Stadtbaudirektor wünscht sich eine Markthalle nach Gelsenkirchener Vorbild und ein unterirdisches Netz von Straßen und Stellplätzen

Ahrensburg. Ein Aushängeschild der Stadt ist der Ahrensburger Rathausplatz längst nicht mehr. Er ist grau, er ist trist. Und wären die darauf geparkten Autos nicht in so vielen verschiedenen Farben lackiert, wäre er noch grauer, noch trister. Das soll sich nun ändern. Die Mitglieder des Bauausschusses könnten schon heute Abend den Startschuss für eine umfassende Neugestaltung geben. Zur Diskussion steht ein städtebaulicher Vorentwurf für - wie es wörtlich heißt - "eine neue Gesamtsituation". Dieser Entwurf soll in den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan münden.

An Ideen, wie sich die neue Gesamtsituation darstellen könnte, mangelt es nicht. Stadtbaudirektor Wilhelm Thiele hat sie in seiner Schublade liegen. Kernstück des Rathausplatzes der Zukunft, wie er ihn sieht: eine Markthalle. "Ohne technischen Schnickschnack. An zwei Stellen Bistros oder Cafés, dazwischen Gassen mit Aufstellflächen." Das Obergeschoss wäre nach Thieles Vorstellung eine Galerie, ein gläsernes Dach ließe Licht ins Gebäude.

Und unter diesem Dach gingen sie ihren Geschäften nach: Händler, die Blumen, Antiquitäten, Antipasti und vieles mehr verkauften. "Eben all das, was gut funktioniert", sagt Wilhelm Thiele. Außerhalb der Geschäftszeiten wäre diese Halle, die auf der südlichen Platzhälfte stünde, eine Art Bühne für Vereine und Verbände. Es herrschte pralles Leben auf einem Platz, der zurzeit so tot erscheint.

Genau genommen sind das keine neuen Pläne. Die Umgestaltung des Rathausplatzes ist seit bald 30 Jahren Thema im Bauamt, von einer Markthalle spricht der Stadtbaudirektor auch schon seit mehr als zehn Jahren. "Das hat mich mein ganzes Berufsleben in Ahrensburg hindurch begleitet", sagt er, der im kommenden Frühjahr in Ruhestand geht. Nun sei die Notwendigkeit, etwas zu tun, größer denn je, meint er. Denn gerade im Vergleich mit anderen Straßenzügen in der Stadt, die sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt haben, falle der Rathausplatz mittlerweile deutlich zurück.

Dabei sei das Grundproblem dasselbe wie vor 30 Jahren. Mehr noch: dasselbe wie seit Bestehen des Platzes in seiner heutigen Gestalt. Wilhelm Thiele: "Die Proportionen stimmen einfach nicht." Mit seinen 110 mal 90 Metern Grundfläche sei der Rathausplatz größer als die meisten Marktplätze in Großstädten. "Das ist viel zu groß, um intim zu wirken", sagt Thiele. "Die Menschen verziehen sich in die Ecken, und auf der Fläche ist nichts. Da wird nur Blech abgestellt." Er spricht von Charisma und Flair, das eine Markthalle dem Platz verleihen könne, seine Worte malen das Bild von einem lauschigen Innenhof, der zwischen so einem Neubau und bestehenden Häusern entstünde. Mittwochs und sonnabends wäre wie gehabt Wochenmarkt, die Händler müssten nur ein wenig zusammenrücken.

Für das bunte Blech, für den derzeitigen Farbtupfer, bliebe da kein Raum mehr. Wilhelm Thiele versetzt die Autos einfach eine Etage nach unten. Die nördliche Hälfte des Rathausplatzes ist bereits mit einer Garage unterkellert, die Anschluss an die des neuen CCA hat. Die Vision des Bauamtsleiters: Wenn auch die südliche Platzhälfte unterkellert würde, ließe sie sich zum einen an die Garage unter dem Geschäftshaus Rathausplatz 22-25 anschließen, zum anderen unterirdisch mit einem Parkhaus verbinden, das rechts hinter dem Kaufhaus Nessler geplant ist. Wer sein Auto in der Ahrensburger City abstellen wollte, könnte also an verschiedenen Stellen in eine einzige riesige Tiefgarage abtauchen. Thiele: "Der gesamte Parkplatz-Suchverkehr wäre unter die Erde verlegt." Und die City autofrei.

Es ist eine millionenschwere Vision. Doch der Bauamtsleiter ist sich sicher, dass es genug Projektentwickler und Investoren gibt, die solch ein Projekt realisieren könnten, ohne dass der Stadt Kosten entstünden.

Bürgermeister Michael Sarach kennt Thieles Pläne. Dass sie genau so umgesetzt werden, hält der Verwaltungschef aber aus einem Grunde für fraglich: Er möchte die Bürger in die Planungen einbeziehen. "Ich wünsche mir ein offenes, ein transparentes Verfahren, bei dem jeder mitreden kann. Was natürlich nicht bedeutet, dass wir jeden einzelnen Wunsch werden erfüllen können", sagt er. Die Beschlussvorlage für den Bauausschuss sieht insofern auch vor, dass sämtliche Schritte von einem runden Tisch begleitet werden, an dem neben Verwaltung und Politik auch Bürger Platz nehmen können.

Die Bauausschusssitzung beginnt heute um 19 Uhr in der Museumsturnhalle der Stormarnschule.