Landtagsabgeordneter und Bürgermeister befürchten, dass die Ahrensburger Klinik schließen muss, aber kein Ersatz geschaffen wird

Ahrensburg. Der Ahrensburger CDU-Landtagsabgeordnete Tobias Koch befürchtet eine "jahrelange Hängepartie", Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach sieht das "Selbstverständnis der Stadt" berührt: Die ungewisse Zukunft der Klinik an der Manhagener Allee treibt den Politiker und den Verwaltungschef um. Ende Juni 2011 läuft der Pachtvertrag für das Gebäude aus, das der Park-Klinik Manhagen in Großhansdorf gehört. Eine Verlängerung ist derzeit ausgeschlossen. Den 58 Beschäftigten der Klinik Ahrensburg droht die Arbeitslosigkeit, den Patienten droht der Verlust von ärztlicher Versorgung im Ort.

"Ahrensburg braucht ein Krankenhaus, das gehört einfach zur Stadt", meint Michael Sarach, der Bürgermeister der Schlossstadt. So klar die Diagnose ist: Eine Therapie hat noch niemand gefunden. "Die Fronten zwischen den Vertragspartnern sind derart verhärtet, dass Gespräche nichts mehr nützen", konstatiert Tobias Koch. Er war im Dezember 2009 mit einer Stormarner Delegation in Kiel, um mit dem Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) über den Krankenhaus-Streit zu sprechen. Das Ergebnis war negativ: Dem Minister gelang es nicht, den Streit beizulegen. Kurz darauf lehnte es das Ministerium auch noch ab, einen Klinikneubau in Ahrensburg mitzufinanzieren.

Seitdem haben die Rechtsanwälte das Sagen - in mehrfacher Hinsicht. In einem Rechtsstreit geht es um die Frage, wem die 37 Betten gehören, mit denen die Klinik Ahrensburg im Krankenhausplan des Landes eingetragen ist: der Klinik oder dem Eigentümer des Gebäudes? In einem weiteren Rechtsstreit soll geklärt werden, ob die Park-Klinik Manhagen möglicherweise zu Unrecht Fördermittel vom Land bekommen hat.

Der Landtagsabgeordnete Tobias Koch sieht in diesen juristischen Auseinandersetzungen eine Gefahr. "Das Worst-Case-Szenario wäre, dass es wegen des Rechtsstreits zu einer jahrelangen Hängepartie kommt. Die Klinik Ahrensburg müsste als Folge schließen, aber einen Ersatz für die dort angebotenen medizinischen Leistungen würde es dann auch erst einmal nicht geben." Man könne derzeit leider nichts anderes tun, als auf die Urteile zu warten: "So bitter das für die Region ist." Der Bürgermeister Michael Sarach setzt darauf, dass eine Übergangslösung für die Ahrensburger Klinik gefunden wird: "Das würde ich mir wünschen."

Ursache des Streits zwischen den Krankenhäusern ist offenbar ein knallharter Wettbewerb um Patienten. Schon 2007 hat die Park-Klink Manhagen versucht, vom Land Fördermittel für eine unfallchirurgische Abteilung zu bekommen. Das geht aus einem Antrag hervor, der der Stormarn-Ausgabe des Abendblattes vorliegt. Dabei bietet auch die Klinik Ahrensburg unfallchirurgische Dienste an.

Im April 2007 beantragte die Gesellschaft für Systemberatung im Gesundheitswesen (GSbG), die Träger der Park-Klinik ist, beim Land Geld für einen Anbau. Begründung: Die Patientenzahlen in den beiden Abteilungen für Orthopädie und Augenheilkunde seien gestiegen, außerdem wolle man in Kooperation mit dem Unfallkrankenhaus Boberg und der Uni-Klinik Lübeck eine Unfallchirurgie aufbauen. "In der Region Ahrensburg (95 000 Einwohner) existiert nach dem Krankenhausplan des Landes Schleswig-Holstein keine planerisch ausgewiesene Unfallchirurgie." Damit stehe das "zukünftige unfallchirurgische Versorgungsangebot Manhagen" nicht in Konkurrenz zu anderen Kliniken im Einzugsgebiet.

Rund ein Jahr später, am 3. April 2008, bekam die Park-Klinik einen Bescheid über einen Landeszuschuss von 7,8 Millionen Euro. Laut Gesundheitsministerium wurde aber nicht der Bau einer Unfallchirurgie finanziert. "Die Unfallchirurgie ist vom Ministerium wieder - bis auf den letzten Stein - rausgerechnet worden", sagt Ministeriumssprecher Matthias Badenhop.

Abgesehen davon sei die Unfallchirurgie auch kein Fachgebiet der Klinik Ahrensburg. Badenhop: "Nach den uns vorliegenden Daten wurden dort Patienten, deren Diagnose auf einen Notfall schließen lassen könnte, fast ausschließlich konservativ, das heißt ohne eine Operation behandelt." Auch der zweite Ministeriumszuschuss für die Park-Klinik, 3,2 Millionen Euro für den zweiten Teil des Anbaus, habe nichts mit einer Unfallchirurgie zu tun. Mit dem Geld werde unter anderem der Aufbau eines Kinderwunschzentrums gefördert. Das solle die "Abwanderung schleswig-holsteinischer Patienten nach Hamburg" verringern.

Sollte die Klinik Ahrensburg ersatzlos gestrichen werden, dürfte das die Abwanderung von Patienten nach Hamburg beschleunigen. Das geht aus einer Krankenhausliste des Ministeriums hervor. Es hält den Vorwurf, den Ahrensburgern drohe ein Verlust der medizinischen Versorgung vor Ort, für "haltlos und unverantwortlich". Matthias Badenhop: "In einem Umkreis von 27 Kilometern um Ahrensburg befinden sich fünf weitere Krankenhäuser."

Wer indes chirurgische Dienste benötigt, die in der Ahrensburger Klinik ja hauptsächlich angeboten werden, wird in vielen Fällen weder in der vom Ministerium aufgelisteten Park-Klink Manhagen (800 Meter entfernt) noch im Krankenhaus Großhansdorf (1,8 Kilometer, auf Lungenkrankheiten spezialisiert) fündig. Er muss zehn Kilometer fahren - zum in Hamburg-Volksdorf gelegenen Amalie-Sieveking-Krankenhaus. Warum sollte er die deutlich längeren Wege ins Reinbeker St. Adolf-Stift (23 Kilometer) oder in die Oldesloer Asklepios-Klinik (27 Kilometer) auf sich nehmen?