SKP stellt Insolvenzantrag. 80 Mitarbeiter fürchten um ihre Jobs. Branchenkenner kritisieren Vorstandschef

Ahrensburg. Die Firma verdient Geld damit, Unternehmen beim Personalabbau zu beraten und den betroffenen Mitarbeitern bei der beruflichen Neuorientierung zu helfen. Jetzt steht die Ahrensburger "SKP Dr. Stoebe, Kern & Partner HR Managementberatung AG", einst deutschlandweit erste Outplacement-Beratung, selbst vor einem radikalen Einschnitt. SKP-Vorstand Uwe Kern hat am 14. Oktober beim Amtsgericht Reinbek einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens (Az.: 8 IN 281/10) gestellt. Die 80 fest angestellten Mitarbeiter an acht Standorten bangen um ihre Jobs; etwa noch einmal so viele Menschen arbeiten auf freiberuflicher Basis für SKP.

In der markanten Firmenzentrale an der Ahrensburger Erika-Keck-Straße hat nun der Hamburger Rechtsanwalt Gideon Böhm als vorläufiger Insolvenzverwalter das Ruder in die Hand genommen.

Nach einer ersten Sichtung der Unterlagen ist er zurzeit davon überzeugt, dass SKP trotzdem eine Zukunft hat. Böhm: "Die Firma hat einen guten Ruf. Ihre Gründer sind diejenigen, die das Produkt Outplacement in Deutschland eingeführt haben." Bislang habe kein einziger Kunde seine Rahmenverträge gekündigt. Ähnlich äußert sich Vorstand Uwe Kern gegenüber dieser Zeitung: "Wir sind mitten in einer Sanierungsphase, der Insolvenzantrag gibt uns die Möglichkeit zur Restrukturierung. Er schützt uns vor Gläubigern." Liquide Mittel können während des Insolvenzverfahrens in die Fortführung des Betriebs gesteckt werden.

In der Frage, wie genau die aussehen mag, haben Firmenchef und Insolvenzverwalter aber offenbar unterschiedliche Vorstellungen. Uwe Kern spricht davon, SKP "gesundzuschrumpfen". "Das wird Arbeitsplätze kosten", sagt er, "das ist logisch, denn Personal ist ja der einzige Kostenfaktor, den wir haben." Tatsache sei, dass SKP zurzeit nicht voll ausgelastet sei. Insolvenzverwalter Böhm setzt unterdessen darauf, dass die Firma neue Auftraggeber werde gewinnen können. Was allerdings nicht leicht sein dürfte: "Wir haben es mit einem Markt zu tun, der hart umkämpft ist", sagt der Insolvenzverwalter. Auch der wirtschaftliche Aufschwung mache SKP zu schaffen. SKP-Vorstand Kern: "Unternehmen überlegen sich heute dreimal, ob sie Leute rauswerfen."

Doch längst nicht alle Branchenkenner teilen diese Einschätzung. Für sie kommt die Insolvenz nicht überraschend. Seit zwei Jahren schlingere das Unternehmen. "Das hat nichts mit dem Markt zu tun, das hängt vor allem an einer Person", meint ein ehemaliger SKP-Mitarbeiter. Uwe Kern, so äußern sich auch Geschäftspartner auf Abendblatt-Anfrage, habe die Firma "auf Gutsherrenart" geführt und gelte als "beratungsresistent". So sei es in den vergangenen Jahren zu strategischen Fehlentscheidungen gekommen, als sich SKP neben Outplacement weitere Geschäftsfelder als Personalberatung erschließen wollte.

Das Unternehmen wurde 1979 von Fritz Stoebe gegründet mit dem Ziel, Menschen bei der beruflichen Neuorientierung zu helfen. Mit dem Eintritt von Uwe Kern als Gesellschafter entstand 1987 die Dr. Stoebe, Kern & Partner Unternehmensberatung GmbH. 1993 schied Dr. Stoebe altersbedingt als Berater und Anteilseigner aus der Firma aus. 2001 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Seither führt der inzwischen 69-jährige Kern SKP als alleiniger Vorstand. Erst im April 2010 wurden Alexander Emde, 39, und Sven Hasse, 47, Niederlassungsleiter in Frankfurt und Hannover, in die Geschäftsführung berufen.

Kern, so behaupten die Kritiker, könne einfach nicht loslassen. "Er ist sehenden Auges ins Verderben gesteuert - mich erinnert sein Verhalten an Kapitän Ahab", unkt ein Ex-Berater. Seinen Top-Beratern hat er offenbar zu wenig unternehmerische Freiheit gelassen. Die Folge: Anfang 2008 verließen drei der erfahrensten Berater SKP in Ahrensburg und gründeten eine eigene Beratungsgesellschaft. Ein halbes Jahr später wiederholte sich der Aderlass in der Niederlassung Stuttgart: Die zwei führenden Berater machten sich auch selbstständig. Auch an anderen Standorten wie Düsseldorf verlor SKP in dieser Phase wichtige Mitarbeiter.

Mithilfe eines externen Managementberaters gelang 2009 der Turnaround, SKP schrieb wieder schwarze Zahlen. 2010 ist das Einzeloutplacement-Geschäft aber eingebrochen. "Das ist nicht einfach zu kompensieren, gerade, wenn die Firma ohnehin schlecht aufgestellt ist", meint ein Branchen-Insider.