Eine Glosse von Andreas Burgmayer

Es gibt viele Möglichkeiten für einen Mann, sich in aller Öffentlichkeit zu demütigen. Parteichef der FDP zu sein, ist zurzeit eine davon. Mann kann aber auch einfach eine Mütze über den Kopf ziehen. Tu ich das, sehen mir die Leute auf der Straße entweder mitleidig oder hysterisch lachend hinterher. Mitleidig, wenn sie annehmen, der arme Mann hat gerade eine schwere Schädeloperation hinter sich. Hysterisch lachend, wenn sie es nicht fassen können, dass eine Bowlingkugel Augen, Nase, Mund hat.

Nicht wenige Männer teilen meine Mützenuntauglichkeit. Das führt dazu, dass es auf Weihnachtsmärkten oder anderen winterlichen Freiluftveranstaltungen neuerdings so aussieht, als sei Bettenwechsel auf der Ponderosa-Ranch, als habe Ben Cartwright seine Jungs und all die anderen Cowboys auf der Ranch in die Stadt geschickt, um in Ruhe mit Koch Hop Sing den Eintopf zu rühren: Männer mit Stetsons überall.

Es ist klar, warum der klassisch geformte Filzhut bei den Männern im Winter seine Renaissance erlebt. Er ist ein Weg, die Rübe mit Würde zu temperieren. Außerdem ist zu beobachten, dass der Hutträger grundsätzlich an Erscheinung gewinnt. Selbst das letzte Pfläumchen und Weichei sieht mit einem Stetson irgendwie männlich und gefährlich aus. Im Kampf um Glühwein, Fliederbeersaft und Bratwurst auf den Weihnachtsmärkten kann das ein wirksames Argument gegen drängelnde Mützenträger sein.