Eine Glosse von Jonas Virch

Frauen lieben Shopping; immer und überall, ob mit oder ohne Geld, ob es um Kleidung, Accessoires oder Haustierspielzeug geht, und generell ohne Rücksicht auf Verluste - das weiß vermutlich jeder. Männer hingegen werden eher panisch bei der Aussicht, am Sonnabend - oder verkaufsoffenen Sonntag - mit der Frau ihres Herzens durch Geschäfte zu hetzen. Mir allerdings bereitet es geradezu diebisches Vergnügen. Nicht etwa, weil ich am Shopping selbst Riesenspaß hätte. Nein, ich beobachte einfach zu gern, wenn Männer mit leerem Blick vor Umkleidekabinen stehen, in Drogerien vor Duftwolken fliehen oder in Schmuckläden angsterfüllt ihre Kreditkarte umklammern.

Besonders sehenswert ist es, wenn der Tütenträger unvermittelt vor einem Schaufenster stehen bleibt, um äußerst lustvoll den Blick schweifen zu lassen: Flachbildfernseher, Stereoanlagen, BlueRay-Player - wahrer Balsam fürs gestresste Männerauge. Doch das Vergnügen ist nur von kurzer Dauer. Der Ruf "Schatz, wir wollten doch noch..." erklingt, und schon sieht man den Mann wieder artig hinter seiner Begleitung herdackeln.

Das einzige, was meine Beobachtungsbegeisterung regelmäßig trübt, ist meine Freundin. Kaum habe ich etwas Amüsantes erspäht und verharre an einer Stelle, ruft sie auch schon: "Schatz, wir wollten doch noch..." Nur vor den Schaufenstern von Schuhgeschäften oder den schillernden Auslagen der Juweliere, da darf ich mich am Leid der anderen ergötzen, so viel ich möchte.