92 Neritzer stimmen beim Bürgerentscheid für den Bau, 86 dagegen

Neritz. Die Neritzer haben sich für den Bau eines Glockenturms am Gemeinschaftshaus entschieden. Aber das Ergebnis war knapper, als von Befürwortern und Gegnern des Projekts erwartet. Beim Bürgerentscheid stimmten 92 Personen für den Bau, 86 sprachen sich dagegen aus. 272 Einwohner waren stimmberechtigt, die Wahlbeteiligung lag bei 66,9 Prozent.

"Das Ergebnis wird nicht zur Ruhe in unserem Dorf beitragen", sagt Bürgermeister Dieter Dabelstein (Aktionsgemeinschaft Neritzer Wähler). Obwohl er gegen den Bau war, hatte er mit einem deutlichen Votum für den Turm gerechnet. Denn bei einer von der Kirchengemeinde Bad Oldesloe Anfang des Jahres initiierten Umfrage stimmten noch 67 Prozent der Neritzer für den Bau. Nur 16 Prozent waren dagegen, 17 Prozent enthielten sich. Dabelstein: "Ich hätte mir eine klarere Aussage gewünscht. Dann wäre das Thema vom Tisch gewesen. Aber so wird die Unruhe weitergehen."

Der Bürgermeister geht davon aus, dass der Bau des Glockenturms die Gemeindevertreter noch auf vielen Sitzungen beschäftigen wird. Zunächst sei aber erst einmal die Kirchengemeinde gefragt. Dabelstein: "Ich warte jetzt auf ihre Reaktion. Die Kirche muss entscheiden, ob sie den Bau trotz der nur sehr kleinen Mehrheit durchziehen will."

Die Kirche will: "Wir werden den Beschluss des Bürgerentscheids umsetzen", sagt Pastor Rolf Dabelstein, "der Turm wird gebaut." Auch er habe sich ein deutlicheres Ergebnis gewünscht, dennoch werde die Kirche nicht zurückrudern. Dabelstein: "Der Beschluss steht. Wir werden jetzt mit den Gemeindevertretern sprechen. Ich bin mir sicher, dass wir eine gute Lösung finden werden."

Einen genauen Zeitplan, wann mit den Bauarbeiten für den Turm begonnen wird und wann die Neritzer ihre Glocke zum ersten Mal läuten hören werden, gibt es noch nicht. "Bevor die Kirchengemeinde mit dem Bau loslegen kann, müssen Bodenuntersuchungen für das Fundament, auf dem der Turm stehen soll, gemacht werden", sagt Gemeindevertreter Hubert Stebner (Bürger engagierter Neritzer). Fest steht nach dem Bürgerentscheid aber: Die Gemeinde muss der Kirche ein Stück Land direkt neben dem Gemeinschaftshaus zur Verfügung stellen, auf dem der 13 Meter hohe Glockenturm aus Holz gebaut werden kann.

Seit vier Jahren streiten die Einwohner des 320-Seelen-Dorfes bereits um den Bau des Glockenturms. Die Gemeinde ist entzweit. Angefangen hatte alles mit dem Kauf einer 380 Kilogramm schweren Glocke. Die Kirchengemeinde Bad Oldesloe hatte sie 2006 auf Initiative der damaligen Kirchenvorsteherin Elisabeth Lienau für 1800 Euro von der Kirche in Warder (Kreis Segeberg) erworben. Ein Turm für die Glocke sollte auf einer Grünfläche in der Nähe des Gemeinschaftshauses gebaut werden, in dem es viermal pro Jahr einen Gottesdienst gibt. Zu diesen Anlässen sollte die neue Glocke läuten - so die Idee von Elisabeth Lienau. Die Kosten für den Bau wollte die Kirchengemeinde übernehmen.

Doch es kam anders: Die Dorfbewohner konnten sich nicht einigen. Bis heute streiten sie darüber, ob und wo der Turm gebaut werden soll. Die Glocke ist in einer Scheune versteckt.

Elisabeth Lienau freut sich, dass es nun endlich eine Entscheidung gibt. Die 73-Jährige sagt: "Die Abstimmung hätte ein bisschen besser für uns ausgehen können, aber das Ergebnis ist ja positiv. Das tut gut. Wir haben es geschafft."