Entsetzen in Tangstedt, dass Anne H.'s Entführer auch einen Mord beging

Tangstedt. "Nachdem bekannt geworden war, dass Andreas K. der Entführer und Vergewaltiger der jungen Frau aus Bargteheide war, habe ich befürchtet, dass da noch mehr kommt", sagt Hans-Detlef Taube. Und der Bürgermeister von Tangstedt sollte Recht behalten. Der 49-Jährige K., der zuletzt in der 6365-Einwohner-Gemeinde im Westen des Kreises gelebt hatte, hatte bereits 25 Jahre zuvor eine Frau entführt, vergewaltigt und ermordet.

Ein Vierteljahrhundert und nur wenige Kilometer liegen zwischen dem grausigen Mord an Gabriele E. und der Entführung der Bargteheiderin Anne H. Gehen noch weitere bisher ungeklärte Sexualverbrechen auf das Konto des Triebtäters, der sich nach seiner letzten Tat selbst richtete?

"Es gibt keinen konkreten Fall in den vergangenen Jahren, den wir jetzt noch einmal prüfen", sagt Wolfgang Böhrs, Leiter der Ahrensburger Kriminalpolizei. Er fügt hinzu, dass es keinen ungelösten Fall in Stormarn gibt, für den K. vom Täterprofil und Tatmuster in Betracht kommt. Dies schließe jedoch nicht aus, dass der Triebtäter dennoch für weitere Straftaten verantwortlich ist. Denn im Gegensatz zu Mord verjähren schwere Vergewaltigung und sexuelle Nötigung nach fünf Jahren. "Die Akten werden dann vernichtet", sagt Wolfgang Böhrs.

Ob K. für Vergewaltigungen in den vergangenen fünf Jahren oder für weitere Morde über die Kreis- und Landesgrenze hinaus verantwortlich ist, prüft jetzt das Landeskriminalamt in Kiel.

Doch wer ist der Peiniger der beiden Frauen? Bürgermeister Hans-Detlef Taube weiß über Andreas K. nicht viel: "Er hatte völlig zurückgezogen gelebt, einige kannten ihn zwar vom Sehen, doch wer er war, wusste niemand." Rund drei Jahre soll Andreas K. in Tangstedt gelebt haben. In einer ärmlichen Behausung, am Ende einer Laubenkolonie, wohnte der Klempner und Hundenarr.

Es ist der Ort, an den er die 25 Jahre alte Bargteheiderin Anne H. am 20. Juni brachte, kurz nachdem er sie in der Nähe des Bargteheider Bahnhofs in seinen weißen Lieferwagen gezerrt, gefesselt und ihr die Augen verbunden hatte. Eine Woche später setzte der 49-Jährige sein Opfer wieder in Bargteheide aus.

Gabriele E. überlebte vor 25 Jahren einen ähnlichen Fall nicht. Im Alter von 24 Jahren entführte K. am 27. Dezember 1985 die 26 Jahre alte Sekretärin in Hamburg-Rahlstedt. Auch damals fesselte er sein Opfer und verging sich an ihr. Nach dieser Tat stach K. 42-mal auf sein Opfer ein. Am nächsten Morgen fand ein Jäger die Leiche der jungen Frau in Stapelfeld.

Bei den Ermittlungen tappte die Ahrensburger Kriminalpolizei im Dunkel und gab den Fall mehrere Wochen nach der Tat an die Hamburger Mordkommission ab. Die Ermittler gingen davon aus, dass die 26-Jährige in Hamburg ermordet und ihre Leiche nach Stormarn gebracht worden war. K. hinterließ damals DNA-Spuren an der Leiche. Jedoch war die Kriminaltechnik erst 2003 in der Lage, diese Spuren auszuwerten und ein Gen-Profil zu erstellen. Wolfgang Böhrs über K. und den Mord von 1985: "Es ist ungewöhnlich. Täter dieser Art steigern sich im Laufe der Zeit."