Kurioses Verfahren wegen einer Schlägerei in Bargteheide: Die Opfer wissen nicht mehr, wer sie angegriffen hat

Bargteheide. Sie lockten ihre Opfer auf ein Feld in den Hinterhalt und schlugen zu. Drei junge Männer zwischen 16 und 20 Jahren müssen sich für diese und weitere Straftaten vor dem Amtsgericht in Ahrensburg verantworten. Doch was sich genau am Abend des 21. Oktober vergangenen Jahres in Bargteheide zugetragen hat, bleibt auch am Ende des ersten Verhandlungstages ein Rätsel. Alle haben offenbar weggeschaut, können sich nur vage an den Abend erinnern. "Das Schubsen geht los, die Jungs schlagen sich, und Sie schauen weg?", fragt der Richter misstrauisch eine 16 Jahre alte Zeugin, die mit den Tätern an diesem Abend zusammen auf einem Spielplatz in Bargteheide gesessen und Bier getrunken hat. Doch sie schweigt und zuckt mit den Schultern.

Rückblick. Es ist Mittwoch, der 21.Oktober. Gegen 21 Uhr sitzen Kay O., 16, Markus P., 19, und Jan B., 18, (Namen geändert) mit ein paar Freundinnen auf einem Spielplatz in Bargteheide. Sie trinken Alkohol. Plötzlich kommen zwei junge Männer vorbei. Einer von ihnen, Meik W., ein 19 Jahre alter Hamburger, spricht die Gruppe an. "Er fragte uns, ob wir Gras hätten", wird eine Zeugin später sagen. "Verpiss dich", antwortet Markus P. und schlägt mit seinen Freunden Kay O. und Jan B. auf den betrunkenen Mann ein. Meik W. und sein Freund können flüchten. Sie rufen die Polizei. Die Beamten sammeln beide ein, fahren sie zum Bahnhof und fordern die Freunde auf, die Stadt zu verlassen. Am Bahnhof merkt der 19-Jährige, dass er bei der Schlägerei seine tragbare Spielkonsole verloren hat.

Also machen sich die Freunde auf den Weg zurück zum Spielplatz. Sie treffen einen Unbekannten, der sagt, er habe die Schlägerei beobachtet und wisse, wer die Konsole mitgenommen hat. Er bietet den beiden jungen Männern an, sie zum Wohnhaus des Jugendlichen zu führen. Meik W. und sein 19 Jahre alter Freund gehen auf das Angebot ein. Doch anstatt in eine Wohnsiedlung führt der Unbekannte sie auf ein Feld. Wie sich später herausstellen wird, gehört der vermeintliche Helfer zu den Schlägern vom Spielplatz. Auf dem Feld prügeln die erneut auf W. und seinen Freund ein. Der Hamburger und sein Freund können sich befreien und weglaufen. Auf der Flucht rennt Meik W. in einen Stacheldrahtzaun und erleidet zahlreiche Wunden an den Beinen. Die Schläger flüchten zum Spielplatz. Kurz darauf werden Kay O. und Jan B. dort von der Polizei festgenommen.

Rund elf Monate später geben O. und B. vor Gericht zu, sowohl auf dem Spielplatz als auch auf dem Feld auf Meik W. und seinen Freund eingeschlagen zu haben. Markus P. sagt, er sei nur an der Schlägerei auf dem Spielplatz beteiligt gewesen. Auf dem Weg zum Feld habe er sich von der Gruppe getrennt.

Kurios und für den Richter schwierig: Beide Opfer können nicht genau sagen, wer sie geschlagen hat. Sie hätten ja noch nicht mal am Tatabend erkannt, dass die Männer vom Feld dieselben waren wie die auf dem Spielplatz.

Die drei Angeklagten erinnern nur, dass sie selbst zugeschlagen haben, wer sonst noch an der Schlägerei beteiligt war, wissen sie nicht mehr. "Ich habe mit der Faust zugeschlagen und mich dann umgedreht", sagt O.

Neben dieser Straftat muss sich Jan B. wegen einer weiteren Körperverletzung vor Gericht verantworten. Am 29. August soll er in einer Bargteheider Disco einem 19-Jährigen mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Das Opfer tanzte mit einer Frau, "als plötzlich wie aus dem Nichts der Schlag kam", sagt das Opfer, das Jan B. nicht kenne. Der 19-Jährige erlitt eine Platzwunde über dem Auge. Die Suche nach der Wahrheit wird am 29. September fortgesetzt.