Ehemalige Sektenbeauftragte des Hamburger Senats bei Info-Abend in Bad Oldesloe

Bad Oldesloe. Als im September einige Scientologen in der Fußgängerzone der Kreisstadt auf Mitgliederfang gingen, hat das einigen Bad Oldesloern einen Schrecken eingejagt. Darum lud der Stormarner DGB-Chef Uwe Teut am Mittwoch die Sekten-Expertin Ursula Caberta ein, um über die Sekte zu informieren und Fragen zu beantworten. Caberta hat 18 Jahre lang die Arbeitsgruppe Scientology des Hamburger Senates geleitet. Sie bezeichnet Scientology als "eine neue Form des politischen Extremismus" mit einer Art Geheimdienst, der versuche, negative Informationen über die Sekte zu verhindern. Ein Rekrutierungs-Team versuche, das "rohe Fleisch" (Nicht-Scientologen) anzulocken.

Die meistgestellte Frage der mehr als 60 Teilnehmer im Bürgerhaus lautete: Wie erkenne ich Scientologen. "Es gibt leider kein Erkennungszeichen", sagt Caberta. Die Sekte tarne sich gut. "Ein Manager belegte ein Kommunikationstraining der Akademie für Management und Kommunikation und merkte erst spät, dass es sich um Scientology handelte. Seine Ehefrau wurde dann zu einer Farbberatung bei einer Scientologin geschickt", so Caberta. Über Nachhilfelehrer versuche Scientology, Kinder anzuwerben. "Dann geht es weniger um Mathe als um Kommunikationstraining", sagt Caberta. Sie habe schon öfter solche Schilderungen von Kindern bekommen. Generell rät sie: "Vor Seminaren und Kursen immer die Unterlagen genau durchlesen."

Auch bei der Veranstaltung hatten sich drei Scientologen unauffällig unter die Zuhörer gemischt. Zu Beginn der Fragerunde stellte sich ein Zuhörer als Hamburger Scientology-Presse-Chef Frank Busch vor und behauptete, Frau Caberta rede "falsches Zeug". Dann ging der Mann. Zum Ende der Veranstaltung enttarnten sich zwei weitere Scientologen durch ihre Kommentare zu den "unwahren Schilderungen".

Wie stark Scientology in Stormarn ist, sei Caberta nicht bekannt: "Deutschlandweit geht der Verfassungsschutz von etwa 6000 Hardcore-Scientologen aus." Sie zu zählen sei schwierig, weil nicht alle norddeutschen Mitglieder in der für Stormarn zuständigen Hamburger Geschäftsstelle registriert seien, viele stünden nur auf den geheimen Sekten-Listen in den USA. Das war offenbar Grund genug für einige, vor allem jüngere Zuhörer zu fragen, wie sie sich gegen Scientology engagieren können. "Es gibt die Gruppe Anonymous, die sich über das Internet verabreden und gegen die Sekte demonstrieren", rät Caberta. In Bad Oldesloe ist vor allem Andreas Schöppl von den Linken aktiv. Er hatte bereits mit Flugblättern gegen den Scientology-Stand in der Kreisstadt demonstriert. "Die Aktion hat etwas gebracht, sonst wären nicht so viele Scientologen erschienen um die Veranstaltung zu stören", sagt Schöppl nach der Diskussion. "Es wird noch mehr Proteste geben, unser Zulauf auf der Straße ist groß."