Museumsbetrieb schreibt rote Zahlen. CDU-Politiker fordert “Businessplan“ und erwägt Schließung im Winter

Ahrensburg. Das Ahrensburger Schloss ist in Not. Der Museums- und Kulturbetrieb im Wahrzeichen der Stadt schreibt rote Zahlen. Wie dramatisch die Situation ist, verdeutlicht ein Antrag der Stiftung Schloss Ahrensburg an die Stadt, der der Redaktion vorliegt. In dem an Bürgermeister Michael Sarach adressierten Schreiben beantragen die Stiftungsvorsitzenden Tatjana Ceynowa und Jörn Könke, die geplante Zustiftung durch die Stadt in eine sogenannte institutionelle Zuwendung umzuwandeln. Das bedeutet: Mit dem Geld - nach einem Beschluss der Stadtverordneten vom 10. Dezember 2007 sind es von diesem Jahr an fünf jährliche Raten à 100 000 Euro - soll nicht das Stiftungskapital erhöht, sondern das laufende Geschäft finanziert werden.

Was auch aus dem Schreiben hervorgeht: Zurzeit zehrt der Schlossbetrieb am Stiftungskapital. Der finanzielle Grundstock, der eigentlich kontinuierlich wachsen und Zinsen erwirtschaften soll, wird am Ende dieses Jahres um voraussichtlich etwa 6000 Euro geschrumpft sein. So etwas läuft dem auf Nachhaltigkeit angelegten Prinzip von Stiftungen komplett zuwider. Am Dienstag werden sich die Mitglieder des städtischen Finanzausschusses nun mit dem Thema befassen.

Sarach, der auch Stiftungsratsvorsitzender ist, unterstützt das Ansinnen. "Das Schloss als Bestandteil des Ensembles mit dem Marstall, Schlosskirche, Bagatelle und der Parkanlage das Herausstellungs- und Identifikationsmerkmal der Stadt", so Sarach in einer Stellungnahme. Er empfiehlt der Politik, das im Etat eingeplante Geld umzuwidmen. Und verweist auf die hervorragende Arbeit des Schlossteams: Die Eigenwirtschaftsquote liege bei 60 Prozent, das sei hoch für ein Museum. Gleichzeitig weisen die von der Stiftungsvorsitzenden Ceynowa - gleichzeitig Museumsleiterin - vorgelegten Bilanzen rückläufige Besucherzahlen aus.

Christian Conring (CDU), Vorsitzender des Finanzausschusses, gibt sich deutlich zurückhaltender als Sarach. Die Meinungsbildung sei längst nicht abgeschlossen. Er glaube nicht, dass der Ausschuss am Dienstag zu einem Ergebnis komme. Conring: "Jetzt blauäugig eine laufende Unterstützung zu beginnen, kann es nicht sein." Er fordert, dass das Schlossteam einen "Businessplan" vorlegt, in dem aufgezeigt werden müsse, wie die Einnahmen erhöht und die Ausgaben verringert werden können. Conring: "Man muss sich auf die Dinge konzentrieren, die was bringen. Das Museum muss etwas Besonderes bringen. Das sehe ich zurzeit nicht." Er schlägt vor, den Schlossbetrieb herunterzufahren. "Weshalb sollte man im Winter nicht auch mal zwei, drei Monate schließen können?"

Die Stiftung Schloss Ahrensburg war Anfang des Jahres 2003 gegründet worden, um von der bis dato gängigen laufenden Unterstützung des Schlossbetriebs durch Land, Kreis, Sparkasse und Stadt wegzukommen. Beim Gründungsfest am 2. Februar 2003 sprach die damalige Kultusministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) von einem "wegweisenden Modell", von einer "neuen Phase der Kulturförderung", von einem "Signal, wie öffentliches und bürgerliches Engagement Hand in Hand gehen kann". Damals ging sie davon aus, dass das von den vier bisherigen Geldgebern eingebrachte Grundkapital von privaten Zustiftern erheblich aufgestockt werden könne. Erdsiek-Raves Vorgängerin Marianne Tidick (SPD) sagte am selben Tag: "Trotz Wirtschaftskrisen ist auf der privaten Seite genug Geld da. Das Geld der Gründergeneration wird jetzt vererbt." Sie schlug in diesem Zusammenhang wörtlich vor, "Testamente zu akquirieren".

Es hat nicht geklappt, zumindest nicht in der erhofften Größenordnung. Gerade einmal 125 000 Euro aus den Portemonnaies der Bürger sind in den vergangenen sieben Jahren in die Schlossstiftung geflossen. Das Gros des Geldes ist von der öffentlichen Hand gekommen und von der Sparkasse. Das Stiftungsvermögen beträgt zurzeit gut 1,25 Millionen Euro. Mindestens drei Millionen Euro müssten es sein, um mit den Zinserträgen das operative Geschäft bestreiten zu können, schreiben die Stiftungsvorstände Tatjana Ceynowa und Jörn Könke in ihrem Antrag an die Stadt.

Sollte ihr Ansinnen nach einer Umwidmung der Zustiftung in einen institutionellen Zuschuss eine Mehrheit in der Politik finden, bedeutete das zugleich, dass das Stiftungskapital bis zum Jahr 2014 stagnierte. Mehr noch: Der Schlossstiftung gingen in dieser Zeit auch Zuwendungen durch die Sparkasse Holstein verloren. Die nämlich hat sich verpflichtet, parallel zu den Zustiftungen der Stadt Ahrensburg in eine eigene Stiftung namens "Sparkassenstiftung Schloss Ahrensburg" ebenfalls fünf Raten zu 100 000 Euro einzuzahlen. Die Zinserträge aus der Stiftung unter Sparkassen-Regie sollen ins Kapital der Schlossstiftung fließen. Stiftet Ahrensburg nicht zu, macht es die Sparkasse auch nicht. Jörg Schumacher, Geschäftsführer der Sparkassen-Stiftungen, sagte auf Anfrage: "Ahrensburg kann seine Zahlungen aber in den Jahren bis 2018 nachholen."

Genau das sieht auch die Vorlage aus dem Ahrensburger Rathaus vor. Dazu der Finanzausschussvorsitzende Christian Conring: "Unterm Strich müssten wir also eine halbe Million Euro zusätzlich zahlen."