Trittauer Tafel wird morgen zehn Jahre alt. Hartz IV-Empfänger und immer mehr Aufstocker suchen dort Hilfe

Trittau. Die Trittauer Tafel feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Am morgigen Sonnabend ab 11 Uhr wird die Vorsitzende Brigitte Muche im Saal des Feuerwehrhauses (Rausdorfer Straße) das vergangene Jahrzehnt Revue passieren lassen. Bürgermeister Walter Nussel spricht ein Grußwort. Anschließend gibt es einen kleinen Imbiss.

Brigitte Muche gehört zum Kreis derer, die Ende der Neunzigerjahre beschlossen, auch in Trittau kostenlos Lebensmittel an bedürftige Menschen zu verteilen. Wie Fritz und Lucy Steffen, Paul Krampikowski, Käthe Dühring und Johanna Lange war sie damals im Vorstand des Awo-Ortsvereins. "Als Ableger der Stormarner Tafel sind wir gestartet", sagt sie. Die Lebensmittel wurden aus Ahrensburg angeliefert und im Keller des Kulturzentrums Wassermühle gelagert. "Am 27. November 1997 öffnete der Laden ohne Kasse zum ersten Mal", erinnert sich Brigitte Muche. Gemüse und Kultur aber vertrugen sich nicht, das stellte sich sehr bald heraus. Also ließ der damalige Bürgermeister Jochim Schop einen Teil der alten Scheune hinter der Wassermühle ausbauen. Anfang 1998 zog die Tafel dort ein.

Die Unterstützung der Geschäftsleute vor Ort ließ nicht lange auf sich warten. "Wir konnten eigenständig werden", sagt Brigitte Muche. Die Vereinsgründung war am 11. Oktober 2000 im Lauenburger Hof. Rund 120 Menschen versorgte die Tafel zu der Zeit regelmäßig mit Lebensmitteln, die von Bäckereien, Supermärkten und Großhändlern gespendet wurden.

Heute sind es im Schnitt mehr als dreimal so viele Bedürftige aus dem Amtsbereich, die Woche für Woche im Tafelhaus an der Großenseer Straße 12 mit dem versorgt werden, was sie sich mit ihrem schmalen Budget nicht leisten können. "Es sind Alleinerziehende, Hartz IV-Empfänger, immer häufiger die so genannten Aufstocker", sagt Brigitte Muche. Das sei die neue Armut: Menschen, die trotz Arbeit auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Auch ein paar "mutige Rentner" gehören zum Kundenstamm. "Für ältere Menschen ist die Hürde, zu uns in den Laden zu kommen, groß. Es sollten sich viel mehr trauen, denn wir können ihre Lebensqualität erhöhen", sagt die Tafel-Vorsitzende. Vom schmalen Budget sei dann vielleicht einmal ein Café- oder Kinobesuch drin. Unter den Jüngeren hätten viele ihre Scheu überwunden.

Vor fünf Jahren war die Tafel in die ehemalige Baracke der Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (BQS) an der Großenseer Straße umgezogen. Ihr altes Domizil, die alte Mühlenscheune, musste wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Die 30 aktiven Ehrenamtlichen freuen sich darauf, dass die Gemeinde demnächst einen behindertengerechten Zugang zu dem Laden bauen wird. "Von der Politik und der Verwaltung werden wir vorbildlich unterstützt", sagt Brigitte Muche.

Wie bei den Tafeln mittlerweile üblich, müssen auch in Trittau die Kunden einen Nachweis erbringen, dass sie bedürftig sind. Jede Tafel verteilt Kärtchen an ihre Kunden, auf denen Name und Anzahl der Kinder vermerkt sind. Bei der Trittauer Einrichtung sind sie gelb. "Nur so haben wir den Tafel-Tourismus in den Griff bekommen. Damit hat es sich dann aber auch. Wir sind schließlich keine Kontrollinstanz," sagt Muche, die stolz auf den Ehrenamtpreis der Bürgerstiftung Ahrensburg 2008 zeigt.

Menschen, die bei der Trittauer Tafel ehrenamtlich mitarbeiten möchten, werden mit offenen Armen empfangen. Menschen, wie Lieselotte Petersen und Erika Siemers, die beim Sortieren und Verteilen der Ware helfen, oder den Fahrdienst übernehmen. "Wir brauchen jede helfende Hand", sagt Brigitte Muche, für die grundsätzlich gilt: "Ein Staat ist erst dann gesund, wenn es keine Tafeln mehr geben muss."