Reinbeks Christdemokraten luden zum Boßel-Wettkampf in den Oher Tannen. Der Erlös geht ans Hospiz

Reinbek. Sie wiegt rund zwei Kilo, ist rund und hat etwa die Größe einer Kegelkugel: die Boßel. Hans-Jörg Carstensen wiegt das rote Runde in seiner Hand. Ein kurzer Ausfallschritt, und schon gleitet das mit Matsch beschmierte erdbeerrote Spielgerät aus seiner rechten Hand. Gespannt verfolgen der Reinbeker und seine Mannschaftskollegen die Flugkurve. Nach etwa sieben Metern schlägt die Boßel auf dem mit Laub bedeckten Waldweg auf.

"Super", applaudiert Gabriele Klein. Die 57 Jahre alte Bergedorferin und der 40 Jahre alte stellvertretende Bürgervorsteher haben sich erst wenige Minuten zuvor kennengelernt.

Die Reinbeker CDU hatte am Sonnabend zum Boßel-Wettkampf in den Oher Tannen eingeladen. "Ich habe in der Zeitung davon gelesen und sofort mich und zwei Freundinnen angemeldet", sagt Klein: "Das Besondere an dem Sport ist, dass man einen schönen Herbstspaziergang mit Spiel und Spaß verbinden kann."

Vor einem Jahr hatte CDU-Mitglied Klaus Köpke das Turnier ins Leben gerufen. In diesem Jahr sind vier Mannschaften mit je fünf Spielern angetreten. "Die Gruppen werden gelost, so kommen Menschen zusammen, die sich zuvor nicht kannten", sagt Köpke. Begleitet werden sie von einem Bollerwagen, den Köpke mit Glühwein, Schnaps, Bier und Softgetränken gefüllt hat. Jeweils zwei Mannschaften streifen gemeinsam durch den Wald. Ziel ist es, die vorgegebene Strecke von rund drei Kilometern mit den wenigsten Würfen zurückzulegen. Ob die Kugel wie beim Handball über die Schulter geschleudert oder aus der Hocke geworfen wird, ist egal.

Eike Stephan aus dem Reinbeker Ortsteil Ohe hat sich für die Kegeltechnik entschieden und rollt die Kugel über den weichen Waldboden. Doch Steine oder Äste können die Boßel dabei schnell von der Bahn abbringen, und kleinere Hügel sind mit dieser Technik nur schwer zu überwinden - wie die 48-Jährige an diesem Tag feststellen muss. "Natürlich ist auch ein bisschen Schadenfreude dabei, wenn die andere Mannschaft die Kugel ins Gebüsch wirft oder sie wieder zurückgerollt kommt", sagt Herbert Kaphengst und nippt an seinem Plastikbecher. "Herrlich, dieser Glühweinduft", sagt jemand aus der Runde.

Nachdem die Schnapsgläser und die Glühweinbecher wieder im Bollerwagen verstaut sind, geht es weiter. Jeder Wurf wird von Johannes Kindler, 72, notiert. Er kreuzt in einer Tabelle an, wie viele Würfe jeder Teilnehmer gemacht hat. Daraus ergibt sich pro Mannschaft eine Gesamtzahl. Beim Wettkampf in den Oher Tannen benötigt am Ende die Gewinnermannschaft für die Strecke von drei Kilometern 88 Würfe.

Nach rund drei Stunden war das Turnier beendet, und die vier Mannschaften kamen im Prahls Gasthof an der Großen Straße zusammen. Bei einem Eintopf wurde dann gemeinsam bestimmt, welcher gemeinnützige Verein oder welche Einrichtung das Startgeld von fünf Euro pro Person gespendet bekommen soll. Die Gruppe entschied sich für das Reinbeker Hospiz und stockte den Betrag auf 180 Euro auf. Die Teilnehmer gingen nach der Mahlzeit ihrer Wege - und hoffen, sich im nächsten Jahr wiederzusehen, wenn die rote Boßel wieder über den Waldboden rollt.