A-1-Baumängel verärgern Oldesloes Bürgermeister. Erste Firmen klagen über Lieferprobleme wegen des Dauerstaus

Bargteheide. "Erleben Sie eine echte Meister-Leistung" - mit diesem Slogan wirbt die Firma Reinhold Meister auf ihrer Internetseite für ihre angeblich so gehaltvolle Arbeit. Was die Straßenbauer aus Bayern da mit offenbar stolz geschwellter Brust verkünden, löst beim Oldesloer Bürgermeister Tassilo von Bary ganz andere Empfindungen aus. "Für Bad Oldesloe ist das, was derzeit auf der A 1 passiert, eine Katastrophe", sagt er. Der Beton, den die Firma Meister seit März hergestellt und zwischen dem Autobahnkreuz Bargteheide und Bad Oldesloe verlegt hat, ist zu weich. Die eigentlich fertige Fahrbahn kann deshalb nicht für den Verkehr freigegeben werden. Gutachter haben nun das Wort. Wann die Baustelle und damit der tägliche Stau auf der A 1 beseitigt sein wird, ist derzeit vollkommen unklar - das ist die Situation, die der Bürgermeister mit dem Wort "Katastrophe" beschreibt.

Denn der Stau auf der Autobahn pflanzt sich fort. "Viele fahren wegen der Baustelle von der A 1 ab und nehmen dann die B 75 durch Bad Oldesloe. Dann bricht hier der Verkehr zusammen", sagt von Bary. Viele Anrufer hätten sich schon bei ihm über die Verkehrsbehinderungen beklagt. "Die Firma Minimax hat sich erheblich beschwert", sagt er. Manche Lieferungen würden den Sprinkleranlagen-Hersteller nicht mehr pünktlich erreichen, das gefährde die Produktion.

Von Bary hat deshalb in einem gestern in die Post gegebenen Schreiben an den Landesbetrieb für Straßenbau gefordert, dass zumindest die seit Monaten gesperrte Autobahnabfahrt Bad Oldesloe auf der Fahrbahn Richtung Lübeck wieder provisorisch geöffnet wird. Jens Sommerburg, der Chef des Landesbetriebes, arbeitet allerdings schon unabhängig von dem Bürgermeisterbrief an dieser Aufgabe. "Wir müssen den Mittelstreifen asphaltieren und Schilder aufstellen. Das wird noch ein paar Tage dauern, dann geht es los", sagt er. Wer aus Hamburg kommend nach Bad Oldesloe will, muss derzeit noch auf der A 1 bis Reinfeld fahren, dort drehen und dann die Oldesloer Ausfahrt auf der Westseite der Autobahn nehmen. Ein zeitraubender Umweg, der nun wohl bald überflüssig ist.

Wie auch immer das Betonproblem zu lösen ist: Die A 1 zwischen Hamburg und Lübeck wird auch in den kommenden Jahren eine Staustrecke bleiben. Der - vorläufige - Sanierungsplan des Landesbetriebs für Straßenbau reicht bis ins Jahr 2014. Im kommenden Jahr soll die Richtungsfahrbahn Hamburg im Bereich des Kreuzes Bargteheide in Angriff genommen werden - also in etwa das Gegenstück zum aktuellen Problemfall. Danach sollen die Betondecken zwischen Reinfeld und Lübeck und zwischen Bad Oldesloe und Reinfeld aufgerissen und erneuert werden.

Der ADAC-Landesvorsitzende Max Stich forderte unterdessen, die Straßenbauer besser zu kontrollieren. "Es ist nicht das erste Mal, dass bei Autobahnen im Norden, die eigentlich bis zu 30 Jahre halten sollen, schon vor der Freigabe schwere Schäden auftreten", sagte Stich. "Auf der A 1 und A 20 hatten wir bereits Probleme mit den Fahrbahndecken. Da stellt sich schon die Frage, ob der Vergabemodus zu überprüfen ist oder hier nicht zum wiederholten Mal die falsche Firma beauftragt wurde." Es könne nicht angehen, dass der Steuerzahler am Ende noch für den Pfusch bezahlen müsse.

Stich schlägt zudem vor, die Gewährleistungspflicht für die Baufirmen auf mindestens zehn Jahre auszudehnen. "Dann ist es einfacher, diese auch im Schadenfall juristisch belangen zu können." Auch müssten die Landesämter für Straßenbau mit erfahrenen Ingenieuren die Baustellen täglich vor Ort prüfen und nicht erst dann Bohrkerne ziehen, wenn die Strecke vor der Freigabe stünde. "Eine Prüfung vom Schreibtisch aus macht schlichtweg keinen Sinn", so Stich.

Jens Sommerburg, der Leiter des Landesbetriebs, erklärt dazu: "Es gibt ein Regelwerk, da ist die Eigenüberwachung der Straßenbaufirma verankert. Der Beton ist wie vorgeschrieben von anerkannten Prüfern beprobt worden, und wir haben diese Ergebnisse kontrolliert."

Die Firma Reinhold Meister aus Hengersberg ist für die Verantwortlichen im Bereich des Landesbetriebs Straßenbau in Lübeck nicht unbekannt. Bei der Sanierung der Autobahn 24 hat sie mitgewirkt, ohne dass es Probleme gegeben hätte. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben seit 1997 im Straßenbau tätig, eigentlich aber auf Tief- und Wasserbau spezialisiert. Die Bemühungen um eine Stellungnahme der Firmenleitung zum Beton-Ärger blieben erfolglos. "Wir werden uns dazu nicht äußern", hieß es in der Zentrale in Hengersberg.