Stadt Ahrensburg reicht EU-Zertifizierungen beim Eisenbahnbundesamt ein

Ahrensburg. Sie stehen am Bahnsteig der Haltestelle Ahrensburg-Gartenholz und warten auf die Regionalbahn, die von hier noch nie abgefahren ist. Sie sind aus Plastik. Sie sind Spielfiguren, die - gleich in Resignation erstarrter Fahrgäste - für ein Foto posieren. Plastikfiguren auf dem Spielplatz Brüsseler Bürokraten. Denn der bald seit einem Jahr fertige Bahnhof darf weiterhin nicht genutzt werden, weil auf Papieren ein paar Stempel fehlen. Sie sollen die sogenannte EU-Zertifizierung belegen.

Doch nun scheint der Augenblick, da echte Fahrgäste in berechtigter Hoffnung auf eine Zugfahrt warten dürfen, in Sichtweite zu rücken. Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach sagt: "Wir haben jetzt alle Unterlagen gemeinsam mit der Bahn beim Eisenbahnbundesamt eingereicht."

Prüfung des Eisenbahnbundesamt dauert bis zu vier Monate

Was nicht heißt, dass jetzt alles ganz schnell geht. Der Pressesprecher des Eisenbahnbundesamtes (EBA), Moritz Huckebrink, sagt: "Nach den Vorschriften dauert die Prüfung maximal vier Monate. Es können sich aber auch Ungereimtheiten ergeben." Wenn die Unterlagen also nicht vollständig oder gar fehlerhaft sein sollten, könnte es auch noch länger dauern. Erst wenn alles in Ordnung ist, kann das EBA grünes Licht geben. Und: "Nach der Zulassung dauert es etwa zwei bis drei Wochen, bis der Bahnhof in den Fahrplan eingepflegt werden kann", sagt Bahn-Pressesprecher Egbert Meyer-Lovis. Er ist trotzdem sicher, sogar "fest davon überzeugt", dass der Bahnhof noch in diesem Jahr eröffnet werden kann. Ein Bahnmitarbeiter habe die Unterlagen sogar persönlich in das markante Gebäude der Hamburger Außenstelle des EBA am S-Bahnhof Sternschanze gebracht und dem Sachbearbeiter übergeben.

Auch die am Bahnhofsbau Beteiligten waren in den vergangenen Monaten zu Spielfiguren der Brüsseler Bürokratie geworden. Sie hoffen jetzt auf das Ende der Posse um die insgesamt acht Millionen Euro teure Haltestelle. Die Unterlagen über Zertifizierungen und Genehmigungen füllen Aktenordner. Darin finden sich EU-Zertifizierungen für Bahnhofsschilder, die Beleuchtung und sogar für die beiden Mülleimer an der Haltestelle. Einige dieser EU-Vorgaben, die im Brüsseler Regelwerk namens Transeuropäische-Eisenbahn-Interoperabilitätsverordnung, kurz TEIV, vorgeschrieben sind, wurden zum Stolperstein für die eigentlich für Dezember 2009 geplante Eröffnung. Die geforderten Fahrscheinautomaten für Sehbehinderte beispielsweise waren noch gar nicht auf dem Markt.

Streit um Transeuropäische- Eisenbahn-Interoperabilitätsverordnung

Mängel bei der Bauausführung kamen hinzu. Dabei waren die Arbeiten zunächst schnell angelaufen. Im Juli 2008 rollten die Bagger an. Erst unter Federführung der Bahn Station & Service AG, seit Mitte 2009 unter Aufsicht der Stadt. Als der Bau fertig war, blieben die Akten geöffnet, blieb der Bahnhof geschlossen. Meyer-Lovis: "Der Bahnhof ist bundesweit der erste, der diese Verordnung erfüllen muss."