Nach einer Einbruchserie sind die Bürger verunsichert. Sie fühlen sich im Stich gelassen und suchen Schulterschluss mit Großhansdorfer Opfern

Witzhave. Großhansdorf ist offenbar nicht die einzige Gemeinde in Stormarn, in der dreiste Einbrecher-Banden ihr Unwesen treiben. Auch in dem 1410-Seelen-Dorf Witzhave sind in den vergangenen Monaten Unbekannte in Häuser eingestiegen. Drei Familien, die in den vergangenen eineinhalb Monaten Opfer von Einbrechern geworden sind, haben sich bisher bei dieser Zeitung gemeldet. Genauso wie die Großhansdorfer sind die Witzhaver verunsichert und von der Polizei enttäuscht, die anscheinend keinen Handlungsbedarf sieht.

"Es war alles durchwühlt, sämtliche Schubladen und Schränke waren aufgerissen", sagt Margrid Boenke. Die 58-Jährige hatte vor rund einer Woche gemeinsam mit ihrem Ehemann ihr Haus an der Birkenallee für rund eineinhalb Stunden verlassen. Als die Eheleute kurz nach Mittag wieder zurückkamen, fehlten die Schmuckkassette, die zuvor auf einer Kommode im Schlafzimmer gestanden hatte, und eine Lederjacke.

Mehreren Einwohnern war ein junges Pärchen aufgefallen

"Wir müssen die Einbrecher überrascht haben", sagt Boenke. Denn im Schlafzimmer lag ein Beutel, in den wertvolle Handtaschen gestopft waren. "Quasi zum Abtransport bereit", sagt sie. 14 Tage vor dem Einbruch hatte ein junges Pärchen am Haus der Boenkes geklingelt. "Ich öffnete die Tür, und die junge Frau mit dunklen langen Haaren, die zum Pferdeschwarz zusammengebunden waren, fragte nach einer Familie, die bei uns im Haus wohnen sollte", sagt Margrid Boenke.

Ob das ausländisch wirkende Pärchen etwas mit dem Einbruch zu tun hatte? Fest steht, dass die Frau und der Mann, beide circa 25 bis 27 Jahre alt, im vergangenen Monat bei mehreren Bewohnern des Wohngebiets am Rausdorfer Weg vor der Tür standen.

"Mich fragte das Pärchen vor rund zwei Wochen nach einer Familie Ludwig", erinnert sich eine 78 Jahre alte Anwohnerin der Birkenallee. "Die beiden haben sich komisch verhalten. Während die Frau mit mir sprach, hat sich der Mann umgeguckt", erinnert sich die Hausbesitzerin. Eingebrochen wurde bisher bei ihr nicht.

Jedoch bei ihrer Nachbarin Brunhild Giering. Einbrecher drangen vor rund einem Monat am helllichten Tag in ihr Haus ein und stahlen Schmuck, unter anderem wertvolle Erbstücke wie einen Diamantring ihres Vaters und Taschenuhren ihres Großvaters. "Den Einkaräter hatte sich mein Vater gekauft, als ich eine junge Frau war. Er sagte, es sei eine gute Geldanlage", erinnert sich die verwitwete Rentnerin. Auch ihr Grundstück sei zuvor von einem jungen Pärchen und einem weiteren Unbekannten inspiziert worden. Ihrem Gärtner war vor dem Einbruch ebenfalls eine junge Frau aufgefallen. "Da die drei Unbekannten sich umsahen, fragte mein Gärtner, ob er ihnen helfen könne", sagt die 66-Jährige und fügt hinzu: "Diese Leute waren dem Gärtner zuvor vor anderen Grundstücken aufgefallen."

"Ich verstehe nicht, warum die Menschen dann nicht gewarnt werden können", sagt Dirk Vogel, 63, der zwei Wochen zuvor Opfer von Einbrechern geworden war. "Wieso kann die Polizei solche Fälle nicht publik machen, warum kann der Bürgermeister die Menschen nicht warnen?" Und weiter: "Die Einbrecher beobachten offenbar ihre Opfer. Wir haben zwei große Hunde. Während meine Frau mit ihnen Gassi ging, wurde die Terrassentür aufgehebelt, wurden Geld und Schmuck gestohlen", sagt der 63-Jährige.

Bürgermeister sagt, dass sich jeder selbst schützen müsse

Von der Polizei und ihrem Bürgermeister sind Dirk Vogel und die anderen Einbruchsopfer enttäuscht. "Obwohl bekannt ist, dass hier eingebrochen wird, sieht man die Polizei bei uns nie Streife fahren", sagt Vogel. Deswegen hatte er den Bürgermeister gebeten, die Einwohner zu informieren, doch dieser sieht ebenfalls keinen Handlungsbedarf. "Jeder Bürger hat selbst aufzupassen. Dass eingebrochen wird, dürfte doch jedem bekannt sein", sagt Jens Feldhusen.

Weil die Einbruchsopfer sich sowohl von der Polizei als auch von ihrem Bürgermeister im Stich gelassen fühlen, wollen sie sich nun mit Großhansdorfer Einbruchsopfern zusammentun und für Aufklärung sorgen. Auch in Großhansdorf kam es in jüngster Vergangenheit mehrfach zu Einbrüchen. Wie berichtet, drangen dort Einbrecher in Häuser ein, während die Bewohner daheim waren. Die Polizei warnte die Öffentlichkeit jedoch nicht. Begründung: man wolle die Bürger nicht verunsichern.