Birke zertrümmert Carport. Gutachter riet: “Schlafen sie bei Sturm doch im Keller“

Ahrensburg. Dem jüngsten Sturm hat die meterhohe Sandbirke nicht mehr standgehalten. Sie stürzte auf das Grundstück des Ehepaar Juritz, riss den Gartenzaun ein, zerstörte das Carport-Dach und begrub eine daneben stehende Zypresse unter sich. Die Birke gehört der Stadt. Muss sie für den Schaden bezahlen? Hat sie womöglich fahrlässig gehandelt, weil sie die Warnungen der Anwohner in den Wind schlug, den Baum als "unbedenklich" einstufte? Diese Fragen will Anlieger Rainer Juritz jetzt klären.

Rainer und Nicole Juritz wohnen an der Schimmelmannstraße. Ihr Grundstück grenzt an den Grünzug am Reesenbütteler Graben. Birken und Eichen wachsen dort, das Unkraut wuchert. Das stört das Ehepaar nicht. "Wir genießen von unserer Terrasse den Blick ins Grüne", sagt Nicole Juritz. Sorge, ein Baum könnte einmal aufs Haus fallen, hatte Rainer Juritz, sagt: "Ich lebe seit 40 Jahren hier."

Der Experte der Stadt wischte alle Bedenken der Anlieger vom Tisch

Die Situation änderte sich im Herbst 2009. Nach heftigen Stürmen neigten sich drei Bäume an der Grenze zum Juritzschen Grundstück bedrohlich in Richtung Haus. Rainer Juritz schrieb an die Stadt, machte auf mögliche Gefahren aufmerksam. Das Ehepaar schläft unterm Dach. Mehrmals habe er Mails geschrieben und vergeblich auf Antwort gewartet. Erst nachdem er persönlich im Rathaus war, sei man dort aktiv geworden. "Ein Gutachter hat sich die Situation vor Ort angeschaut", sagt Rainer Juritz. Er kam zu dem Ergebnis, dass von den Bäumen keine Gefahr ausgehe. Juritz erinnert sich an die Worte: "Die wachsen halt zum Licht hin. Schlafen Sie bei Sturm doch im Keller". Auch die Warnung von Nicole Juritz, dass die Kronen bei Sturm mittlerweile schon das Dach des Hauses berühren, sei vom Gutachter als "ausgeschlossen" vom Tisch gewischt worden. Rainer Juritz zitiert aus dem Schreiben aus dem Rathaus, das er im August bekommen hat.

Stadt unternahm nichts, obwohl der Reesenbütteler Graben Schulweg ist

Auf zwei Seiten begründet die Stadt darin, warum die drei Bäume keine Gefahr darstellten. Unter anderem heißt es: "Der Abstand zwischen dem Kronenrand der Bäume und den Dächern der Häuser beträgt mindestens fünf Meter. Um die Dächer zu berühren, hätten die Stämme sich stark biegen oder die Bäume hätten bis zu einer großen Neigung kippen müssen."

Das Ehepaar Juritz ist froh, dass sie das Schreiben noch haben. Sie werden es jetzt bei ihrer Versicherung einreichen. Denn die Birke, die der Sturm nun entwurzelt hat, ist einer dieser begutachteten Bäume. "Wir haben mehrfach gewarnt. Passiert ist nichts, obwohl der Reesenbütteler Graben auch ein Schulweg ist", sagt Nicole Juritz.

Als der Baum fiel, war das Ehepaar nicht zu Hause. Nicole Juritz wurde von ihrer Schwiegermutter informiert. Sie wohnt in dem Haus auf dem vorderen Teil des Grundstücks. Die junge Frau ist sofort in die Schimmelmannstraße geeilt. "Es ist ein Glück, dass es nur den Carport getroffen hat", sagt sie. Ihr Dank gilt den Ahrensburger Feuerwehrleuten, die sofort anrückten und den Baumstamm in Stücke sägten. Der Gutachter war ebenfalls an den Unglücksort gekommen. Er sei dann noch einmal um die anderen Bäume herumgegangen und habe die Stämme abgeklopft, sagt Rainer Juritz und fügt kopfschüttelnd hinzu: "Er hat sie abermals als unbedenklich eingestuft."

Er und seine Frau verstehen die Welt nicht mehr, fühlen sich nicht ernst genommen. "Wir wollen doch nur Sicherheit. Was, wenn beim nächsten Sturm der nächste Baum kippt und dann auf unser Haus fällt?", fragt die junge Frau. Vorerst muss der entstandene Schaden behoben werden. Juritz: "Die Stadt wird sich ihrer Verantwortung hoffentlich nicht entziehen."