Der Plan eines Landwirts für eine Anlage mit 39 800 Masttieren sorgt bei den Einwohnern des Dorfes für Verunsicherung. Das letzte Wort hat Kiel

Jersbek. Normalerweise bleiben die Jersbeker Gemeindevertreter bei ihren Sitzungen meist unter sich. Bei der jüngsten Tagung am Montag herrschte großer Andrang. Gut 80 Bürger waren ins Mehrzweckhaus gekommen. Der Grund: Die Beratungen über den Bau eines Hähnchenmaststalls. Der Jersbeker Landwirt Hans-Joachim Kratzmann möchte die Anlage an der Straße Langereihe auf seiner Ackerfläche rund 400 Meter nördlich vom Alten- und Pflegeheim Haus im Wiesengrund errichten.

Kratzmann war zur Sitzung erschienen und gab Auskunft über Umfang und Stand der Planungen. "Wir wollen in dieser Sache von Anfang an mit offenen Karten spielen und die Öffentlichkeit mit einbeziehen", sagte Bürgermeister Herbert Sczech. Der Gemeinderat habe sich mit dem Antrag befasst, eine vergleichbare Anlage in der Nähe von Bordesholm besichtigt und vor kurzem mit dem Antragsteller und einigen Anwohnern der Langereihe den möglichen Standort für den Maststall am Jersbeker Ortsrand angesehen. Sczech: "Darüber hinaus haben wir uns juristischen Beistand geholt, um unseren Handlungsspielraum bei diesem Vorhaben abzuklären.

Fachanwalt Jürgen Punke aus Kiel war am Montag nach Jersbek gekommen, um den Dorfbewohnern den Sachverhalt zu schildern. Was er ihnen mitzuteilen hatte, gefielt den Einwohner des Ortes allerdings nicht. "Es geht hier um ein privilegiertes Bauvorhaben im Außenbereich. Es gibt für die Fläche keinen Bebauungsplan. Nach derzeitigem Stand hat die Gemeinde keine Möglichkeit, ihr Einvernehmen zu versagen. Die Gemeindevertreter würden rechtswidrig handeln, wenn sie ihre Zustimmung verweigerten. Mehr noch, sie würden sich schadenersatzpflichtig machen", sagte Punke.

Das Hähnchenmaststall-Projekt steht noch ganz am Anfang. Fakt ist, dass der Landwirt einen Bauantrag für eine 90 mal 20 Meter große Anlage mit einer Kapazität von 39 800 Mastplätzen eingereicht hat. "Die Hähnchen werden auf Stroh gehalten. Wir rechnen mit 60 Lastwagen-Fahrten im Jahr", sagte Antragsteller Kratzmann.

Das Antragverfahren unterliegt wegen der Zahl der Mastplätze dem Emissionsschutzecht. Die Genehmigungsbehörde ist das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR). Ein Emissionsgutachten sei in Arbeit, bestätigte Kratzmann. Nicht nur für den favorisierten Standort nördlich des Altenheimes, sondern auch für den alternativen Standort südlich der Langereihe direkt auf dem Kratzmannschen Betrieb.

Viele der anwesenden Bürger hörten an diesem Abend zum ersten Mal etwas von den Plänen. Begeistert waren sie nicht, dennoch verlief die anschließende Diskussion sachlich. Die Fragen offenbarten jedoch die mannigfaltigen Ängste und Bedenken, die sich für die Bürger mit dem Projekt verbinden: Wertminderung der Häuser, Gewässerschutz, Lärm- und Geruchsbelästigung, die Frage der Erschließung. Ein Bürger brachte es auf den Punkt: "Was kommt da auf uns zu? Die Dimension eines solchen Vorhabens erschließt sich mir überhaupt noch nicht." Ein Jersbekerin äußerte die Sorge, dass die Anlage, wenn sie in Betrieb gegangen ist, unmittelbar erweitert werden könnte. Auf die Frage einer Jersbeker Bürgerin, ob es nicht möglich sei, einen Standort zu suchen, der vom Dorf möglichst weit entfernt liege, antwortete Landwirt Kratzmann, das sei ihm nicht möglich. Die übrigen Flächen, die er bewirtschafte, seien gepachtet. Die ins Auge gefasste Fläche sei seine eigene.

Die Anregung der Jersbekerin griff Gutsbesitzer Julius von Bethmann-Hollweg auf. Er bot dem Landwirt an, über einen Flächentausch nachzudenken. "Möglicherweise finden wir eine Fläche, die weiter weg ist", sagte er. Wenn das für das Dorf weniger Beeinträchtigungen mit sich bringe, sei er dazu bereit. Julius von Bethmann-Hollweg: "Es wäre schön, wenn wir eine verträgliche Lösung schafften." Er bestätigte, dass für kommende Woche ein Gespräch mit Hans-Jürgen Kratzmann vereinbart worden sei. Bürgermeister Herbert Sczech äußerte die Hoffnung, einen Konsens zu finden: "Das Thema wird uns noch öfter beschäftigen."