Ein Bildband des Amtsarchivs dokumentiert Geschichte und Gerichte jener Zeit, in der die ersten Ausflügler nach Stormarn kamen

Trittau/Hamfelde. Es ist guter Brauch, dass Trittaus Amtsarchivar Oliver Mesch zum Jahresende ein Buch oder einen Kalender herausbringt. Da reiht sich sein neues Werk "Die Stormarnsche Schweiz. Geschichte und Gerichte" nahtlos ein. Und doch ist es etwas Besonderes, denn die bebilderte Geschichte des Fremdenverkehrs in der Stormarnschen Schweiz vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der 1960er-Jahre ist in Zusammenarbeit mit Hermann Jülich Werkgemeinschaft entstanden. Oliver Mesch hat die Texte geschrieben und die Postkarten und Bilder zusammengestellt. In der Papierwerkstatt der Einrichtung für Menschen mit Behinderungen haben die Betreuten die Bücher gebunden und mit einem hochwertigen Einband versehen. "Dabei kommt unter anderem eine Herkulespresse von 1920 zum Einsatz", sagt Werkstattleiter Maik Welka.

Das Trittauer Genesungsheim, das elegante Hotel am See in Lütjensee oder der mondäne Hamfelder Park - das sind Motive von Postkarten, die um das Jahr 1900 von Ausflüglern verschickt wurden. "Damals nahm der Fremdenverkehr in der Region Trittau an Fahrt auf. Sommerfrischler und Erholungssuchende kamen in Scharen sagt Oliver Mesch.

Weil schon damals ein Ausflug in die Region auch immer mit einem guten Essen verbunden war, hat Oliver Mesch auch dem Kulinarischen breiten Raum eingeräumt. Die Geschichte von sechs Gasthöfen stellt er vor: den Alten Dorfkrug in Großensee, die Fischerklause in Lütjensee, das Forsthaus Seebergen, den Seehof sowie die Gasthöfe Waldeslust in Hamfelde und Stahmer in Hohenfelde. Jedes Restaurant hat ein Rezept beigesteuert. Auch die Mitglieder des Landfrauenvereins Südstormarn haben Mesch die Bitte gerne erfüllt und viele traditionelle Rezepte zusammengestellt. "So hat das Buch viele Aspekte", sagt der Archivar. Es ist ein Geschichtsbuch mit historischen Bildern und Postkarten, eine Art historischer Reiseführer, aber auch ein Rezeptbuch.

Die Kooperation zwischen dem Archiv und der Hermann Jülich Werkgemeinschaft entstand bei einem Kreativ-Abend, zu dem die Einrichtung eingeladen hatte. "Wir möchten für unsere Papierwerkstatt neue Kunden finden, um die Arbeitsplätze zu sichern", sagt Einrichtungsleiterin Anke Brammen. Finanziell unterstützt wurde das Projekt unter anderem von der Sparkassen-Kulturstiftung. Wer das Buch verschenken möchte, kann den Einband in der Papierwerkstatt kostenlos mit einer individuellen Prägung versehen lassen.

Das Buch hat 192 Seiten und kostet 18,90 Euro. Es ist erhältlich bei der Bücherecke Hagedorn, dem Trittauer Papierhaus, allen beteiligten Gasthöfen, im Amtsarchiv im Trittauer Rathaus sowie in der Hermann Jülich Werkgemeinschaft. Die Papierwerkstatt ist werktags von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr geöffnet.