Geringe Belastung am Rohrbogenwerk lässt Nutzung als Veranstaltungsgelände zu

Ahrensburg. "Das Bodengutachten für das ehemalige Rohrbogenwerk im Gewerbegebiet West ist jetzt da. Die Bodenbelastung liegt im überschaubaren Rahmen", sagt der Ahrensburger Bauamtsleiter Wilhelm Thiele. Dem Gutachten nach sei nur ein Teil des Grundstücks außerhalb der Halle im oberen Erdbereich belastet. Die Kosten für eine Sanierung, bei der ein Teil des Bodens ausgetauscht werden müsste, beliefe sich nach seinen Schätzungen auf etwa 20 000 Euro.

Doch auch nachdem jetzt das Gutachten vorliegt und das Resultat einer neuen Nutzung nicht im Wege steht, nennen die Planer keine Namen von Investoren. Auf Nachfrage sagt Arved Czarnetzki, Mitglied der vierköpfigen Planungsgruppe, die ein Konzept für das Gelände erarbeitet hat: "Wir haben jetzt das Gutachten angefordert. Noch hat es ja nur die Eigentümerin des Grundstückes." Erst dann könne mit möglichen Investoren erneut verhandelt werden. "Bisher ruhten die Gespräche, weil wir keine Planungssicherheit hatten", sagt der selbstständige IT-Berater. Die Eigentümerin, eine Britin, deren Interessen von einem Hamburger Anwalt vertreten werden, will das 15 000 Quadratmeter große Gelände an der Brückenstraße verkaufen.

Umbau für neun Millionen Euro mit Investorengeldern geplant

Je nach Beteiligung finanzkräftiger Investoren plant die Gruppe, zu der auch Felizitas Thunecke, Matthias Krieger und Thomas Schleifenbaum gehören, auf dem Areal ein Gewerbehof, Gastronomie, einen Beachclub, eine freie Schule, eine Brauerei sowie eine Veranstaltungshalle für bis zu 2000 Besucher. Czarnetzki: "Es hängt nicht unerheblich von den Investoren ab, was wir tatsächlich umsetzen können." Bis zu neun Millionen Euro könnte die Umsetzung der Pläne kosten. Das Areal selbst schlage nach Angaben von Arved Czarnetzki mit rund 1,4 Millionen Euro zu Buche. Denn eigenes Kapital werde von den vieren nicht eingebracht. "Größere Investoren haben bei den Banken sowieso ein anderes Ansehen als wir."

Eine "Minimallösung" für rund zwei Millionen, erläutert Czarnetzki, sehe zumindest die Nutzung der Halle für Veranstaltungen vor.

Aber wer zahlt die Bodensanierung? Thiele: "Das ist Privateigentum. Das muss der Eigentümer oder ein Investor zahlen." Nach Auffassung des Bauamtsleiters war das Bodengutachten notwendig, um sicherzustellen, dass nicht auf giftigem Boden gebaut werde. "Die Stadt selbst ist daran interessiert, dass das Gewerbegebiet West zu einem Mischgebiet wird. Das Rohrbogenwerk ist dabei als Initialprojekt vorgesehen", sagt dagegen Arved Czarnetzki.

Jetzt soll erst einmal der Bebauungsplan für das Gebiet im Ahrensburger Westen geändert werden. Bisher ist das Areal als Gewerbegebiet ausgewiesen.

Die Kosten für das Bodengutachten in Höhe von etwa 45 000 Euro sind von der Stadt bezahlt worden. Nach einem Beschluss im Bauausschuss soll ein Teil der Kosten von einem Investor später an die öffentliche Hand zurückgezahlt werden.

Nach Meinung des Ahrensburger CDU-Fraktionsvorsitzenden Tobias Koch dürfe "kein einziger Euro" in das Rohrbogenwerk gesteckt werden. Koch: "Zwar ist jede Aktivität auf dem Gelände eine Bereicherung, jedoch ist das keine Sache der Politik." Die habe durch einen zeitgemäßen Bebauungsplan und das Gutachten die Grundlage geschaffen. Den Rest, auch die Frage, ob im Einzugsgebiet überhaupt genug Nachfrage sei, müssten Investoren entscheiden. Der Bauausschussvorsitzende Jörg Hansen (Grüne) unterstützt den Plan, auf dem Gelände ein Kulturzentrum zu eröffnen. In anderen Städten klappe das nach anfänglichen Bedenken der Bürger auch. Ob jedoch ausreichend Nachfrage bestehe, müsse erst noch geklärt werden. Er sagt: "Wir können uns aber keinen zweiten Marstall leisten, und bisher ist nur ein sehr vages Konzept vorgestellt worden. Jetzt müssten konkrete Aussagen mit Zusagen der Investoren folgen."

Ahrensburg könne sich weitere Kulturangebote nicht leisten

SPD-Ausschussmitglied Raphael Haase hält das Konzept für "ehrgeizig und wünschenswert". Wenn es denn auch einen Gewerbehof für Handwerker beinhalte, soziale Projekte integriere und auch für jüngere Ahrensburger offen sei. Haase: "Es müssen Mieteinnahmen als Grundsicherung erwirtschaftet werden." Im Bauausschuss wurden bereits Gedenken in diese Richtung ausgetauscht.

Thomas Bellizzi (FDP) sagt: "Kulturbetrieb ist nicht auf privater Basis zu finanzieren. Kultur ist bundesweit meist ein Zuschussgeschäft, und Ahrensburg kann sich weitere Kulturangebote nicht leisten." Das Areal allerdings biete sich für Veranstaltungen an. Das Projekt Rohrbogenwerk sei, so Bellizzi, aber nur mit einem finanzkräftigen und professionellen Investor machbar.