Baum zerstört Carport. Ahrensburger Bürgermeister holt zweites Gutachten ein und entschuldigt sich bei Hauseigentümern für unverschämte Aussage

Ahrensburg. "Die Stadt nimmt ihre Verkehrssicherungspflicht sehr ernst. Alle Bäume im Stadtgebiet werden regelmäßig begutachtet", sagt Bürgermeister Michael Sarach. Damit reagiert der Verwaltungschef auf Vorwürfe von Anwohnern der Schimmelmannstraße, denen kürzlich eine Birke auf ein Carport gestürzt war.

Noch zwei weitere Birken neigen sich bedrohlich in Richtung des Hauses

Nun soll ein zweiter Gutachter sich die Bäume am Reesenbütteler Graben noch einmal ansehen. "Kommt auch dieses neue Gutachten zu dem Ergebnis, dass keine Gefährdung vorliegt, werden wir nichts weiter in die Wege leiten", sagt Sarach. Wie berichtet, stehen zwischen dem Wanderweg und dem Grundstück des betroffenen Ehepaares Juritz etliche Bäume, von denen sich drei unmittelbar an der Grundstücksgrenze bedrohlich stark zu dem Einfamilienhaus hin neigen. Seit Herbst 2009 betrachtet das Ehepaar diese Entwicklung mit großer Sorge. Sie wandten sich an die Verwaltung, die einen Sachverständigen beauftragte, sich die Bäume anzuschauen. Er kam zu dem Ergebnis, dass trotz der Schieflage keine Gefahr von den Bäumen ausgehe. Für das Ehepaar Juritz ist die umgestürzte Birke ein Beweis dafür, dass sich der Gutachter geirrt hat. Für die Beiden ist es gänzlich unverständlich, dass der Sachverständige auch nach dem Unglück an seiner Beurteilung festhält.

Bürgermeister Michael Sarach betont, dass der Gutachter ein ausgewiesener Fachmann sei, mit dem die Stadt seit Jahren zusammenarbeite und der regelmäßig die 11 600 Einzelbäume ebenso wie die Baumgruppen im Stadtgebiet begutachte. Dabei gilt: Bäume die jünger als 20 Jahre sind, werden alle vier Jahre überprüft, Bäume die älter als 20 Jahre sind, zweimal im Jahr. "Einmal mit Laub und einmal ohne Laub", sagt der Bürgermeister. "Wir haben viele Informationen über den Zustand unserer Bäume, über ihren Entwicklungsstand, über Schäden, über ihre Standfestigkeit", sagt Michael Sarach. Mängel würden behoben und wenn es erforderlich sei, werde ein Baum auch gefällt. Aber: "Fällungen begrenzen wir immer auf das Maß, das erforderlich ist."

Das gilt auch für die schief wachsenden Birken am Reesenbütteler Redder. Der Baumsachverständige stuft sie nach wie vor als unbedenklich ein. Sarach sagt, es gebe keinen Grund, an diesem Urteil zu zweifeln. Unter besonderen Umständen könnte auch ein gesunder Baum fallen. Windstärke elf, die der Sturm am Unglücks-Freitag teilweise erreichte, sei solch ein Umstand. Die Einwände des Ehepaares Juritz nimmt Sarach jedoch ernst. Er könne die Angst durchaus nachvollziehen. Deshalb gibt es nun ein weiteres Gutachten, auch um zu klären, ob die Stadt für den entstandenen Schaden haften muss.

Die Sorge, dass der nächste schiefe Baum direkt auf das Hausdach und in das Schlafzimmer stürzen könnte, sitzt tief bei Nicole und Rainer Juritz. Sie haben darüber noch am Unglücksort mit dem Sachverständigen gesprochen. Er soll darauf geantwortet haben: Dann schlafen Sie doch im Keller."

"Ich kann leider nicht nachvollziehen, wer die Äußerung getan hat"

Bürgermeister Michael Sarach sagt dazu auf Nachfrage, dass der Gutachter ihm versichert habe, etwas Derartiges nicht gesagt zu haben. In jedem Fall sei solch eine Äußerung eine Unverschämtheit. Bei einem Unglück wünsche man sich als Betroffener Mitgefühl, aber keine "dummerhaftigen Belehrungen". Michael Sarach: "Ich kann heute leider nicht abschließend nachvollziehen, wer die Äußerung getan hat. Ich entschuldige mich aber bei Familie Juritz in dessen Namen."