Eine Glosse von Matthias Popien

Abitur in acht Jahren oder in neun Jahren? Das ist die Frage, die die Bildungspolitiker in Schleswig-Holstein in diesen Wochen umtreibt. Minister Ekkehard Klug hat sogar einen viele Seiten langen Gesetzentwurf über dieses Problem geschrieben. Gelesen hat ihn noch keiner - jedenfalls keiner von denen, die von dieser neuerlichen Schulreform betroffen wären. Denn das dauert viel zu lange, findet der Verband Bildung und Erziehung in Stuttgart. "Das Fernsehen liefert Informationen in kurzen Sequenzen", meint Sprecher Michael Gomolzig. "Kinder und Jugendliche haben sich an die schnellen Bildwechsel gewöhnt und erwarten von den Lehrern ebenso schnelle Schnitte und ständige Methodenwechsel."

Für Ekkehard Klug kann das nur heißen: Gesetzentwurf kürzen - und mehrmals täglich durch neue ersetzen. Eine Schulreform pro Jahr ist langweilig, zehn Reformen pro Tag könnten für die gewünschte Action im Klassenzimmer sorgen. Lernen macht doch viel mehr Spaß, wenn der Chemieunterricht nach zehn Minuten per Ministeriums-SMS durch Chinesisch ersetzt wird. Oder wenn in Physik der Hawking-Bestseller "Eine kurze Geschichte der Zeit" mit einer Klugschen Zeitbeschränkung von - sagen wir mal - 30 Sekunden diskutiert wird, um danach im Sportunterricht konzentriert daran zu arbeiten, das schnellste Tor aller Zeiten zu erzielen. Ihr geliebtes G 8, Herr Klug, ließe sich auch dann noch umsetzen - als jugendkompatibles Abitur in acht Minuten.