine Überlebenschance gehabt."

Kilometerlange Staus auf der A 1 und vielen Nebenstrecken

Die Autobahn musste für mehr als vier Stunden gesperrt werden. Die Fahrzeuge stauten sich auf bis zu 20 Kilometern. Autofahrer wurden bereits ab dem Autobahnkreuz Bargteheide umgeleitet. Dadurch kam es auf vielen Nebenstraßen und auch in Städten wie Ahrensburg zu Verkehrsbehinderungen.

Monika Bojens aus Sprenge war eine derjenigen, die unter dem Verkehrschaos zu leiden hatten. Drei Stunden stand die 51-Jährige zwischen Bargteheide und Stapelfeld im Stau. "Ich wollte über die A 1 nach Barsbüttel, zu Möbel Höffner", sagt sie. Doch bereits bei Bargteheide ging es nicht mehr voran. Bojens: "Es war heftig, teilweise konnte ich mein Auto eine Stunde lang keinen Meter vorwärts bewegen."

Wegen der Kälte habe sie ihr Auto immer mal wieder starten müssen, um zu heizen. "Mein Blick war immer auf die Tankuhr gerichtet", sagt sie. Die Lastwagenfahrer seien ausgestiegen und hätten Joghurt gegessen. Sie selbst habe sich vor allem Sorgen um ihre beiden Kinder gemacht. "Die standen vor der Haustür und hatten keinen Schlüssel", sagt die Steinburgerin, "ich wollte doch nur kurz zu Möbel Höffner, und plötzlich war ich so viele Stunden weg." Enttäuscht ist sie vom Verhalten der Polizei. Monika Bojens sagt: "Ich verstehe nicht, wieso die Beamten nichts gemacht haben. Bei uns ist kein Polizeiwagen vorbeigekommen. Wir wurden nicht informiert und wussten daher überhaupt nicht, was los ist."

Um 13.30 Uhr wurde der linke Fahrstreifen der Autobahn in Richtung Hamburg wieder freigegeben. Die Sperrung der anderen Fahrbahnen wegen der Bergungsarbeiten dauerte bis in den Abend.