37 Mitarbeiter kümmern sich in der Zulassungsstelle in Bad Oldesloe täglich um bis zu 300 Kunden. Und die sind zumeist zufrieden mit der zügigen Abwicklung

Bad Oldesloe. Zwei Nummernschilder unter dem Arm kramt Alexander Link in seinen Unterlagen - doch die Versicherungsnummer kann er nicht finden. "Das ist kein Problem", beruhigt Kerstin Lienau am Empfang. "Rufen Sie Ihre Versicherung an, die geben Ihnen die Nummer." Alexander Link ist in diesem Sommer von München nach Ahrensburg gezogen und will nun seinen VW Touareg ummelden. Er ist einer von rund 300 Kunden, die an diesem Tag auf der Zulassungsstelle in Bad Oldesloe ihren Wagen an-, um- oder abmelden wollen.

Derweil stehen Gabriele Hollmann und Günther Landauer bei Joachim Feddern. Der Verwaltungsfachangestellte klebt ihnen neue Plaketten auf ihre Nummernschilder. "Außerdem haben wir uns internationale Führerscheine ausstellen lassen", so Hollmann. "Die brauchen wir für Thailand."

Die gibt es bei Elke Koop in der Führerscheinstelle, die offiziell Fahrerlaubnisbehörde heißt. Koop sitzt in ihrem hellen Büro hinter einem Stapel von Akten. "Ich bin auch für die Sünder zuständig", sagt die 44-Jährige lächelnd. "Doch gerade bearbeite ich die erfreulichen Fälle, die nach einer bestandenen Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) ihre Führerscheine zurückbekommen." Dann seufzt Koop und sagt: "Aber auch einige Negativbescheide habe ich heute noch vor mir." In einigen Fällen seien ihre Fähigkeiten als Seelsorgerin gefragt. "Das sind wirklich Schicksale. Einige weinen, wenn sie hier bei mir sitzen." Sie würden um ihren Job fürchten, wenn sie die Fahrerlaubnis nicht wieder erhalten. "Sie sorgen sich, dass ihr Leben den Bach runter geht", sagt Koop. Solche Fälle würden sie länger beschäftigen - auch noch nach dem Feierabend. "Das ist aber gerade der Reiz an meiner Arbeit. Ich muss nicht nur stupide nach Schema F vorgehen, sondern jeden Fall einzeln abwägen."

Aus dem Effeff kennt Helmut Ahlf die Abläufe in seinem Fachbereich. "Bei mir erhalten Taxiunternehmen die nötige Genehmigungsurkunde. Ein Auszug aus dieser Urkunde von der Größe einer Postkarte hat der Taxifahrer im Fahrzeug mitzuführen. Auf ihr steht das amtliche Kennzeichen, die Ordnungsnummer und die Laufzeit der Gültigkeitsdauer", erläutert der 63-Jährige. Doch bevor Ahlf eine zusätzliche Genehmigung erteilt, müssten die schon ansässigen Unternehmer des Standortes erst einmal "Schulaufgaben" erledigen. "Auf Erhebungsbögen müssen sie Daten und Zahlen der vergangenen drei Jahre eintragen." Dazu holt Ahlf noch Stellungnahmen vom Landesverband des Taxen- und Mietwagengewerbes sowie der Industrie- und Handelskammer in Lübeck ein, bevor er seine Entscheidung trifft.

Seit 1985 kümmert er sich auch darum, dass Großraum- und Schwertransporte sicher durch den Kreis gelotst werden. "Wir baldowern Routen aus. Dazu muss ich über die Örtlichkeiten und ihre möglichen Probleme wissen - etwa ob eine Brücke hoch genug ist für den Lastwagen." Den HSV-Fan reizt an seinem Job vor allem, dass "hier das Leben tobt". Es gebe nichts Schlimmeres, als nur herumzusitzen, betont Ahlf. Im Hintergrund flimmert die HSV-Raute auf seinem Monitor. "Ich habe eine Dauerkarte, aber zu den Auswärtsspielen fahre ich mittlerweile nicht mehr." Früher sei er dagegen auch zu Spielen ins europäische Ausland gereist. Doch die Reisestrapazen wolle er sich in seinem Alter nicht mehr antun.

Auf Ahlfs Expertise und seine Erfahrung verlässt sich Dirk Willhoeft. Seit neun Monaten ist er der Chef und vertraut auf den Rat des "Urgesteins" Helmut Ahlf. Willhoeft ist Verwaltungsbeamter und leitet die Verkehrslenkung sowie die Führerschein- und Zulassungsstelle und führt 37 Mitarbeiter. "Ich bin sehr stolz auf das Team. Wir machen hier eine gute und wichtige Arbeit", versichert der 43-Jährige. "Unser Ziel ist, die Anliegen der Kunden zügig zu bearbeiten. Viele sind nach 15 Minuten durch." Im Durchschnitt habe sich die Wartezeit durch die Umstellung der Abläufe - etwa am Empfang - deutlich verkürzt. "Doch manchmal haben wir schlagartig 50 Leute hier. Als wäre ein Bus vorgefahren. Und dann ballen sich zufällig auch die Anrufe und die schriftlichen Anfragen." So könne es ab und zu vorkommen, dass ein Kunde auch mal 45 Minuten seiner Zeit erübrigen müsse. "Doch ich wette, dass es dann in Hamburg weit über eine Stunde gedauert hätte", vermutet Willhoeft. "Wir versuchen weiter, noch kundenfreundlicher zu werden." Eine Baustelle sei dabei noch der Telefondienst. "Aber da bin ich am Ball", versichert der Fachdienstleiter. "Das hat für mich eine hohe Priorität." Umgestellt hat er bereits die Öffnungszeiten. "Seit Juli haben wir donnerstags durchgehend von 7.30 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Früher waren wir auch Montagnachmittag für die Kunden da, haben dafür eine Mittagspause gemacht." Auswertungen hätten gezeigt, dass die neue Regelung für alle Seiten besser sei. "Das wurde von Kunden wie von Mitarbeitern überwiegend positiv aufgenommen."

Willhoeft war bei der Kommunalaufsicht, bevor er Fachdienstleiter für "Straßenverkehrsangelegenheiten" des Kreises wurde. "Meine neue Aufgabe ist spannender." Der emsige Chef muss sich erst noch einrichten in seinem Büro. An der kahlen Wand hinter ihm prangt ein rot-weißes Warnschild: "Drogen: Nein!" steht darauf. "Das hat noch mein Vorgänger aufgehängt", sagt er. "Aber die Aussage trifft natürlich zu."

Während er im großen Büro mit den 22 Arbeitsplätzen der Zulassungsstelle am Schreibtisch von Stefanie Pawelzik vorbeigeht, drückt die Angestellte auf ihren Kugelschreiber. Es ertönt eine Stimme: "Chef, Sie sind der Größte." Die 44-Jährige lacht. Willhoeft muss grinsen. "Der Stift hat drei Sprüche", erläutert Pawelzik und drückt wieder. "Der Job ist so super", ruft die Kulli-Stimme. "Dem kann ich mich nur anschließen", betont Pawelzik. Und ihre Kollegin Beate Gropp sagt lachend: "Wir gehen nur, wenn wir hier rausgetragen werden." Den beiden Angestellten gegenüber sitzen Dominic Roeder und Daniel Schliegelhof. Der 25-jährige Roeder ist gerade von Hamburg nach Oldesloe gezogen. "Jetzt will ich mein Auto ummelden lassen."

Schliegelhof ist aus Hamburg gekommen, um für einen Kunden einen Firmenwagen zuzulassen. "Ich bin das erste Mal hier", sagt der Autoverkäufer. "Unser Zulassungsdienst ist heute ausgefallen. Deshalb muss ich das übernehmen." Für Gropp und Pawelzik ist das kein Problem. Routiniert stellen sie die nötigen Urkunden aus. "Die Arbeit mit den Kunden macht den Reiz aus", sagt Gropp. "Und das Betriebsklima stimmt auch." Schwerere Fälle landen bei Dagmar Both. Jeden Monat ordnet sie in rund zwölf Fällen an, dass der Halter eines Fahrzeuges ein Fahrtenbuch führen muss. Das wird angeordnet, wenn mit dem Auto zu schnell gefahren wurde, der Fahrer jedoch nicht ermittelt werden kann. Both: "Etwa ein Viertel legt dagegen Widerspruch ein."

Und so sorgen Both und ihre Kollegen täglich dafür, dass des Deutschen liebstes Kind in Stormarn seine Reifeprüfung erhält. "Unsere Kunden achten auf ihre Autos. Besonders an deren Sicherheit ist ihnen gelegen", sagt Dirk Willhoeft. Er selbst sei allerdings kein Autonarr und fahre einen zehn Jahre alten Mercedes-Kombi. Und er denke gar nicht daran, den Wagen demnächst abzumelden. Auch für den Chef der Zulassungsstelle steht bei einem Auto die Zuverlässigkeit und Sicherheit im Vordergrund. "Aber neulich haben wir einen Koenigsegg mit 1000 PS zugelassen", erinnert sich der Verwaltungsbeamte. Eines dieser Luxusautos kostet knapp eine Million Euro. "Und als der bei uns auf dem Hof stand, habe ich auch mal vor die Tür geschaut."