Bislang gibt es keine Einigung im Gastschulstreit. Hamfelder halten Mahnwache vor dem Landtag ab und fordern eine schnelle Lösung

Ahrensburg/Kiel. Spätestens zum Jahresende gibt es ein neues Gastschulabkommen: Dieses Versprechen, seit Monaten gebetsmühlenartig immer wieder vorgetragen, vom Bildungsministerium in Schleswig-Holstein wie von der Hamburger Schulbehörde, wird bald nicht mehr einzuhalten sein. In gut sechs Wochen endet dieses Jahr. Jeder weitere Tag, der in dieser Sache verstreicht, wird seit Montag von einer Mahnwache vor dem Kieler Landtag markiert. Eltern von Schulen in freier Trägerschaft haben sie organisiert - weil sie nicht länger tatenlos zusehen wollen, wie die Zukunft ihrer Kinder gefährdet wird.

Ob der Streit zwischen den beiden Bundesländern bis Weihnachten noch zu schlichten ist - nach den Festtagen pausiert die Politik traditionell -, ist derzeit völlig offen. Am vergangenen Freitag haben der Bildungsstaatssekretär Eckhard Zirkmann (Schleswig-Holstein) und der Staatsrat Ulrich Vieluf (Hamburg) erneut verhandelt. Ergebnis: Keine Einigung.

Immerhin waren diesmal auch Finanz-Experten dabei - was sicherlich sinnvoll ist, denn beim Gastschulabkommen geht es schließlich ums Geld. 8,5 Millionen Euro zahlt Schleswig-Holstein jährlich, Hamburg verlangte zuletzt rund 20 Millionen Euro. Etwa 6200 Schleswig-Holsteiner besuchen eine Schule im Nachbarbundesland. Der Zeitdruck manifestiert sich jetzt in einer dichteren Beratungsfolge - und in Stellungnahmen, aus denen eine gewisse Gereiztheit spricht. So warf der CDU-Landesvorsitzende Christian von Boetticher am Wochenende beim Kreisparteitag seiner Partei in Glinde der "Schulsenatorin von den Grünen" in Hamburg vor, den Streit verursacht zu haben. Die Christdemokraten der beiden Bundesländer seien sich eigentlich einig.

Heute wird von Boetticher erneut Gelegenheit haben, sich zu dem Thema zu äußern - bei der Sitzung der CDU-Landtagsfraktion in Kiel. Am Donnerstag kommender Woche trifft sich dann dort der Bildungsausschuss, der ebenfalls das Gastschulabkommen auf der Tagesordnung hat. Und am Tag darauf gibt es ein Gespräch der beiden Länderchefs Peter Harry Carstensen und Christoph Ahlhaus - unter anderem auch über jenes strittige Thema.

Wie könnte eine Lösung aussehen? Hamburg hatte zuletzt den Vorschlag gemacht, dass die Heimatkommunen der Kinder, die in Hamburg unterrichtet werden, den normalen schleswig-holsteinischen Schulkostenbeitrag an die Hansestadt zahlen. Das Land müsse dann einen Personalkostenbeitrag an Hamburg drauflegen. Bei welcher Gesamtsumme man auf diese Weise landet, ist unklar.

Tobias Koch aus Ahrensburg, der finanzpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, sagt: "Wenn die Kommunen vier bis fünf Millionen Euro an Hamburg überweisen und das Land weiterhin 8,5 Millionen Euro zahlt, wird der Finanzminister Rainer Wiegard sicher mit dem Vorschlag aus Hamburg einverstanden sein. Aber wenn das Land mehr zahlen soll, dann wird es schwierig." Einer von denen, die darauf drängen, dass die Länder sich endlich einigen, ist Benedikt Jost aus Hamfelde. Ab 8 Uhr stand er gestern zusammen mit zwei Müttern vorm Eingang des Landtags - eine kleine Gruppe, dank eines orangefarbenen Spruchbandes und roter Plastikschürzen dennoch gut sichtbar.

"Wir sind mit einigen Landtagsabgeordneten ins Gespräch gekommen", sagt Jost. Der Hamfelder hat die rote Schürze für seine Söhne übergestreift. Acht und elf Jahre alt sind sie, beide besuchen die Rudolf-Steiner-Schule in Farmsen. 20 Prozent der Schüler wohnen in Schleswig-Holstein. Jost will nicht, dass seine Kinder die Schule wechseln müssen. "Beide Länder kommen um eine Lösung nicht herum", ist er überzeugt. "Bislang sind das doch alles nur Scheingefechte gewesen. Uns ist es wirklich sehr wichtig, dass es jetzt endlich zu einer Einigung kommt. Die Zeit drängt."