Grafiker aus Reinbek machen aus grauen Wänden farbenprächtige Hingucker. Und die Bürger sind begeistert

Barsbüttel. Sven Bliesener und Dennis Böhlendorf sind im wahrsten Sinne des Wortes zwei bunte Vögel. Aus langweiligen Betonwänden, kahlen Buswartehäuschen oder mausgrauen Stromkästen machen die beiden echte Hingucker. Eine Woche haben die Grafiker zum Beispiel dafür benötigt, um 200 Quadratmeter Außenwand an der Barsbütteler Sporthalle zu bemalen. 115 Liter Farbe benötigten sie dazu. Die Hallenfassade aus grauem Waschbeton war zum Ziel von Graffiti-Sprayern geworden. Um zu sehen, welche Sportarten in der Halle betrieben werden, müssen Passanten diese nun nicht erst betreten - daran vorbeizugehen, genügt.

"Die Wand reinigen zu lassen, hätte mehr gekostet, als der Auftrag an Herrn Bliesener", sagt Jan Greve von der Gemeinde Barsbüttel. 2500 Euro hat die Gemeinde für die Arbeiten bezahlt. Malermeister Markus Petra, der im Vorstand des Sportvereins sitzt, hat die Farbe gespendet - und 40 Arbeitsstunden, die seine beiden Auszubildenden aufwenden mussten, um die Fläche vorab zu grundieren. Die neue Optik soll nun die Sprayer fernhalten. Dass das klappt, kann der Betrachter an der Grundschule im Ort sehen. Deren zuvor beschmierte Außenwand hatten Sven Bliesener und Markus Petra schon vor zwei Jahren zusammen mit Jugendlichen verschönert.

Die Idee, öffentliche Flächen für die organisierte Gestaltung freizugeben, hatte Jugendpfleger Matthias Lenzmeier gehabt. Die Sprayer respektieren die Kunstwerke anderer, meinte er - und sollte Recht behalten. Bisher wurden keine neuen Graffiti auf die Wände gesprüht. Und das Projekt hatte noch einen weiteren positiven Effekt: Die damals 16-Jährige Svenja Simonsen, deren Talent hier entdeckt und gefördert wurde, gestaltete anschließend auch die Wände des Jugendpavillons in Willinghusen. Heute studiert sie erfolgreich Kommunikationsdesign. Die farbige Optik kommt bei den Bürgern in Barsbüttel übrigens gut an und zog bereits weitere Aufträge nach sich. Der gelernte Grafiker Sven Bliesener, der hauptberuflich als Verwaltungsangestellter in Hamburg arbeitet und die Fassadenmalereien in der Freizeit realisiert, hat seitdem viele Außenflächen in Barsbüttel verschönert.

Zum Beispiel die Bushäuschen an der Willinghusener Kehre, diverse Stromkästen und zuletzt Anfang Oktober die Unterführung der Autobahn 24 an der Straße Zum Tunnel. Zusammen mit Dennis Böhlendorf verwandelte er die düstere Betonröhre während eines Wochenendes in einen Waldcomic mit dem Titel "Grünes Willinghusen". Die neue Optik begeistert nicht nur Timmy Schmidt, den Chef der Jugendfeuerwehr, die die Flächen vor der Bemalung gereinigt hatte. Auch die Willinghusener Bürger sind offensichtlich angetan. "Die Resonanz ist sehr positiv", sagt Hedwig Wieczorreck vom Ortsbeirat. Das Geld für die Aktion, die 2000 Euro gekostet hat, stammt aus dem Topf der Ortsverschönerung. "Auf die zweite Tunnelseite hätten wir auch Lust. Aber da müsste erst ein Etat her", sagt Sven Bliesener. Jetzt haben auch die Ortsteile Stemwarde und Stellau Interesse an einem Einsatz des Grafikers signalisiert. Stemwardes Ortsbeirat Klaus Jürgen Krüger hat ihm die Optik des Bushäuschens in der jüngst umgestalteten und begrünten Dorfmitte anvertraut. "Das soll so schön werden wie das Drumherum", sagt Krüger. Auch Stellau will die Verschönerer im nächsten Jahr beschäftigen, Ortsbeirat Christian Ebke hat das Thema bereits in die Haushaltsberatungen aufgenommen.