Eine Glosse von Maike Grunwald

Früher dachte ich, Computerspiele seien nur etwas für kleine Jungs. Heute weiß ich, dass auch Frauen mittleren Alters süchtig danach werden können. Seit mehr als einem Jahr fröne ich dem Laster der sogenannten Social Games - diese Gesellschaftsspiele, die man bei Facebook massenhaft spielen kann.

Noch vor dem Frühstück habe ich in der virtuellen Welt mehr geleistet als im wirklichen Leben in zwei Wochen. Ich habe meine Farm erweitert, im Feenland mehrere Gärten besucht und dabei freundliche Nachrichten hinterlassen. Ich habe neue Mitarbeiter für mein Café eingestellt, bin mit einem alten Schulfreund in einen Mafiakrieg gezogen und habe mein Aquarium umgestaltet. Viele Goldstücke, Dukaten und Café Coins habe ich schon eingenommen.

Bei der Arbeit halte ich strikt das Spielverbot ein, das ich mir selbst auferlegt habe. Aber nach Feierabend geht es munter weiter: Ich besiege meine beste Freundin in einem Ritterturnier, fahre die Ernte ein und produziere Gold. Dabei kommuniziere ich mit meinen Mitspielerinnen, vor allem auf Englisch, denn die meisten kommen aus Übersee.

Der typische Social-Games-Spieler ist weiblich und 43 Jahre alt, sagt eine Studie. Ich sage: Die Frauen haben garantiert auch Stress mit ihren Männern, bei all der Spielerei. Wo ist eigentlich meiner? Ich gehe gleich mal gucken. Aber erst muss ich die Blumen gießen. In meinem virtuellen Garten.