Stormarner Genossen wollen Vorstellungstour von Ralf Stegner und Torsten Albig beschleunigen

Ahrensburg. Im Frühjahr feiert die SPD Schleswig-Holstein eine Premiere: Die Mitglieder sollen per Urwahl bestimmen, wer Spitzenkandidat bei der nächsten Landtagswahl wird. In Stormarn finden das die meisten Genossen gut. Vor allem angesichts der Tatsache, dass es wohl mindestens zwei Bewerber für den Posten geben wird: den Kieler Oberbürgermeister Torsten Albig, der seinen Hut schon in den Ring geworfen hat, und den SPD-Landesvorsitzenden Ralf Stegner, der dies vermutlich beim Landesparteitag am Sonnabend tun wird. "Ich freue mich, dass endlich mal einer aus der Deckung gekommen ist und gegen Stegner kandidiert", sagt Klaus-Peter Puls, langjähriger Landtagsabgeordneter und jetzt Ortsvereinsvorsitzender in Reinbek.

Die Idee einer Urwahl unterstützt er, das Prozedere der Kandidatenkür hält er allerdings für ungeeignet. Denn zunächst sollen sich Albig und Stegner bei den 15 Kreisverbänden vorstellen, und dort soll dann auch gleich schon mal probeweise und geheim abgestimmt werden, welcher Bewerber besser ankommt.

Puls hält das für "Quatsch". Sein Ortsverein hat den Landesvorstand, der dieses Verfahren kurzfristig beschlossen hat, gebeten, auf die Abstimmungen bei den Kreiskonferenzen zu verzichten. Sie seien "nicht sinnvoll", heißt es in dem Schreiben. Und weiter: "Wenn über die Spitzenkandidatur von allen SPD-Mitgliedern in Schleswig-Holstein in einem einheitlichen schriftlichen Wahlverfahren entschieden werden soll, können vorherige Einzelabstimmungen in zufällig zusammengesetzten Regionalveranstaltungen auch nur Zufallsergebnisse produzieren, die für die Meinungsbildung der an solchen Konferenzen in der Regel nicht teilnehmenden sogenannten einfachen Mitglieder irreführend wären. Das gilt umso mehr, wenn, wie von uns befürwortet, die regionalen Kandidatenvorstellungen generell als öffentliche Veranstaltungen mit Zugang auch für Nicht-SPD-Mitglieder durchgeführt werden."

Bei den Stormarner Genossen gibt es nahezu einhellige Kritik am Prozedere der Kreiskonferenzen. Jochen Proske, Chef des Ortsvereins Ahrensburg: "Wir sollten uns für ein schnelleres Verfahren entscheiden. Das jetzige birgt die Gefahr, dass wir uns monatelang nur mit uns selbst beschäftigen. Und ich finde, wir sollten bei der Urwahl auch Menschen mitmachen lassen, die nicht SPD-Mitglied sind."

Uwe Westphal, der den Großhansdorfer Ortsverein leitet, sagt: "15 Kreiskonferenzen sind zu viel, das kann man auch dem Herrn Albig nicht zumuten, der hat als Oberbürgermeister in Kiel viel zu tun. Vier Regionalkonferenzen müssten reichen." Er hofft, dass der Landesparteitag am kommenden Sonnabend doch noch ein einfaches Verfahren beschließen könnte: "Das ist noch nicht ausgesungen."

Martin Habersaat, der SPD-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete, tritt ebenfalls für Änderungen ein. Er wollte gestern bei einer abendlichen Sitzung aller Kreis-Chefs den Vorschlag machen, dass mehrere Kreisverbände eine gemeinsame Sitzung zur Vorstellung der Kandidaten organisieren können - wenn sie es wollen.

Auf die Frage, welcher Kandidat der bessere sei, bekommt man bei Stormarns SPD unterschiedliche Antworten. Uwe Westphal findet: "Viele sagen, Stegner sei arrogant. Ich finde das nicht, er ist ein toller Kandidat. Aber auch Herr Albig macht einen positiven Eindruck." Frank Lauterbach, Ortsvereinsvorsitzender in Glinde, sagt: "Ich habe ein positives Bild von Stegner. Er ist bekannter als Albig." Jochen Proske: "Ich glaube, Stegner hat ein Imageproblem. Albig kann auf Menschen zugehen." Susanne Danhier, die Bargteheider Ortsvereinsvorsitzende, sagt: "Ich finde es gut, dass es zwei Bewerber gibt. Man muss sie jetzt erst einmal kennenlernen."