Großenseer Vertreter stimmen für neuen Restaurant- und Strandbadpächter. 550 Protest-Unterschriften übergeben.

Großensee. Das Großenseer Restaurant Zur Corbek und damit auch das Strandbad bekommt einen neuen Pächter. Die Gemeindevertreter haben dem Vertrag mit einem neuen Bewerber mehrheitlich zugestimmt. Einzelheiten über das Konzept des Vertragspartners teilte Bürgermeister Karsten Lindemann-Eggers nicht mit. Auch über den Namen schweigt sich der Gemeinderat weiterhin aus. Lindemann-Eggers warb für dieses Vorgehen um Verständnis: "Es handelt sich um eine Vertragsangelegenheit. Wir haben nicht die Zustimmung des Vertragspartners, Ross und Reiter zu nennen."

Pächterin Brigitte Thumann muss die Anlage nach 16 Jahren zum Ende des Jahres räumen. Die 66-Jährige brachte nur drei Worte hervor: "Das war's dann." In der Bürgerfragestunde hatte ihr der Bürgermeister das Wort verboten. Die Zukunft der sieben Gaststättenangestellten ist ungewiss.

Der Saal des Restaurants Zur Corbek ist überfüllt, als der Bürgermeister die Sitzung um 19.30 Uhr eröffnet. Er sei erstaunt über das große Interesse, meint Lindemann-Eggers. So viel Publikum habe man nicht einmal bei einer konstituierenden Sitzung. Ungläubiges Kopfschütteln unter den gut 60 Großenseern. Rüdiger Koch spricht aus, was viele denken: "Es wundert mich, dass Sie erstaunt sind. Wir sind hier, weil wir sehr beunruhigt sind. Weil wir nicht wissen, was mit dem Haus passieren wird. Weil wir fürchten, dass die Idylle in unserem Dorf verloren geht, wenn hier jeden Tag Disco gefeiert wird."

Nun schüttelt der Bürgermeister den Kopf. "Es wird keinen Discobetrieb geben", versichert er, "wir setzen dem Dorf doch nichts vor, was an den Bedürfnissen seiner Bewohner vorbeigeht. Die Corbek bleibt ein Restaurant, und auch beim Strandbad bleibt alles beim Alten. Öffnungszeiten und Preise ändern sich nicht."

Das Gerücht, dass am See künftig Partys und Events gefeiert werden, macht im Dorf die Runde, seit die Gemeinde den Pachtvertrag mit Brigitte Thumann nicht verlängern wollte. Das Restaurant und das dazugehörige Naturseebad gehören der Gemeinde. Seit 16 Jahren leitet Brigitte Thumann das beliebte Ausflugslokal. Über die Gemeindegrenzen hinaus hat sie es auch durch den "Großenseer Kulturwinter" bekannt gemacht. Prominente Gäste holt sie seit 15 Jahren während der Wintersaison zu Konzerten, Vorträgen und Lesungen ins Haus. Weil der Pachtvertrag Ende dieses Jahres ausläuft, hatte sie im April einen neuen Vertragsentwurf bekommen, den sie wegen einiger neuer Klauseln nicht unterschreiben wollte. "Bürgschaften und Haftungsbedingungen hätten mich finanziell erheblich belastet", sagt sie.

Die Gemeinde verhandelte daraufhin nicht, sondern präsentierte völlig überraschend einen "Spontanbewerber". Bürgermeister Lindemann-Eggers sagt: "Er ist an uns herangetreten und hat ein Konzept präsentiert, das uns voll und ganz überzeugt hat. Das ist jemand, der sich in das Strandbad verliebt hat. Das wird eine sehr positive Außenwirkung für unsere Gemeinde haben."

Die Bürger sind davon nicht überzeugt. "So ein Disco-Gerücht entsteht, wenn man nicht genügend informiert wird", sagt Rüdiger Koch. Warum sei der Bewerber nicht - wie angekündigt - zur Sitzung erschienen? Warum werde um ihn und sein Konzept so ein Geheimnis gemacht, fragten sich die anwesenden Großenseer. Zumal im Saal der Name des Ahrensburger Veranstaltungsmanagers Felix Schickler die Runde machte. Schickler selbst wollte seinen Einstieg auf Nachfrage allerdings nicht bestätigen. "Das ist zu diesem Zeitpunkt noch verfrüht", sagte er.

Unterdessen wächst die Verunsicherung in Großensee weiter. Ein Bürger wollte wissen, warum es keine Einwohnerversammlung zur Zukunft der Corbek gegeben habe. Der Bürgermeister sicherte eine Prüfung zu. Und Britta Traore überreichte eine Unterschriftenliste, mit der sich 550 Bürger gegen einen neuen Pächter aussprechen. Alfred Greilinger und seine sieben Corbek-Kollegen hatten die Sammlung initiiert, sie hatten auch Plakate aufgehängt. "Ist das Aus der Corbek schon beschlossen?" war darauf zu lesen. Die Gemeinde untersagte die Aktionen. In einer schriftlichen Abmahnung aus der Verwaltung heißt es: "Diese Aktivitäten stellen einen vertragswidrigen Gebrauch des Pachtobjektes dar und bringen die Gemeinde Großensee in der Öffentlichkeit in Misskredit." Ein Vorgehen, das die Bürger erbost. "Das ist eine bodenlose Frechheit. Die freie Meinungsäußerung ist ein Grundrecht", sagt Rainer Domscheit.