Lütjenseer Eltern fordern endlich Konsequenzen aus dem Kinderporno-Skandal. Sie werfen dem Gremium sein Schweigen vor.

Lütjensee. Bei einem Krisengespräch haben Vertreter einer Elterninitiative den Lütjenseer Kirchenvorstand erneut zum Rücktritt aufgefordert. "Neuwahlen wären ein großer Schritt in Richtung Neuanfang. Anders lässt sich das Vertrauen nicht wieder herstellen", sagte Manon Sobina. Ein aufgebrachter Vater rief: "Wenn Sie nicht zurücktreten, trete ich aus der Kirche aus." Die Eltern werfen dem Gremium vor, durch sein Schweigen im Falle des entlassenen Kirchenmusikers bewusst eine mögliche Gefährdung der Kinder in Kauf genommen zu haben.

Das Treffen im Gemeindehaus war von heftigen Emotionen begleitet

Der Mann hatte von Mitte 2008 bis März 2009 in der Kirchengemeinde gearbeitet und war fristlos gekündigt worden, nachdem Pastorin Britta Sandler von seiner Verurteilung wegen Besitzes kinderpornografischer Bilder erfahren hatte. Der Mann blieb danach noch einige Zeit in der Gemeinde wohnen. Erst Mitte dieses Jahres waren die damaligen Vorgänge öffentlich bekannt geworden und hatten in der Gemeinde eine Welle der Empörung ausgelöst, die bislang nicht abebbt. Der Kirchenvorstand hat sein Fehlverhalten zwar eingeräumt. Den Eltern aber genügt das nicht. "Eine Entschuldigung reicht nicht mehr", sagte eine Mutter bei dem Gespräch im Gemeindehaus, das von heftigen Emotionen begleitet war.

Das in der Mitte des Raumes ausgebreitete gelbe Tuch mit den beiden Kerzen sowie roten und weißen Blumen wirkte wie ein Friedensangebot, das seine Wirkung jedoch verfehlte. "Wer sagt mir, dass nicht ein Foto von meinem Kind im Internet existiert", sagte ein Vater. Erst kürzlich hatte eine Mutter erstmalig den Verdacht geäußert, dass sie an ihrem Kind in jener Zeit ein verändertes Verhalten festgestellt habe, sie es jedoch nicht habe einordnen können. "Wenn man niemandem etwas sagt, kann niemand einen Bezug herstellen", rief Katrin Röttinger.

Die Empörung ist nach wie vor groß. Viele Eltern kaufen dem Kirchenvorstand den Willen zur "schonungslosen Aufklärung" nicht mehr ab. Katrin Röttinger: "Ich habe das Gefühl, dass ein Fehler vertuscht werden soll. Sie geben nur das zu, was wir Ihnen beweisen können. Wenn wir nichts tun, passiert nichts." Dass der Kirchenvorstand für Ende Oktober eine Veranstaltung mit dem Weißen Ring organisiert, wurde zwar begrüßt, doch dann kam die Frage: "Warum machen Sie das erst jetzt?"

Ein Kirchenvorstandsmitglied war schon vor der Pastorin informiert

Weitere Fragen blieben nach dem Gespräch offen. Warum zum Beispiel hat ein Vorstandsmitglied, das von dem Verdacht gegen den Kirchenmusiker schon eher etwas wusste als Pastorin Britta Sandler, sie nicht umgehend darüber informiert? Warum hat er nicht später, als der Mann entlassen worden war, seiner Informantin kurz bestätigt, dass der Verdacht begründet war? Hat sich das Kita-Team im Nachhinein die Frage gestellt, ob die Erzieherinnen damals Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern festgestellt haben?

Der Riss zwischen den Eltern und dem Kirchenvorstand ist tief. Manon Sobina: "Wenn Sie das Risiko für Neuwahlen nicht eingehen, wird der Bruch noch schlimmer."