Schlosskirchenkantorei feiert 50-jähriges Bestehen mit anspruchsvollem Konzert

Ahrensburg. Nach zweieinhalb Stunden war es vorbei - die lange Probenarbeit, die Spannung, die Nervosität. Einem Zuhörer entrang sich ein tiefer Seufzer. Eine Zuschauerin hob sofort die Hände. Hatte sie es doch schon während des Konzerts kaum ausgehalten, nicht applaudieren zu können. Einen Augenblick hielt sie aber auch jetzt noch inne. Zu sehr war die Ahrensburger Schlosskirche angefüllt von den gewaltigen Bach-Klängen.

Dann brach der Jubel los. Kantor Ulrich Fornoff drehte sich um und nahm mit ernstem Gesicht den Beifall entgegen. Die H-Moll-Messe zu dirigieren, ist eine Herausforderung, ein echter Kraftakt, auch emotional. Als Dankeschön fürs Publikum ging Fornoff erneut ans Pult. Und noch einmal erklang der Schlusssatz: "Dona nobis pacem" - "Gib uns Frieden".

Der Komponist Carl Friedrich Zelter bezeichnete die Messe in h-Moll von Bach im Jahr 1811 als "das größte Kunstwerk, das die Welt je gesehen hat". Superlative sind problematisch. Sicher ist jedoch, dass diese Messe zur anspruchvollsten Literatur gehört, die je für Chor geschrieben wurden. Ulrich Fornoff und seine Sänger stellten sich dieser Aufgabe und wurden wie die Zuhörer in der völlig ausverkauften Schlosskirche mit einem wunderbaren Konzert belohnt. Würdiger hätte das 50-jährige Bestehen der Ahrensburger Schlosskirchenkantorei nicht begangen werden können.

Mit klarem Dirigat hielt Ulrich Fornoff energisch und federnd zugleich die Zügel musikalisch in der Hand. Die Sopranistin Dorothee Fries und die Altistin Andrea Heß, die dem Publikum bereits von vielen anderen Konzerten gut bekannt waren, überzeugten auch an diesem Abend ebenso wie der Tenor Joachim Duske und der Bassist Matthais Lüderitz. Die vier passten stimmlich bestens zusammen und gestalteten ganz im Sinne des barocken Meisters.

Stilsicher musizierte auch das Ahrensburger Kammerorchester. Die Instrumental-Solisten glänzten bei ihren technisch schwierigen Partien. Und das Continuo begleitete blitzsauber.

Die Hauptakteure bei diesem Festkonzert waren jedoch die Sänger. Kantor Fornoff hatte mit dem Chor genau gearbeitet. Das war schon beim Eingangssatz deutlich zu hören. Dass die Kraft und damit auch die Intonation manchmal nachließ - wer will es ihnen bei dieser Mammutkomposition verdenken. Aber darum ging es nicht. Diese Werke müssen aufgeführt werden. Die Musik muss leben. Gut, dass das in Ahrensburg möglich ist.