IHK-Vorschlag zur Ahrensburger Umgehung kommt an. Es gibt aber auch Kritiker

Ahrensburg. Die neue Variante für die Ahrensburger Nordtangente, die der Wirtschaftsbeirat Stormarn der Industrie- und Handelskammer (IHK) diese Woche präsentiert hat, trifft durchaus auf Zustimmung bei Ahrensburgs Politikern und Bürgern. Die Umgehungsstraße im Norden der Schlossstadt soll nach den Vorstellungen der Wirtschaft durch den Kornkamp über das jetzige Famila-Gelände bis zur B 75 am Kremerberg führen. Der Verbrauchermarkt, der seit 26 Jahren am Ende der Sackgasse Kornkamp ansässig ist, müsste Platz machen für die Trasse.

"Wir sind gesprächsbereit", sagte gestern Famila-Sprecherin Bärbel Hammer. "Grundsätzlich sind wir glücklich am Kornkamp. Ein neuer Standort müsste sowohl über eine gute Verkehrsanbindung als auch über genügend Raum für Parkplätze verfügen. Natürlich bietet ein modernerer Standort auch Vorteile für uns." Noch habe niemand das Gespräch mit der Firmenspitze gesucht. Insgesamt umfasst das Famila-Gelände 23 600 Quadratmeter. Ein Teil davon könnte für den direkten Nachbarn Clariant interessant sein. Der Kunststoffhersteller erwäge nach IHK-Angaben eine Erweiterung.

Famila-Geschäftsführung sieht bei einem Umzug auch Chancen

Der IHK-Wirtschaftsbeirat hatte mit seinem neuen Trassenvorschlag die Ahrensburger Politik aufgefordert, schnell zu einer Entscheidung für die Nordtangente zu kommen. Bauausschuss-Mitglied Rafael Haase (SPD) begrüßt schon jetzt die Idee. "Die SPD hat immer für die Variante durch den Kornkamp gestimmt", sagt er. "Die Wirtschaft braucht Spielraum, das Schlossareal muss vom Verkehr entlastet werden." Die neu vorgeschlagene Trasse sei aus strukturellen Gründen gut. "Die bisherigen Varianten sind zu kurvenreich. Die neue Trasse könnte aufgrund des eher rechtwinkligen Verlaufs Richtung B 75 über die Bahngleise statt darunter geführt werden." Das sei kürzer und günstiger. "Und Famila könnte dann vielleicht an den Bahnhof Gartenholz ziehen."

Auch Thomas Bellizzi, für die FDP im Bauausschuss, bewertet den Vorschlag positiv. "Ich halte die Lösung für die sinnvollste, die neue Streckenführung ist besser. Und ich finde es richtig, dass die Wirtschaft sich jetzt zu Wort meldet." Für den Ausschussvorsitzenden Jörg Hansen (Grüne) hingegen ist das Vorgehen der Unternehmer befremdlich. "Es hat zwei Jahre lang zig Termine gegeben, an denen man sich hätte melden können. Jetzt als Seiteneinsteiger mit diesem Vorschlag zu kommen, ist reichlich spät." Den Vorwurf der Wirtschaft, die Nordtangenten-Entscheidung hinauszuzögern, lässt er nicht gelten. "Wir verschleppen nichts, das geschieht jetzt vielmehr durch den neuen Vorschlag."

Nächste Woche präsentieren die Planer im Bauausschuss Zahlen

Die Interessengemeinschaft Ahrensburg Nord-Ost (Igano) betrachtet die Idee der Unternehmer eher skeptisch. "Eine erneute Variantendiskussion verzögert den weiteren Entscheidungsprozess", sagt Igano-Sprecher Tobias Ruprecht. "Die zu erwartenden Mehrkosten für eine etwaige Umsiedlung von Famila und den längeren Streckenverlauf könnten, falls überhaupt finanzierbar, besser in eine Trog- oder Tunnellösung investiert werden."

Für die Interessengemeinschaft Gartenholz indes ist der neue Vorschlag konstruktiv. "Er sollte auf jeden Fall im Masterplan Verkehr mituntersucht werden", sagt Sprecher Stefan Kupffer. "Erst, wenn der Verkehr zu Famila wegfiele, würde die Möglichkeit geschaffen, dass der Kornkamp den zusätzlichen Verkehr durch die Nordtangente verkraften kann."

Am Mittwoch, 17. November, präsentieren die Planer dem Bauausschuss ein Trendszenario für den Verkehr in der Schlossstadt. Dann müssten sich die Planer äußern, ob die bisherigen Variantenberechnungen auf den neuen Vorschlag übertragbar seien. Dazu sagte Planer Stefan Luft auf Anfrage: "Neue Ideen können wir in überschaubarem Rahmen noch abbilden."